Kapitel 22

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Am Freitag kommt Ares wieder. Aber er ist distanziert. Er erkundigt sich, wie es mir geht und streichelt Mr. Cuddles. Dann geht er wieder.

Der Verlust des offenen, liebevollen Ares tut weh. Er hat sich vor mir wieder verschlossen. Und ich hasse es.

Am Samstag sage ich zu, ein Interview zu machen, weil es mir wieder besser geht. Ich rufe Ares an und sage ihm, dass es mir gut geht und er nicht vorbeikommen braucht. Er ist nicht begeistert, dass ich schon wieder arbeite, das merke ich, aber er sagt nichts.

Das Interview ist mit einem Model. Sie heißt Jessica. Weil es kurzfristig ist, habe ich mir die Fragen schicken lassen und habe sie nicht recherchiert.

Als sie das Büro betritt, bekomme ich ein ungutes Gefühl. Ich kenne sie irgendwoher, aber mir fällt nicht ein woher.

Bis sie sich vorstellt. „Hallo, ich bin Jessica Aetos."

Scheiße. Vor mir steht Ares Ex-Frau.

„Hi, Zara König. Schön, sie kennenzulernen.", versuche ich zu überspielen.

„Wollen wir uns duzen?", fragt sie lächelnd. Und ich mag sie. Das macht die ganze Situation noch unangenehmer.

Natürlich können wir uns duzen. Soll ich dir was erzählen? Ich hab vorgestern deinen Ex-Mann geküsst. Und er ist mein Professor. Witzig oder?

„Natürlich. Du kannst mich Zara nennen. Wollen wir uns setzen? Willst du Kaffee oder ein anderes Getränk?", sage ich stattdessen.

„Gerne, ein Wasser."

Ich schenke ihr ein Wasser ein und betrachte sie. Sie ist wirklich wunderschön und ich fühle mich augenblicklich unsicher. Sie hat braune mittellange Haare, grüne Augen, sinnliche Lippen und einen Schönheitsfleck am Mund. Sie sieht ein bisschen aus wie Cindy Crawford. Bin ich überhaupt Ares Typ? Ich sehe ganz anders aus als sie.

Ich stelle das Glas auf dem Tisch ab und setze mich auch. „Gut, beginnen wir das Interview. Darf ich dich aufnehmen?"

„Gerne."

Ich starte das Aufnahmegerät. „Also, um unsere Leser mitzunehmen, wie begann deine Karriere?"

„Ich war in Berlin, meiner Heimat, unterwegs und ein Modelscout hat mich angesprochen."

I bet.

„Und dann wurde ich in die Modelagentur aufgenommen. Mein erster Job war für Gucci auf der Paris Fashion Week."

Natürlich.

„Und so ging es los."

Ich setze ein Lächeln auf. „Wow, für Gucci. Das muss eine große Ehre gewesen sein."

Wir reden eine Weile über ihre Karriere, bis sie auf ihre Ehe zu sprechen kommt.

„Ich war so verliebt. Wir waren beide so verliebt. Aber ich hatte keine Zeit für ihn und irgendwann haben wir uns leider auseinander gelebt."

In meinem Magen tut sich ein Loch auf. Das zwischen mir und Ares könnte nie funktionieren. Ich will auch Karriere machen. Es würde nicht funktionieren und nur mit zwei gebrochenen Herzen enden. History has a way of repeating itself.

„Hast du Kinder?", frage ich und merke gleich wie unangebracht die Frage ist, aber ich warte, weil ich es wissen muss. Ist Ares Vater?

Sie schüttelt den Kopf. „Wir wollten beide keine Kinder."

Ich nicke. Wenigstens da stimmen Ares und ich überein. „Entschuldige, dass ich gefragt habe."

„Alles gut."

„Das war alles. Danke für deine Zeit." Ich beende die Aufnahme. „Darf ich dich noch was persönliches fragen?"

„Ja."

„Kannst du dir vorstellen, nochmal mit Ares zusammenzukommen?", frage ich.

„Ja, er ist wundervoll. Vielleicht eines Tages..."

Ich nicke. „Danke."

Damit ist es geklärt. Warum sollte Ares mit mir zusammen sein wollen, wenn er die wunderschöne Liebe seines Lebens zurück haben kann?

TabuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt