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Kian

Der Regen prasselte gegen mein Fenster, während von unten das Gelächter von meiner Mum und meiner Tante zu mir hoch hallte.
Die ganze Zeit starrte ich auf die Nachricht, welche ich gerade verschickt hatte. War das eine dumme Idee gewesen? Hätte ich warten sollen, dass er sich bei mir meldet?

Kian
Hey, Dad. Hast du Zeit dich mal zu treffen? Ich vermisse dich.

Ich weiß durch meine Mom, dass er sie wegen einer neuen Frau verlassen hat. Und ja, eigentlich müsste ich auch sauer auf ihn sein. Aber das bin ich nicht. 
Denn keiner kann was für seine Gefühle. Und wenn Dad keine Gefühle für Mom mehr hatte, dann sollte es eben so sein. Ich kann ihm keinen Vorwurf machen. Er war und ist nie ein schlechter Vater gewesen.
Im Gegenteil. Er ist der beste Vater den ich mir vorstellen kann. Er hat mich in allem unterstützt und hatte immer die richtigen Ratschläge parat. Wir haben früher viel zusammen unternommen. 
Und trotzdem frage ich mich jetzt, ob er vielleicht gar nichts mehr von mir wissen will. Ich habe ihm heute Mittag diese Nachricht geschickt und er hat immer noch nicht geantwortet. Mittlerweile war es 21 Uhr. 
Seufzend lege ich das Handy weg und starrte nach draußen in den klaren Nachthimmel.
Ist er wirklich durchgebrannt und hat Mom und mich im Stich gelassen? Ist er vielleicht sogar schon dabei eine neue Familie zu gründen? Bin ich ihm so egal?
Der Nachrichtenton von meinem Handy, ließ mich meine Gedanken unterbrechen. Hoffnung durchströmte mich, als ich mein Handy wieder an mich nahm und auf das Display schaute.
Nicht Dad. Aber Ilay.

Ilay
Bock zu feiern?

Kian
Es ist mitten in der Woche

Ilay
???

Kian
Ich hab morgen Schule??

Ilay
Und? Dann gehst du halt nicht hin. Ich hol dich ab

Gut, das ließ wohl keine Diskussionen offen. Also schwang ich mich doch nochmal aus dem Bett, ging schnell unter die Dusche und zog mir dann frische Kleidung an. Danach schaute ich erneut auf mein Handy um zu schauen, ob Ilay mir schon geschrieben hatte, dass er da ist. Doch es war nicht Ilay, welcher mir eine Nachricht geschrieben hatte, sondern mein Dad.
Mit einem schnellen Herzschlag öffnete ich die Nachricht.

Dad
Hey, mein Lieblingssohn. Natürlich, können wir uns treffen. Es tut mir leid, dass ich dir nicht eher geantwortet habe. Es ist viel zu tun. Aber ich erzähle alles, wenn wir uns treffen. Schreib mir doch einfach, wann es dir am besten passt. Ich richte mich nach dir. Hab dich lieb.

Als ich meinem Dad gerade antworten wollte, schrieb Ilay mir auch schon, dass er da sei. Ich entschloss meinem Dad später zu antworten und gaukelte meiner Mutter eine schnelle Ausrede vor, dass ich heute unbedingt bei Sophia übernachten müsste. Sie fragte zum Glück nicht weiter nach und ließ mich losziehen.
Mit einem Grinsen stieg in Ilays viel zu übertriebenes und teuer aussehendes Auto ein.
"Warum grinst du so?", fragte er und fuhr los.
"Ach nichts." Ich entschied ihm die ganze Geschichte mit meinem Vater später zu erzählen. "Gibt es einen Grund zum Feiern?"
Nö, einfach so. Bevor wir Taro umbringen."
"Habt ihr schon mehr über ihn herausgefunden?"
"Leider noch nicht. Aber wir haben ein paar von den Leuten ausfindig machen können, die für ihn arbeiten. Und die observieren wir jetzt."
"Es scheint so, als würdest du einen guten Job machen, als Boss."
"Wenn ich meinen Job nicht gut machen würde, würden alle um mich herum sterben."
"Du bist heiß, wenn du den Boss raushängen lässt."
Er grinste und legte seine Hand auf meinen Oberschenkel. "Ich kann bei dir auch den Boss raushängen lassen."
"Ach ja?", fragte ich verführerisch.
Das Tor zu Ilays Auffahrt öffnete sich und gerade als er stand, wurde er von Jake angerufen.
"Wo bist du?", fragte Jake.
"Hab Kian geholt."
"Komm rüber und hilf mir mit den Bierkästen."
"Schaffst du es nicht mal zwei Bierkästen zu tragen?"
"Es sind vier."
"Pussy."
Damit legte Ilay auf. Er gab mir einen viel zu kurzen Kuss und warf mir die Schlüssel zu. 
"Kannst du die Terassentür aufschließen? Dann müssen wir nicht rumlaufen."
Ich nickte und tat wie mir aufgetragen wurde. Gerade als ich die Terassentür geöffnet hatte, kam jemand mit drei Sektflaschen um die Ecke.
"Hey, du bist Kian?", fragte sie mich. "Ich bin Elara. Thores Freundin."
"Freut mich.", begrüßte ich sie uns nahm ihr zwei Flaschen ab.
Wir setzten uns in Wohnzimmer und die Anderen kamen nach und nach dazu. Die Stimmung war ausgelassen und der Alkohol floss in Mengen.
Ich erfuhr einige Sachen über die Anderen. Sie erzählten mir viele Dinge, die sie schon erlebt haben und mir fiel auf, dass sie eine Sache alle gemeinsam hatten:
Sie kommen aus keinen einfachen Verhältnissen und niemand ist freiwillig in diese Mafiasache gerutscht.
Trotzdem fiel mir auf mit wieviel Vertrauen und Respekt sie Ilay begegneten. Sie alle sahen zu ihm auf, vertrauten ihm blind. Und das beruhte auf Gegenseitigkeit.
Mittlerweile war es halb vier und alle bis auf Luka machten sich auf den Weg nach Hause.
"Luka, verpiss dich jetzt."
"Ne.", sagte er und lag quer auf dem Sofa. 
Ilay verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. "Ich glaube die Line war zu viel für ihn."
"Line?", fragte ich verdutzt. "Wann hat er das denn eingenommen?"
"Ich denke als er mit Nael und Car kurz nach draußen gegangen ist. Und ich wette mit dir sie haben auch was genommen."
"Macht ihr das öfters?"
"Ab und an."
"Du auch?"
"Selten. Du?"
"Nein."
"Besser so."
Ich folgte ihm nach draußen, da es immer noch warm war. Er zündete sich einen Joint an und ließ sich auf das Gartensofa fallen.
"Wie fandest du unsere Feier?", fragte er.
"War lustig."
Ilay nickte. "Wenn sich die Lage wieder beruhigt hat und wir Gartenpartys machen können, kannst du deine Leute auch einladen."
"Sicher? Ich dachte, sie sollen das zwischen uns nicht wissen?"
"Tun sie ja auch nicht. Ich bezweifle, dass sie wissen wer ich bin und was ich mache. Und das wir bumsen, kannst du ja ruhig erzählen."
Ich lachte nur über die Vorstellung und stellte mir dann die Gesichter von Ben und Sophia vor, wenn sie Ilays Haus und das Grundstück sahen.
"Willst du auch?", fragte er und hielt den Joint in die Höhe.
Ich nickte und wollte ihm den Joint abnehmen, als er ihn wieder zurückzog. Er grinste mich an, nahm einen tiefen Zug, nahm mein Kinn unter seine Finger und strich mit dem Daumen über meine Unterlippe, sodass ich meinen Mund öffnete. Dann blies er den Rauch in meinen Mund. Zum Schluss überbrückte er die letzten paar Zentimeter und küsste mich. Seine weichen Lippen auf meinen ließ mich alles um mich herum vergessen. Ich liebte das Gefühl, welches jedes Mal in mir hochkam, wenn er mich berührte.

Dangerous PassionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt