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Das nächste Mal, als ich aufwache, geschieht es durch ein Klopfen an der Tür, und mein 'Kissen' murrt leise. Murrt leise? Seit wann haben Kissen eine Stimme und atmen? Verwirrt taste ich, mit noch geschlossenen Augen, auf meinem 'Kissen' herum. Es fühlt sich wie ein Oberkörper an, bedeckt mit einem dünnen T-Shirt.

Mein 'Kissen' kichert nun. "Das kitzelt", sagt es, und überrascht reiße ich meine verklebten Augen auf.

Ich erkenne die Person, die sich als mein Kissen getarnt hat und mir mit einem neckischem Grinsen anschaut.

Perplex starre ich ihn an. Das Grinsen verschwindet aus dem Gesicht meines Gegenübers und wird von einer besorgten Miene abgelöst. "Wie geht es dir?", fragt er.

Wie geht es mir? Was soll ich ihm antworten, wenn ich selbst keine Ahnung habe, wie es mir wirklich geht? Die übliche Antwort, die jeder automatisch nennt? Gut? - Aber das wäre eine Lüge. Schlecht? Ja, das könnte eher passen, aber bei ihm fühle ich mich besser als in letzter Zeit. Er hat mich vor dem sicheren Tod gerettet und aus meiner Panikattacke geholt.

Ich betrachte ihn einen Moment lang, während all diese Gedanken in meinem Kopf wirbeln. Seine Augen, voller Mitgefühl und Verständnis, durchdringen meine Unsicherheit und vermitteln mir ein Gefühl von Geborgenheit. Ich weiß nicht, wie ich es in Worte fassen soll.

Schließlich zucke ich mit den Schultern. "Keine Ahnung", gebe ich ehrlich zu. Meine Stimme ist leise und vermittelt Unsicherheit sowie Verletzbarkeit.

Jungkook öffnet den Mund und möchte scheinbar etwas erwidern, als es erneut an der Tür klopft. Leise quieke ich auf. Stimmt, da war ja was. Es hatte schon geklopft, als ich wach wurde. Es klopft erneut, penetrant. Da hat wohl jemand Ausdauer.

"Einen Moment, ich komme gleich", ruft Jungkook in Richtung Tür und verdreht die Augen.

"So gerne ich auch hier mit dir liegen bleiben würde, könntest du mir kurz erlauben aufzustehen, um mit dem Störenfried ein Wörtchen zu wechseln?"

Ich nicke und setze mich auf. Jungkook tut es mir gleich und schwingt seine Beine aus dem Bett. Die Stelle, wo er gelegen hat, fühlt sich jetzt seltsam leer an, und ich wünsche mir für einen Moment, die Zeit zurückdrehen zu können. Verwirrt von diesen plötzlichen Gedanken ziehe ich eine Augenbraue hoch.

Weiterhin beobachte ich Jungkook, wie er sich eine Hose über seine Boxershorts zieht. Meine Wangen brennen vor Verlegenheit. Ich hatte nicht bemerkt, dass er nur mit einer Unterhose bei mir gelegen hatte. Zwar hatte er ein T-Shirt an, aber dennoch...

Ich weiß nicht warum, aber ich kann meinen Blick nicht von ihm abwenden. Er hat attraktive Waden...

Bei diesen Gedanken spüre ich, wie meine Wangen noch heißer werden, und ich sehe schnell weg. Dabei streift mein Blick sein Gesicht, das mich amüsiert beobachtet hat. Ich räuspere mich verlegen.

"Ich wusste nicht, dass du keine Hose anhattest", murmele ich schließlich, meine Stimme kaum über ein Flüstern. "Nicht, dass mich das stört. Es ist schließlich dein Bett. Auch wenn es nicht dein Bett wäre, würde es mich nicht stören, ich meine..."

Ich stocke, während ich versuche, meine Gedanken in Worte zu fassen, und erröte noch tiefer.

Jungkook lächelt mich sanft an und legt beruhigend eine Hand auf meine Schulter. "Es ist schon okay, Jimin. Kein Grund zur Aufregung."

Seine warme Berührung und seine beruhigenden Worte lassen mich etwas entspannen, aber dennoch fühle ich mich unbehaglich wegen meiner ungeschickten Äußerung.

"Danke", flüstere ich leise und senke meinen Blick zu meinen Händen, die ich nervös ineinander verschränke.

Es klopft noch einmal an der Tür. Jungkook öffnet sie und fragt genervt: "Was?" Einen Augenblick später höre ich Jungkook sagen: "Tae, was machst du hier?"

Ich kann die Person nicht sehen, da Jungkook sie verdeckt. "Ich muss dich kurz sprechen", sagt die Person.
"Hat das nicht noch etwas Zeit?", murrt Jungkook wiederwillig.
"Nein, hat es nicht. Es ist wichtig!" Mit diesen Worten drängelt sich die Person an Jungkook vorbei. Doch sobald er mich erblickt, weiten sich seine Augen.
"Was macht er hier?!" schreit er fast. "Du weißt, dass er nicht hier sein darf!"

"Taehyung! Es reicht!"

"Aber..." Erneut wird er von Jungkook unterbrochen. "Ich weiß, dass er nicht bleiben kann..."

Ab diesem Zeitpunkt höre ich nicht mehr zu. 'Darf nicht hier bleiben', 'Was macht er hier?' Ihre Worte gehen mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich habe nicht darum gebeten, hierher zu kommen, aber ich dachte, Jungkook würde mich mögen. Warum also möchte er mich wieder loswerden? Er mag mich nicht. Er will mich nicht. War alles, was zwischen uns war, nur eine Lüge? Mir wird hier alles zu viel!

Mit einem Satz springe ich auf und möchte einfach nur raus. Einfach weg von hier.

Die Ausgangstür wird noch von beiden blockiert, also laufe ich einfach durch die andere Tür, die hier ist, und knalle sie zu.

Es ist das Bad. Wow, es ist riesig.
Der Boden ist mit hellem Holzlaminat versehen, und die Wände sind schwarz angestrichen. An den Wänden hängen großformatige, lebendige Bilder, die Landschaften zeigen, wie man sie nur aus den paradiesischen Meeren der tropischen Länder kennt. Vor den Bildern führt eine breite, niedrige Treppe zu einer großen Badewanne, die fast wie ein Whirlpool aussieht. Auf der anderen Seite befindet sich eine Regendusche, und daneben sind Waschbecken. Zusätzlich stehen an den Wänden Regale mit Badutensilien.

Ich lasse mich im Bad auf den Boden fallen. Tränen fließen mir wieder über die Wangen. In letzter Zeit habe ich so oft geweint, dass ich nich frage, warum ich noch nicht ausgetrocknet bin. Warum weine ich überhaupt und setze dem nicht einfach ein Ende?  Es lohnt sich nicht zu leben.... Warum leben, wenn es doch keinen Sinn macht? Ich bin nur überflüssig für die Welt. "Keiner mag mich."

Arme umschließen mich von hinten und lassen mich heftig zusammenzucken.

"Das stimmt nicht", flüstert Jungkook leise in mein Ohr. "Ich mag dich, und ich bin froh, wenn du bei mir bist."

"Das klang aber gerade anders", schniefe ich. "Also kann ich länger bei dir bleiben?" Mit dem Handrücken streiche ich mir die Tränen aus dem Gesicht.

"Das geht nicht", seufzt Jungkook.

"Also war alles eine Lüge?" Traurig versuche ich mich aus der Umarmung zu winden.

"Jimin...", setzt er an, etwas zu sagen, aber ich möchte es nicht hören. Zu sehr schmerzt der Gedanke, dass alles eine Lüge gewesen sein könnte. Meine Gedanken sind nicht mehr klar, und Selbstzweifel plagen mich. Was habe ich falsch gemacht, dass mich keiner mag?

"Jimin, hör mir zu..."

Mit einem Ruck befreie ich mich aus seiner warmen Umklammerung und verlasse das Bad. Der Besucher, der mich nicht gerade freundlich empfangen hat, ist nicht mehr in diesem Raum. Ich laufe auf die Ausgangstür zu und durchquere die fremden Flure. Doch weit komme ich nicht, denn ich pralle mit voller Wucht gegen einen fremden Körper. Die Person lässt klappernd eine Tasse auf den Boden fallen, sie zerbricht, und die schwarze Flüssigkeit verteilt sich überall. "Aish! Kannst du nicht aufpassen!", meckert die Person sofort.

Soul Eater - JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt