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"Mich kennst du schon", übergeht Jungkook meine Frage. Unsicher betrachte ich ihn von der Seite. So wirklich kenne ich ihn nicht. Er hat mir einen Teil meines Lebenswillens wiedergegeben. Ich habe begonnen, ihm zu vertrauen und ihn zu mögen. Vielleicht sogar ein bisschen mehr als mögen, wie sonst kann ich mir die Schmetterlinge in meinem Bauch erklären? Doch gibt es eine Seite an ihm, die er vor mir verbirgt und die mich unsicher fühlen lässt.

"Hey, kleiner Mochi, ich bin Yoongi", stellt sich der Minthaarige vor.

"Mochi?", frage ich verwirrt nach.

Yoongi nickt und zuckt mit den Schultern. "Dein Spitzname, du siehst wie einer aus."

Irgendwie freue ich mich darüber. Ich hatte noch nie einen Spitznamen, der keine Beleidigung war. "Aber warum Mochi?", frage ich verwirrt nach.

"Weil du...." Yoongi wird von Jungkook unterbrochen, der schnell antwortet: "Weil du süß bist, wie ein Mochi."
Ich spüre, wie sich meine Wangen erhitzen.

"Und Yoongi, hör auf, mit meinem kleinen Kleinen zu flirten!", meckert Jungkook dann. "Eifersüchtig?" Provokant grinst er Jungkook an. Überrascht von der Neuigkeit sehe ich ebenfalls zu Jungkook. Eifersüchtig? Warum?

"Keine Wiederworte? Also habe ich Recht." Yoongi lacht. "Keine Angst, ich nehme dir deinen kleinen Mate nicht weg. Aber ich werde ihn dennoch in Zukunft 'Mochi' nennen", sagt er zum Schluss amüsiert grinsend.

Jungkook schnaubt. "Na schön, aber...!"

"Kookie!", redet Yoongi ihm rein. "So amüsant es manchmal ist, dich zu ärgern, du vergisst, dass ich vergeben bin."

"Ich weiß", äußert sich dieser dazu. "Sorry, das war gerade nicht angebracht, meine Reaktion. Hast recht, ich war kurz etwas eifersüchtig... Aber wie kann man bei so einem Süßen hier", er deutet auf mich, "...nicht eifersüchtig werden?"

Während er das sagt, frage ich mich noch immer, warum er eifersüchtig ist, dass Yoongi mir einen Spitznamen gegeben hat. Er kann mir doch einfach selbst einen geben. Da brauch er nicht eifersüchtig sein..."Warum gibst du mir nicht selbst einfach einen Spitznamen?", frage ich automatisch und noch in Gedanken versunken.

"Ich überlege mir noch einen passenden," raunt er mir ins Ohr, und erneut habe ich das Gefühl, rot anzulaufen.

"So süß und amüsant das alles ist anzuschauen, wir haben da noch was zu klären, falls ihr es nicht vergessen haben solltet", unterbricht uns Namjoon mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht. "Wie du schon ahnen kannst, ich bin Namjoon."

"Und ich bin Jin."

"Ich- ich bin Jimin", beende ich etwas überfordert die Vorstellungsrunde.

Ich atme einmal tief ein und wieder aus, bevor ich meine zuvor gestellte Frage erneut stelle: "Warum soll es hier gefährlich für mich sein? Hat es etwas damit zu tun, was ihr zuvor erwähnt habt? Die Unterwelt? Warum bin ich in der Unterwelt? Bin ich etwa tot?", frage ich direkt, und gegen Ende kippt meine Stimme leicht. Jungkooks Finger, der meine Hand noch umschlossen hält, verkrampft sich kurz. "Ihr habt ihm gesagt, wo er hier genau ist?!" Streng mustert er seine Freunde.

"Scheiß dir nicht ins Hemd! Wir dachten, er wüsste es, wenn du ihn schon hierher mitgenommen hast!", wehrt sich Yoongi. "Außerdem, erkläre lieber, warum er hier ist!"

"Yahh! Sprich nicht in diesem Ton mit mir!"

"Ruhe!", schreitet Jin lautstark dazwischen. "Also, Jimin. Wir befinden uns in der Unterwelt. Manche Menschen sagen auch Hölle dazu..."

Hölle? Hart musste ich meine Spucke runterschlucken. Mein Herz rast. Die Worte hallen in meinem Kopf wider. Unterwelt. Hölle. Bin ich wirklich dort? Bin ich tot? Ich spüre, wie sich eine eiskalte Hand um mein Herz legt, und ein Schauer läuft mir über den Rücken.
Mit zittrigen Händen setze ich die Tasse auf den Tisch ab, die ich immer noch festhalte.

"Hölle?!", krächze ich ängstlich und löse meine Hand von Jungkooks. Er legt sie sofort auf meinen Rücken und streichelt sanft und beruhigend darüber.

"Ja, Hölle, aber davor oder vor uns brauchst du keine Angst zu haben. Du bist nicht tot. Eigentlich wollte ich dich nur für die Nacht bei mir im Zimmer behalten, um zu sehen, dass es dir gut geht, nach der Situation von gestern. Ich dachte, das wäre nicht schlimm", gesteht Jungkook. "Doch habe ich nicht an die Gefahr gedacht."

Okay, wenn er sagt, ich brauche keine Angst zu haben, dann vertraue ich ihm mal. Aber wenn wir in der Hölle sind, müsste es hier nicht sehr heiß sein oder viele gruselige Gestalten herumlaufen, wie rote Teufel oder gruselige Dämonen, die Unheil anrichten? Oder tarnen sie sich in Menschengestalt? "Seid ihr Dämonen?"

"100 Punkte für Jimin", gähnt Yoongi.

"Ihr tut mir doch nichts, oder? Ich meine, warum hast du mich sonst vor dem Tod bewahrt?", frage ich Jungkook.

"Wie gesagt, du brauchst keine Angst vor uns zu haben, besonders vor mir nicht. Wir sind sowas wie Todesdämonen, die die Aufgabe haben, die Seelen, die gesündigt haben, zu bestrafen oder aber auch zu befreien. Aber da gehen wir später genauer drauf ein, wenn du hier bleiben darfst."

"Das klingt nicht gerade beruhigend", flüstere ich. "Also werde ich doch sterben, wenn du sagst, dass ich bald hier bleiben darf, aber jetzt noch nicht?"

Jungkooks Hand verkrampft sich leicht, was ich nur als Bestätigung erfasse.

"Warum hast du mir geholfen, wenn ich doch sowieso sterben soll?" Tränen fließen mir langsam wieder über die Wange.

"Du wirst nicht sterben!", wird mir direkt widersprochen. "Jedenfalls nicht komplett. Haben dir deine Eltern nie erklärt, was auf dich zukommt an deinem 18. Geburtstag?", fragt Jungkook verwirrt und streift mir sanft die Tränen weg.

Verwirrt lege ich den Kopf schief.
Was denn nun? Werde ich jetzt sterben oder nicht? Zudem, was haben meine Eltern damit zu tun?

"Nein, meine Mutter ist tot, und keiner meiner Elternteile haben irgendwas erzählt. Aber ich bin verwirrt. Was sollten sie mir erzählt haben? Was passiert denn an meinem 18. Geburtstag?"
"Ich erkläre es dir kurz und knapp, sonst sitzen wir morgen noch hier, wenn es so weitergeht", mischt sich Namjoon ein. Gespannt warte ich auf seine Erklärung.

"Wir sind Dämonen. Jeder hat eine Aufgabe, die bei seinem Erwachen automatisch zugeteilt wird. Wenn man als Dämon an seinem 18. Geburtstag erwacht, stirbt man als Mensch. Aber nur für kurze fünf Minuten. Man bekommt es fast nicht mit. Es fühlt sich an wie Einschlafen." Namjoon pausiert kurz und sieht mir prüfend in die Augen, ob ich es verstanden habe soweit.
Leicht nickend signalisiere ich ihm, dass er weiterreden soll.

"Für nicht erwachte Dämonen ist es sehr gefährlich, vorher in die Unterwelt zu kommen. Die Gefahr besteht darin, dass böse Dämonen ihre Energie entziehen oder versuchen, sie zu kontrollieren, um stärker zu werden. Zudem, je länger ein nicht erwachter Dämon hier verweilt, desto schwächer wird er und schafft vielleicht die Umwandlung nicht, und stirbt endgültig", erklärt er weiter.

"Es ist wie ein Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod", fügt Jin hinzu.

"Tanz auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod", wiederhole ich leise, während ich das Gesagte verarbeite. "Das klingt... ziemlich beängstigend."

Trotz dessen, was ich gehört habe, habe ich das Gefühl, auf dem Schlauch zu stehen. "Und was hat das mit mir zu tun?"

"Jimin", haucht Jungkook. Mit einem fragenden Blick wende ich mich an ihn. "Ja?"

"Du bist ein noch nicht erwachter Dämon."

"Was?!"

Soul Eater - JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt