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Das gleichmäßige Geräusch eines Piepen brachte mich langsam wieder zu Bewusstsein. Ich versuchte angestrengt meine Augen zu öffnen, doch ich schaffte es nicht, ganz gleich wie sehr ich mich anstrengte. Weiter zu schlafen schien mein einziger Ausweg. Bei diesem Gedanken stieg Panik in mir auf. Panik davor, nie wieder etwas anderes als diese schwarze Leere sehen zu können. Gefangen in einem Körper, den ich nicht kontrollieren konnte. Der sich nicht wie meiner anfühlte. 

Das Piepen beschleunigte sich. Hallte durch meinen Verstand. Überfordert davon, überschlug sich meine Atmung. Spannung entstand in meinem Brustkorb. Engte ihn ein. Eine plötzliche Berührung erschrak mich.

“Beruhige dich. Ich bin da, meine Liebste. Er kann dir nichts mehr anhaben.” Daxtons Stimme klang müde. Erschöpft. Und doch gab sie mir Kraft. Er nahm meine Hand behutsam in seine. Ich spürte seine Wärme. Seine Nähe. Wog mich durch seine Anwesenheit in Sicherheit. Mein Puls beruhigte sich wieder, während auch meine Atmung gleichmäßiger wurde. “Es tut mir so leid, dass ich nicht schneller da war. Wenn-” Seine Stimme brach, woraufhin mir Tränen in die Augen stiegen. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Erlebte immer wieder die Situation neu, ein Messer in meinen Körper gerammt zu bekommen. Alles in mir zog sich zusammen, doch Daxton sprach mir weiter zu. “Wenn du nicht mehr aufgewacht wärst… Ich will gar nicht daran denken. Ich kann nicht ohne dich leben, Riley.”

Sanft küsste er mehrere Male über meinen Handrücken. Seine Hand legte sich auf meinen Oberschenkel. Ich fühlte wieder etwas. Mein Körper kam zu mir zurück, als würde meine Seele entflohen sein und sich nur durch Daxtons Nähe trauen, wieder Gestalt anzunehmen. Ich sollte mich schlecht fühlen. Schlecht gegenüber Daxton, seine Nähe nur dann zuzulassen, wenn ich Angst empfand. Doch ich konnte in diesem Augenblick nichts fühlen. Alles in mir schien mir genommen worden zu sein. Vielleicht wurde ich aber auch genau das, was er aus mir gemacht hatte. Eine Frau, die sich in einer toxischen Beziehung zurechtfinden musste.

“Ich dachte, ich müsste sterben.” Flüsternd entkamen meiner Zunge diese Worte, ohne dass ich sie bewusst sagen wollte. Schwach öffnete ich mit großer Anstrengung meine Augen. Sofort lehnte Daxton sich über mich. Das tiefe blau seiner Augen sah mir besorgt entgegen.

“Das würde ich niemals zulassen.” Seine Hand legte sich auf meine Wange. Zärtlich strich er mit seinem Daumen über meine Haut. Meine Sicht trübte sich. Ein Gefühl von Müdigkeit machte sich in mir breit. Ich wusste, ich befand mich in Sicherheit. Mir konnte nichts passieren. Nicht hier neben Daxton im Krankenhaus. Wo es genug Menschen zwischen mir und meinem Angreifer gab. 

Daxton meinte zwar, dass der Unbekannte es auf ihn abgesehen hätte. 

Womöglich wegen seiner Stellung und Position bei der Polizei. Oft genug bekam er Drohungen von Familien, deren Söhne er verhaftet hatte. Ich wusste es besser. Ich wusste, es war mein Schatten, der mir das Licht ausknipsen wollte, damit wir beide aufhörten zu existieren.

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“Nein! Und jetzt raus!” 

Daxtons wütende Stimme weckte mich. Mein Hals fühlte sich trocken an. Meine Lippen ebenso. Es dauerte, bis ich meine Augen öffnen und die Situation erfassen konnte.

Vor mir am Ende des Bettes erkannte ich Jimmy, der Daxton ebenso sauer ansah, wie Caleb neben ihm.

“Wir brauchen ihre Aussage! Umso länger du wartest, umso mehr Spuren kann er verwischen!”

“Ich finde den Schuldigen auch ohne euch! Wenn ihr denkt, dass ich sie wecke, habt ihr euch getäuscht!” Er drehte sich mit seinem wütenden Ausdruck zu mir, woraufhin ihm auffiel, dass ich bereits wach war. Sofort setzte sich ein mildes Lächeln auf seine Lippen. Seine Maske des perfekten Ehemannes. “Guten Morgen, mein Sonnenschein.”

Sweet Home Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt