Es dämmerte bereits, als wir Lothlorien erreichten. Ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten. Aragorn blickte mich immer wieder besorgt von der Seite her an. Wir hielten vor dem Wald an. „Das ist Lothlorien. Es ist einer der friedlichsten Orte, die es zu diesen gefährlichen Zeiten noch gibt. Hier sind wir in Sicherheit", erklärte Aragorn und wir setzten uns wieder in Bewegung. Meine Bewegungen waren angestrengt und mühsam und ich wusste, dass ich nicht mehr lange durchhielt. Nur noch ein bisschen. Bitte, nur noch ein wenig, spornte ich mich selber an. Meine Beine schleiften beinah über den Waldboden und die Schmerzen waren schlimmer als je zuvor. Ich stützte mich an einem Baum ab. Mein Körper konnte nicht mehr, obwohl mein Kopf sagte, ich müsse weiter. Ich wusste, dass es keinen Sinn hatte und blieb, wo ich war. Die Gefährten liefen einfach weiter und weil ich am Ende des Zuges gelaufen war, fiel keinem auf, dass ich fehlte. Ich ließ mich am Stamm zu Boden sinken und lehnte den Kopf gegen den Baum. Meine Hand fand wie automatisch meine Kette mit dem Ring. „Es tut mir Leid, Eluréd, dass es so enden muss, aber es geht einfach nicht mehr", murmelte ich mit letzter Kraft auf Elbisch. Ich zitterte am ganzen Körper, das Fieber musste zugenommen haben. Mein Blick trübte sich und ich blickte ein letztes Mal zum Blätterdach hinauf. Der Schmerz wurde so schlimm, dass ich die Zähne zusammenbeißen musste, um nicht aufzuschreien. Als ich den Blick langsam gen Boden senkte, sah ich, dass das Gras sich inzwischen rot verfärbt hatte. Zitternd schloss ich die Augen. Das Letzte, was ich spürte, war, wie weiche Hände mich vom Boden aufnahmen, doch ich wusste nicht, ob ich es mir nicht vielleicht eingebildet hatte.
POV Aragorn:
Ich ging ganz vorne. Der Schmerz, einen guten Freund verloren zu haben, nistete immer noch in mir und ich bildete mir erst gar nicht ein, dass er weggehen würde. Er würde bleiben, bis ich eines Tage starb und erst dann würde er vergehen. Wir waren inzwischen fast zwanzig Minuten gelaufen und ich sah, dass die Hobbits am Ende waren. Einzig Legolas lief noch genauso leichtfüßig wie zu Tagesbeginn. Gimli und Boromir schleppten sich auch nur noch dahin. Und Ithil ... Moment, wo war sie? Sie lief nicht hinter Frodo! Ich blieb stehen. Verschwommen hörte ich, wie Gimli den Hobbits irgendetwas über eine Hexe erzählte, die hier wohnen sollte. Legolas' Blick streifte mich, fragend. Ich hatte keine Zeit, zu antworten. Ich musste Ithil finden. Sie war irgendwo in diesem Wald, irgendwo und das ganz alleine. Dann musste ihre Wunde schlimmer gewesen sein, als sie gesagt und ich vermutet hatte. Vielleicht lag sie irgendwo alleine, wie ein unschuldiges Reh im Gras und wartete auf den Tod! Ich bekam Panik. „Ithil" Eigentlich hatte ich es schreien wollen, doch nur ein leises Flüstern kam heraus. Ich hatte Angst um sie, panische Angst. Was, wenn es zu spät war, was wenn ... Ich wurde von einem Pfeil abgelenkt, der sich gegen meine Kehle richtete. Zuerst dachte ich, es sei Legolas', doch dann erkannte ich einen Waldelben, der mich wachsam anblickte. Links neben ihm sah ich einen Elben, der mir, den Valar sei Dank, bekannt vorkam. „Haldir!", rief ich ihm zu. Er drehte sich um und erkannte mich. „Aragorn." Er neigte den Kopf. „Haldir, es ist sehr wichtig! Bitte, lass mich gehen. Ich muss noch einmal zurück, dringend!", sprach ich zu ihm und gab mir keine Mühe, meine Panik zu unterdrücken. „Aragorn, was ist los?", fragte Legolas genau in dem Moment, in dem Pippin rief: „Ithil, sie ist weg!" Alle Gefährten drehten sich um und untersuchten jeden Fleck auf der Lichtung. Sie ignorierten die Pfeile, die auf sie zeigten. „Haldir, bitte!", versuchte ich es erneut. Er nickte. Ich wollte gerade losrennen, als ich einen Pfiff hörte.
Ein Elb sprang aus dem Blätterdach eines Baumes. In seinen Armen war eine Art Bündel, von dem ich nur den Umhang sah. Er schien eigentlich grün zu sein, doch er hatte sich zum größten Teil rot verfärbt. „Ithil!" Mit einem Schrei rannte ich los und riss sie dem überraschten Elben aus den Armen. Sanft legte ich sie auf den Waldboden und bekam einen Schreck. ich merke kaum, wie sich alle Gefährten in einem Kreis um mich und Ithil versammelten, das Einzige, was ich sah, war der riesige Blutfleck, der durch ihren Mantel schien. „Nein!" ich riss den Mantel beiseite, allen Stoff, der mich von der Wunde trennte und mir stockte der Atem. Ihr ganzer rechter Hüftknochen war ein einziges Blutbad. Überall war Blut, so viel Blut. War es zu spät? Ich legte den Kopf an ihre Brust und horchte nach einem Lebenszeichen, doch es gab keins. Panisch legte ich zwei Finger an ihren Hals und spürte nach einem Puls. Ich fand das leichte Klopfen und seufzte erleichtert auf. Sie lebte. Zum Glück! Ich nahm sie hoch und blickte Haldir an. „Schnell, wir müssen zu Galadriel!" Ich lief schon los und vergaß alle Müdigkeit. Die anderen Gefährten folgten mir, auch sie hatten die Müdigkeit vergessen. Jetzt zählte nur noch, Ithil lebend zu Galadriel zu bringen. Sie würde schon etwas tun können.
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Túre í maranwe - Schatten der Vergangenheit
Fanfiction„Das ist kein Feind für Euch! Flieht!", sagte er und ich hörte Verzweiflung aus seinen Worten heraus. „Ich weiß, was ich kann. Ich werde ihn besiegen. Geht nur!", erwiderte ich und blickte ihn mit meiner gesamten Entschlossenheit an. „Ich zweifle ni...