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Die Tage zogen spurlos an mir vorbei. Daxton war nur noch zu Hause, sodass ich keine Sekunde zum Durchatmen fand. Er fing damit an, eines unserer Gästezimmer für das Baby herzurichten. Ich betrat diesen Raum nicht und hatte nicht vor, mich daran zu beteiligen. 

Von Jace hatte ich nichts gehört und von meinem Vater nur, dass es ihm gut ginge. Ich sollte mir keine Gedanken machen. Erst Recht nicht, da alle mich aufgrund der Schwangerschaft wie ein rohes Ei behandelten.

“Riley?!” Ich stand vor meinem Fenster. Blickte hinaus in den Nebel. Kaum erkennbar zeichneten sich Umrisse der Stadt ab. “Riley?”

“Ja?”, hauchte ich hoffnungslos auf Besserung meines Zustands, da tauchte Daxton hinter mir auf. Er kam mir nah. Stellte sich an meinen Rücken, wodurch in mir der Instinkt zur Flucht freigesetzt wurde. Doch ich blieb reglos mit dem Blick nach draußen gewandt stehen. 

“Es tut mir leid”, flüsterte er an mein Ohr. Im gleichen Atemzug drehte er mich an meiner Schulter zu sich. Seine blauen Augen inspizierten mich. Kontrollierend und neugierig über meinen gefühlskalten Ausdruck.

“Was tut dir leid?” Ehe ich eine Antwort bekam, legte er ein Lächeln auf. Seine Hände schmiegten sich an meine Wangen. Er kam mir näher. Hauchte einen zärtlichen Kuss auf meine Stirn, um mir anschließend wieder in die Augen zu sehen.

“Ich habe so viel Zeit damit verbracht, unser Kinderzimmer einzurichten. Dabei habe ich dir nicht so viel Aufmerksamkeit schenken können, wie du verdient hast.”

Am liebsten hätte ich meine Augen verdreht. Ich verkniff es mir und starrte ihn weiterhin abwertend an. Er entfernte seine Hände von meinem Gesicht und lief zu seinem Nachttisch. Da es mich nicht im Geringsten interessierte, was er vorhatte, wandte ich mich wieder zum Fenster. Diese Geste meinerseits gefiel ihm wohl nicht.

“Riley… ich habe mich entschuldigt. Du hast keinen Grund sauer zu sein.”

Er konnte nicht wirklich annehmen, dass ich wegen seiner Abwesenheit sauer war…

“Hier. Sieh es als Wiedergutmachung.” Ich beobachtete ihn in der Spiegelung des Fensters. Erneut trat er nah hinter mich, dieses Mal jedoch, um mir eine Kette um den Hals zu legen. 

“Das wäre nicht nötig gewesen”, gab ich monoton von mir. Er schloss die Kette an meinem Nacken und packte anschließend meine Haare. Ruckartig zog er mich zur Seite. Ein Schmerz zog mir durch den Kopf.

“Habe ich nicht etwas mehr Dankbarkeit verdient?”, zischte er, da lief das Fass in mir über. Angst wandelte sich in unbändige Wut. Ich stieß ihn von mir, womit er nicht gerechnet hatte. Er taumelte einige Schritte rückwärts. Sein fassungsloser Blick fixierte mich.

“Wofür soll ich dankbar sein?!”, entkam es mir. “Dafür, dass du mir ein Kind untergejubelt hast! Dass du aus mir einen Menschen gemacht hast, den ich selbst nicht wiedererkenne! Oder vielleicht dafür, dass du mich hier einsperrst, als wäre ich ein Vogel im Käfig?!”

Meine Atmung überschlug sich. Mein Herz raste schneller als je zuvor. Ich realisierte, was ich getan hatte. Rechnete schon mit seiner Gewalt-Bereitschaft. Jeder Muskel meines Körpers spannte sich an. Bereit dazu, sich zu wehren. Daxtons Augen verengten sich. Er kam langsam auf mich zu. Trieb meine Nervosität an die Grenzen.

In diesem Moment hoffte ich mir nur auf ein schnelles Ende. Ich wollte keine Qualen durchleben.

Genau vor mir blieb er stehen. Mein Blick fiel auf seine Hände. Er hob eine an und ich schloss meine Augen. Doch es folgte kein Schmerz. Ich lauschte der Stille. Hörte meiner Atmung zu, die sanft über meine leicht geöffneten Lippen floss. Als Daxton daraufhin mein Kinn umfasste, durchfuhr mich ein Schauer. 

Sweet Home Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt