»Sind Sie wirklich so lebensmüde, Mr. Shelby?«
Wieder umspielte ein müdes Lächeln Tommys Lippen.
»Ich besitze einen Haufen wertvoller Dinge, Miss Blackham. Mein Leben ist keines davon.«
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Thomas Shelby ist nicht mehr derselbe, seitdem...
Räuspernd strich sich Tommy seinen Mantel zurecht, als er wieder auf den Beinen war. Innerlich verfluchte er sich für diesen jämmerlichen Auftritt. Dass Vorfälle dieser Art immer dann eintraten, wenn Alice in seiner Gegenwart war, war nur ein Grund mehr, sie endlich wieder loszuwerden.
Doch gerade, als er sich wieder zusammenreissen und in seine gewohnte Rolle mit Scheuklappen schlüpfen wollte, erhielt Thomas Shelby ein Zeichen. Ein stechender Schmerz in seinem linken Arm brüllte ihm förmlich zu, dass es zu viel war.
Innerlich erschrocken, doch äußerlich gefasst packte er sich zunächst an seinen Arm, dann direkt ans Herz. Das Stechen wurde schlimmer, bis ihm schließlich sogar der Atem stockte. Ob ihm der Schmerz oder doch der Gedanke, dass ihn nun wohl ein Herzinfarkt dahinraffen würde, das Bewusstsein raubte, konnte Tommy nicht mehr ausmachen. Er spürte nur, dass er schon wieder am Boden war — und wieder Alice ihn in den Arm nahm. Diese war jetzt allerdings weitaus hysterischer, als sie nach Ada rief.
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Als Tommy wieder zu sich kam, war es ungewohnt hell um ihn herum. Es dauerte keine Sekunde, bis ihm klar wurde, dass er in Krankenhaus gelandet war. Dieses widerliche Weiß und dieses grelle Klinik-Licht war ebenso unverkennbar wie der beißende Geruch, der hier in der Luft lag.
Gott, sich selbst und dann denjenigen, der ihn hierher verfrachte hatte — in dieser Reihenfolge verfluchte er die Beteiligten an der Situation. Ein Shelby hatte im Krankenhaus ebenso wenig verloren wie ein Schwein beim Pferderennen. Selbst ein leichter Herzinfarkt änderte daran nichts.
Schnell machte Tommy die Fluchtwege aus, ehe ihm wieder einfiel, wer er war. Er musste nicht durch das Fenster fliehen, er konnte unbeirrt nach draußen spazieren. Doch gerade als er sich aus dem Bett schwingen wollte, wurde ihm Einhalt geboten.
Den stechenden Schmerz in seinem gesamten Körper hätte er noch ignorieren können, nicht aber sie Stimme, die ihn ermahnte. »Denk nicht mal dran«, befahl Alice und musterte ihn ernst. Sie saß auf einem Holzstuhl in der Ecke und hatte Schatten unter den Augen, die ihm deutlich machten, dass sie dieses Krankenbett kaum aus den Augen gelassen hatte. Allzu schlimm konnte es jedoch nicht um ihn stehen, ansonsten wäre sie besorgter gewesen.
»Du hier? Sag bloß, du hast Urlaub von deinen Polypen-Chefs bekommen«, lachte Tommy sofort hämisch. Wieder durchfuhr ihn ein Schmerz, als er sprach — doch die Bemerkung war ihm wichtig genug, um darüber hinweg zu sehen.
»Das ist dein erster Gedanke?«, staunte auch Alice direkt. »Campbell scheint dich doch besser zu kennen, als ich dachte. Da hat er wirklich einen wunden Punkt getroffen.« Tommy knirschte mit den Zähnen, gab nach außen aber weiterhin den Unbeeindruckten.
»Willst du gar nicht wissen, was dir fehlt?«, fragte Alice dann. Kurz überlegte Tommy. Er erinnerte sich daran, dass er im Haus seiner Schwester gewesen ist. Und an Alice. Und dann fiel ihm auch sein emotionaler Zusammenbruch wieder ein.