Kapitel 16

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Lili, Feli und ich sitzen auf meinem Balkon und trinken Wein. Jeder hat seine eigene Flasche, weil Feli Rosé liebt, Lili Weißwein und ich Rotwein. Trotzdem trinken wir aus Gläsern.

„Ich habe gelernt meine Emotionen mit Johnny zu kommunizieren. Und es stellt sich heraus, dass jedes Mal, wenn ich denke, er könnte mich verlassen, er eigentlich das Gegenteil denkt."

Wir reden über Lilis Therapie. Man merkt, dass es ihr unheimlich hilft, ihre Probleme mit ihrer Psychotherapeutin anzugehen. Lili strahlt wieder. Etwas, das sie in der Beziehung mit Quinn verloren hat.

„Johnny würde dich nie verlassen.", sage ich.

„Das weißt du nicht."

„Doch.", sagen Feli und ich gleichzeitig.

Und Lili lächelt.

Dann räuspert sich Feli. Sie sieht nervös aus. Ich nehme ermutigend ihre Hand. Sie lächelt mich dankbar an.

„Ich bin...naja...ich bin bei der gleichen Therapeutin. Schon seit über einem Jahr.", sagt sie.

Ich starre sie an. „Warum hast du nie was gesagt?", flüstere ich.

„Ich weiß nicht. Ich hab einfach nicht darüber geredet. Mit niemandem außer meinem Bruder. Es ist mir nicht peinlich, aber viele haben Vorurteile. Nicht ihr...aber ich habe für mich entschieden, es niemandem zu sagen. Das war nicht richtig. Ich hätte damit Lili die Angst nehmen können."

Lili schüttelt den Kopf. „Du musst mir nicht die Angst nehmen Feli. Das ist nicht dein Job."

Feli beginnt zu weinen und mein Herz bricht. Lili und ich stehen auf und nehmen sie in die Arme.

„Ich...Ich habe Angstzu...Angstzustände und depressive Episoden. Ich...aber mir geht es besser...ihr müsst euch keine Sorgen um mich machen.", schluchzt Feli.

„Oh, Feli." Ich streiche mir eine Träne von der Wange.

„Es ist nicht so schlimm. Wirklich."

Ich stehe auf und hole Tempos. Als ich zurückkomme, liegen sich Lili und Feli schluchzend in den Armen. Ich gebe ihnen die Taschentücher.

Ich streiche mir die Tränen von den Wangen. „Mensch, Mädels, ich weine doch eigentlich nie."

Die beiden ziehen mich in ihre Umarmung. Wir weinen zusammen. Irgendwann beruhigen wir uns und trinken noch mehr Wein.

„Du bist so stark, Feli.", sage ich.

Sie lächelt.

„Siehst du diese Woche deinen Professor?", fragt Lili.

Ich schüttle den Kopf. „Er ist in Afrika. Ich sehe ihn erst in einer Woche wieder."

Lili nickt. „Vielleicht ist es gut, wenn ihr ein bisschen Abstand habt. Du verbringst viel Zeit mit ihm."

„Ich mag es, Zeit mit ihm zu verbringen."

„Das ist das Problem.", sagt Lili.

„Wo ist dabei das Problem?"

„Naja, so viel Zeit wie du mit ihm verbringst...nicht, dass du Gefühle für ihn entwickelst."

Ich sage nichts, aber denke, vielleicht habe ich das schon.

TabuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt