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Schleichend ... so fing alles an. Erst waren es Verbote, die ich zwar nicht verstand, jedoch akzeptierte. Dann wurde der Sex härter. Auch das ließ ich über mich ergehen. Das erste Mal, als er nach meinen Haaren schnappte und mich quer durchs Zimmer riss, veränderte mich. Allerdings tat ich nichts dagegen, denn er redete mir ein, selbst schuld zu sein. Nur ich trug die Schuld für sein Verhalten. Sie lastete schwer auf meinen Schultern. Immerhin glaubte ich, dass ich den Streit und seine Ausraster provozierte.

Der Moment kam, an dem ich endlich einsah, dass nur er allein für sein grobes Verhalten verantwortlich war. Darauf folgte meine Flucht. Leider folgte mir ebenso ein Schatten, der mich wieder zurück hierher katapultierte.

Gebrochen lag ich in meinem Bett und hörte dauerhaft mein Handy auf dem Nachttisch vibrieren. Nachdem ich die Bilder vor einer Stunde entdeckt hatte, versteckte ich mich unter meiner Decke und verfiel in einen Zustand, der kaum mehr eine Bewegung zuließ. Ich ging alle möglichen Szenarien in meinem Verstand durch. Erinnerungen überkamen mich. Ich suchte nach Antworten in meiner Vergangenheit. Fragte mich, ob Daxton wirklich nur durch mich so geworden war. Vielleicht hatte er Recht. Würde ich ihm meine Liebe zeigen, würde alles gut werden. Doch diese Liebe gab es nicht. Sie existierte nicht.

Meinen Kopf zur Seite drehend, starrte ich abwesend auf ein Foto von uns, das auf Daxtons Nachttisch stand. Es zeigte uns kurz nach unserer Hochzeit. Er strahlte - ich nicht. Damals wusste ich schon, dass ich zwar verliebt war und die Schmetterlinge in meinem Bauch spürte. Doch er war nicht meine große Liebe.

Erneut klingelte mein Handy. Ich ignorierte es weiterhin. Es war Daxton, der durchdrehte und nicht verstand, wieso ich mich nicht an seiner Seite befand.

"Mrs. Chambers?" Amy klopfte an meine Tür, doch ich gab keinen Mucks von mir und zog die Decke über meinen Kopf. Alleine in dieser Dunkelheit fühlte ich mich sicher. Abgeschottet von allem und jedem. Nur meine inneren Geister und ich.

Meine Augen geschlossen, atmete ich tief durch und inhalierte meinen eigenen Geruch nach Zitrone. Ich liebte dieses Shampoo, dass mich fruchtig riechen ließ.

"Mrs. Chambers!" Amys Klopfen wurde lauter, sodass ich frustriert die Decke runterriss und mich aufsetzte.

"Was?!", brachte ich wütend hervor, da öffnete sie die Tür und trat ein.

"Ich wollte Sie nur darüber informieren, dass es Mr. Chambers besser geht. Er wird heute Abend entlassen."

"Heute Abend schon?" Irritiert blickte ich zum Fenster und versank in Schuldgefühlen gegenüber Jace. Statt die Zeit zu nutzen, verfiel ich in eine Starre und nun würde Daxton sicher erstmal eine ganze Weile Zuhause sein, um sich zu schonen. Dazu kroch Angst in mir auf, als ich mir darüber klar wurde, Daxton alleine gelassen zu haben.

Ohne Amy weiter zu beachten, schnappte ich mein Handy vom Nachttisch und erkannte 26 Anrufe von ihm. Darunter auch Nachrichten.

Ich vermisse dich an meiner Seite.

Amy sagt, du möchtest ungerne das Haus verlassen - dass verstehe ich.

Bald bin ich da und ich werde nie wieder zulassen, dass du solche Angst empfinden musst.

Es tut mir leid, dich in dem Wald im Stich gelassen zu haben.

Ich mache es wieder gut, aber geh dran, Baby.

Riley ... wieso hebst du nicht ab! Meine Sorge zerreißt mich!

Baby, bitte lass mich nur für einen Moment deine Stimme hören.

"Ich bereite das Mittagessen zu." Nur flüchtig blickte ich zu Amy, die raus in den Flur verschwand und die Tür schloss. Anschließend stand ich mit dem Handy in der Hand auf und tapste zu meinem Fenster. Draußen regnete es zwar nicht mehr, doch Nebel lag noch zwischen den Bäumen des Waldes. Eine unheilvolle Atmosphäre breitete sich aus und übernahm auch mein Bewusstsein. Wie gelähmt fixierte ich den Baum, auf dem sonst immer mein Rabe saß. Er war nicht da.

Sweet Home Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt