Kapitel 4

134 18 2
                                    

KAPITEL 4 - VERSTÄNDNISLOS

Dawson

Der Abend zog sich natürlich in die Länge wie ein Kaugummi. Hayes warf mir immer wieder Blicke zu. In jeder Handlung fühlte ich mich deswegen unsicher und beobachtet. Ich hasste ihn, so viel stand fest. Warum tat er das?
„Wir hoffen ja, dass Dawson bald doch noch zur Vernunft kommt und studiert", hörte ich meinen Vater sagen. Nicht schon wieder!
„Er würde ein genauso guter Arzt werden wie ich es bin, oder wie Ryan es werden wird. Wenn er endlich zur Vernunft kommen und reden würde."
„Henry, nicht vor den Gästen", erwiderte Mum ruhig.
„Du bist zu gut zu ihm, Judy. Das Alles ist Jahre her, Dawson sollte erwachsen werden."
Vorsichtig stupste ich Colter an, der neben mir saß. Er verstand und wir standen auf.
„Danke, dass ich eingeladen war. Wir sollten jetzt gehen", sagte er und ich nickte Daniel und seiner Frau Callie zu, dann verließen wir den Garten.
Im Auto sah Colter mich an.
„Ich mag dich so, wie du bist. Als stummen Handwerker. Du bist mein bester Freund." Lächelnd sah ich ihn an.
Danke.
Als ich den Wagen startete, kam Mum zu uns, weshalb ich das Fenster öffnete.
„Dein Vater kann es einfach nicht lassen." Sie reichte uns einige Tupperdosen.
„Hier habt ihr noch etwas zu essen."
„Oh danke!" Colter nahm mir gleich die Dosen ab und strahlte.
„Na wenigstens ist einer von euch glücklich", lächelte Mum und fuhr mir durch meine Haare.
„Habt ein schönes Wochenende." Damit ging sie zurück zu ihrem Haus.
„Sie hat sogar die Garnelenspieße eingepackt!" Ich drehte meinen Kopf und sah meinen besten Freund, wie er so einen Spieß aß. Kopfschüttelnd startete ich den Wagen und fuhr zu unserer Wohnung.

Zu Hause machten wir es uns vor dem Fernseher gemütlich und schauten unsere Serie weiter. Colter sagte zu dem Abend nichts mehr, wofür ich ihn wirklich dankbar war. Auch wenn er hyperaktiv und durchgedreht war, so wusste er doch, wann ein Kommentar unangebracht war.
„Also gehen wir morgen zum Strand? Ein paar heiße Ladies abchecken?", fragte er, als die Folge zu Ende war und wir Nachschub an Chips und Bier in der Küche holten.
Zur Bestätigung nickte ich. Tatsächlich hatte ich Lust, schwimmen zu gehen. Colter konnte meiner Meinung nach die Frauen beobachten, ich hingegen würde einige Runden im Meer schwimmen und danach am Strand lesen.
„Das wird toll, vertrau mir." Colter umarmte mich kurz und lief mit den Chipsschüsseln an mir vorbei. Ich nahm die Bierflaschen und folgte ihm.

„Weißt du, was ich nicht verstehe?" Colter drückte auf die Pausetaste.
„Warum sind deine Eltern so?"
Okay, er wusste diesmal doch nicht, dass ein Kommentar unangebracht war.
„Ich meine, du bist ein toller Kerl. Ja, du redest nicht, warum weiß ich nicht, aber es ist mir auch egal. Aber das dein Vater so eskalieren muss, nur weil du nicht studieren willst, verstehe ich nicht."
Stumm trank ich einen Schluck meines Bieres und starrte auf den Bildschirm.
„Okay, weiter gehts", murrte er und drückte auf Play.

Als es bereits nach Mitternacht war, machten wir Schluss und gingen beide ins Bett. Doch an Schlaf war bei mir nicht zu denken. Seit Ryan studierte, was ich ihm mehr als allen anderen auf der Welt gönnte, war ich der Idiot der Familie. Mein Zwilling und ich waren immer eine Einheit gewesen. Wir waren unzertrennlich, er hatte damals mitbekommen, was Jonah mir antat und stand hinter mir, als unsere Eltern uns nicht geglaubt hatten. Aber warum war er jetzt so? Dachte er jetzt, dass er etwas Besseres war? Weil er an einer Eliteuniversität studierte? Ohne Dad wäre er nie so einfach auf diese Universität gekommen!
„Hör auf, dir den Kopf darüber zu zerbrechen." Ich zuckte zusammen und sah auf. Colter stand in Jogginghose am Türrahmen.
„Es bringt nichts." Colter kam auf mich zu und legte sich zu mir in mein Bett.
„Ich schlafe heute hier", flüsterte er und kuschelte sich an mich.
Ja, er brauchte eindeutig eine Freundin.

HOPE | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt