Tabu

Kapitel 17

„Warum bist du heute so nervös, Zara?", fragt Isa.

Ich zupfe an meinen Shorts und meinem Sport-BH. „Ich hab heute einfach kein gutes Gefühl."

Mein Magen rebelliert. Ich habe schweißnasse Hände. Ich zittere. Ich verstehe nicht, was los ist. Ich bin sonst nie so aufgeregt vor Kämpfen.

„Sollen wir es absagen?"

Ich schüttle den Kopf. „Wegen einem unguten Gefühl? Nein. Wir ziehen das durch."

Isaiah klopft mir auf den Rücken. „Das ist meine Zara."

Dann gehe ich raus in den Ring und nehme meine Kapuze ab. Es wird laut gejubelt. Ich habe eigene Fans. Es ist wunderbar und ich bin dankbar. Das ungute Gefühl verfliegt ein bisschen.

Meine Gegnerin tritt in den Ring. Sie ist massiger als ich, aber gerade noch in derselben Gewichtsklasse. Ich habe Respekt vor ihr. Sie killt mich mit ihren Blicken. Da ist jemand auf Blut aus.

Der Kampf beginnt und mir wird schnell klar, dass ich meine Gegnerin unterschätzt habe. Sie kämpft heftig. Ich habe Probleme, ihren Schlägen auszuweichen. Und meine eigenen Schläge treffen nicht oft genug.

Ich bekomme Angst. Ich bin hier unterlegen. Ich könnte mit ernsthaften Verletzungen hier rausgehen. Ich lege meinen Fokus mehr auf Verteidigung und weiche mehr aus als eigene Schläge zu landen.

Ich werfe einen verzweifelten Blick zu Isa. Dadurch bin ich kurz abgelenkt und meine Gegnerin trifft voll meinen Kopf.

Ich gehe zu Boden.

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Ich öffne meine Augen. Ich bin in einem weißen Raum.

Bin ich tot?

Oh, Gott. Ich bin tot, oder?

Meine Eltern haben immer gepredigt, wie gefährlich mein Sport ist. Vielleicht hätte ich auf sie hören sollen.

„Zara?", höre ich.

„Gott?"

Ein Lachen. „Nein, ich bin es. Isa."

„Isa, bin ich tot?"

Ein Gesicht schiebt sich in mein Blickfeld und ich erkenne meinen Trainer.

„Du bist nicht tot. Du hast nur eine Gehirnerschütterung. Du wirst wieder, Zara."

Ich atme erleichtert aus. Ich setze mich langsam auf und mir wird augenblicklich schlecht.

Isa streckt mir einen Eimer hin und ich übergebe mich.

„Oh, Gott.", murmle ich.

„Alles gut. Das ist normal. Du hast eine mittelstarke Gehirnerschütterung. Du musst ein paar Tage im Krankenhaus bleiben. Aber es wird alles gut.", beruhigt mich Isaiah.

Dann fliegt die Tür auf und meine Eltern stehen im Raum. Sie rennen beide zu mir.

„Schätzchen. Wir hatten solche Angst, als wir den Anruf bekommen haben!", ruft meine Mutter und mein Kopf schmerzt.

„Psst. Leiser.", sage ich. „Mir geht es gut. Es ist nur eine Gehirnerschütterung."

Mein Vater nimmt meine Hand. Ich lächle ihn an. „Alles ist gut, Papa."

Meine Eltern sind extra aus München angereist. Aber sie müssen morgen Abend wieder gehen, weil sie Arbeit haben. Sie sind beide Rechtsanwälte. Ich habe ihnen versichert, dass sie nicht bleiben müssen.

Am Sonntagmorgen bringen meine Eltern Frühstück für uns drei. Es waren immer nur wir drei, seit ich geboren wurde. Wir essen gemeinsam das leckere Essen. Ich will mich nicht über das Krankenhausessen beschweren, aber...

„Du musst mit dem Boxen aufhören.", sagt meine Mutter.

Ich verdrehe die Augen. „Nein."

„Denk darüber nach, Prinzessin.", bittet mein Vater.

Ich nicke, aber ich weiß, dass ich nicht mit meiner Leidenschaft aufhören werde.

Am Sonntag Abend bin ich also wieder allein. Ich traue mich endlich eine Dusche zu nehmen. Mein Kopf tut zwar weh, aber es geht.

Wieder frisch setze ich mich in mein Bett und starre vor mich hin. Ich darf weder lesen noch Fernsehen schauen. Ich darf auch nicht zu viel am Handy sein. Denn das strengt alles meinen Kopf an. Mir ist so langweilig.

Es klopft an meiner Tür.

„Ja?"

Feli und Lili stürmen den Raum. Lili umfasst meine Wangen. „Geht es dir gut?"

Ich lächle und meine Wangen werden zusammengequetscht. „Mir geht es gut."

Die beiden sehen erleichtert aus.

„Zara, du hast uns solche Angst eingejagt.", sagt Feli.

„Sorry."

„Es sollte dir wirklich leid tun.", sagt Lili, aber lächelt dabei.

Meine besten Freundinnen bleiben den ganzen Abend und sie haben mir Sachen aus meiner Wohnung mitgebracht. Klamotten, Bücher, Kosmetika,....

Ich liebe die beiden.