5 Tage vergingen. Endlos lange Tage, in denen Daxton nicht von meiner Seite wich. Er arbeitete von zu Hause. Meistens saß er mit seinem Laptop im Wohnzimmer. Wenn er doch einmal in sein Büro musste, nahm er mich mit. Es gab mir die Chance, mich unauffällig umsehen zu können. Trotzdem fühlte ich mich wie ein kleines Hündchen. Er beobachtete mich. Jeden Schritt, den ich machte.
Innerlich stand ich permanent in Flammen. Ich hielt diese ständige Kontrolle nicht mehr aus. Das erste, was ich früh morgens erblickte, war Daxtons überwachender Blick. Er lag auf mir wie eine Bürde, die ich tragen musste. Abends schlief ich mit unter diesem ein.
Diesen Morgen war es jedoch anders. Erschöpft öffnete ich meine Augen und drehte mich zu Daxton um. Er schlief zu meiner Verwunderung. Endlich gab das Universum mir wenigstens kurz Zeit, mich frei zu fühlen.
Meine Gedanken schweiften sofort zu Jace und meiner Aufgabe, den Schlüssel zu Daxtons Büro zu finden. Jace schrieb mir jeden Tag, ob ich bereits etwas gefunden hätte. Ich brachte es nicht über mein Herz, ihm zu sagen, dass mein besitzergreifender Ehemann gerade zu meinem zweiten Schatten wurde. Als würde einer mir nicht reichen. Dazu sah ich zwar öfter dabei zu, wie Daxton die Tür des Büros aufschloss. Der Schlüssel verschwand allerdings dann wie von Zauberhand und ich fand nicht heraus, wohin.
Nachdem ich einen tiefen Atemzug nahm, drehte ich mich zur Seite des Fensters. Ich starrte gedankenverloren hinaus in den Regen. Mein Gefühl sagte mir, dass mein Schatten sicher durchnässt dort draußen stand und ebenfalls zu meinem Fenster blickte. Es fühlte sich bedrückend an, erst Recht nach seinem letzten Brief, den ich in meiner Handtasche fand, kurz nachdem ich zu Hause ankam.
In diesem stand, ich solle mich nicht vor ihm verstecken, denn es würde ihn reizen, mich als Opfer zu sehen. Er amüsierte sich darüber, dass ich ihm schutzlos ausgeliefert wäre. Wie ein Reh, das die Autobahn überquert. Dazu bestimmt, es nicht zu überleben.
Wer auch immer mein Schatten war, er hatte nichts Gutes im Sinn.
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, ergriff mich eine plötzliche Übelkeit. Ich sprang aus dem Bett, um auf wackeligen Beinen das Badezimmer aufzusuchen. Ein Schwindelgefühl überkam mich. Ich hatte Probleme, in meinem verdunkelten Feld überhaupt noch etwas erkennen zu können. Im Bad angekommen, ließ ich mich erschöpft auf meine Knie fallen und übergab mich in die Toilette.
Verlassen von meinen Kräften lag mein Kopf auf meinem Arm, der auf der Klobrille ruhte. Die Schwangerschaft war unfassbar anstrengend. Meine Hormone brachten mich um den Verstand. Dazu noch Daxton, der mich jederzeit im Auge behielt. Wutausbrüche und Stimmungsschwankungen waren vorprogrammiert und es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Lage zuspitzen würde.
Schwere Schritte ertönten hinter mir. Ein Schauer legte sich über meinen Rücken. Als mich Daxtons Geruch umgab, öffnete ich flackernd meine Augen wieder.
"Was ist los? Geht es dir nicht gut?", fragte mich Daxton. Mit einem von Sorge gezeichneten Ausdruck kniete er sich neben mich. Er begann sanft mit seinen Fingern über mein Gesicht zu streichen, um einige von Schweiß klebenden Haarsträhnen hinter mein Ohr zu schieben.
"Alles bestens. Ich habe wohl nur falsch gegessen." Meine Worte klangen abgehackt, als mich eine erneute Welle der Übelkeit überkam. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Sofort erhob ich meinen Kopf und beugte mich erneut über die Toilette.
"Du solltest dich ausruhen. Ich rufe deine Eltern an und sage das Essen heute ab."
"Nein, auf keinen Fall!", entkam es mir panisch. Wackelig fand ich den Weg zurück auf meine Beine. Durch den Schwindel geriet ich ins Wanken. Daxton musste mich am Arm festhalten, damit ich nicht drohte umzukippen. "Ich meine, ich habe sie lange nicht mehr gesehen. Erst Recht nicht, nachdem ich fast gestorben wäre. Lass uns bitte trotzdem zu ihnen." Ich schaute Daxton mit flehendem Ausdruck an, sodass er keine andere Wahl hatte, als mir zuzustimmen. Ganz gleich ob er es gut hieß oder nicht.
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Sweet Home
RomanceDarkromance ______ Der schwarze Rabe sitzt wieder vor meinem Fenster... Nebel zieht über die kleine Stadt. Sirenen sind in der Ferne zu sehen. Der Fernseher im Hintergrund läuft. Ein Mann berichtet über die schlimme Tat, die sich gestern ereignet h...