KAPITEL 18 - ATLAS
Hayes
Ich trank und trank und trank. Wollte vergessen. Schmerz. Qual. Hölle.
„Du hast genug, Hayes."
Nathan, der unglaublich heiße Barkeeper, sah mich an.
„Ich will.."
Aufstehen. Beine bewegen. Ein Schritt nach dem anderen.
Mit einem lauten Krach landete ich auf dem Boden.
„Oh man."
Nathan half mir auf.
Breit grinsend lehnte ich mich an ihn.
„Nur ein Kuss", flüsterte ich.
„Hayes!"
Ich zuckte zusammen und drehte mich nicht sehr elegant um.
„Danny-Boy!", rief ich und stolperte auf ihn zu, gab ihm einen Schmatzer auf die Lippen.
„Gott, wie viel hast du getrunken?"
Ich hielt meinen Zeigefinger hoch.
„Nur zwei Bier!", grinste ich und schmiegte mich an ihn.
„Hm, zwei Bier und jede Menge Wodka."
Ich erinnerte mich an Atlas und mich, wie wir das erste Mal in einer Bar waren.
Atlas.
Atlas.
Atlas!
„Komm zurück", flüsterte ich und krallte mich in Daniels Shirt.
Ich hörte sein Lachen, seine Stimme. Sein Keuchen, wenn wir trainierten. Das Schmunzeln in seiner Stimme, wenn ich nur fünfzig von hundert Liegestützen geschafft hatte und dann keuchend und halb tot auf dem Boden zusammen gebrochen war.
Wie er geduldig jeden Tag mit mit trainiert hatte.
„Komm zurück", flüsterte ich und verlor das Bewusstsein.Atlas und ich lachten.
„Was machst du, wenn dir die Person begegnet?", fragte er und überreichte mir eine neue Flasche Bier, die ich dankend annahm.
„Ich glaube nicht daran", antwortete ich ehrlich und öffnete die Flasche, um einen Schluck zu trinken.
„Warum nicht?"
„Sieh mich doch mal an, A. Sie hassen mich. Sie alle. Ich bin dick, schüchtern und habe null Selbstbewusstsein. Alle lachen über mich. Alle verspotten mich."
Unwohl drehte ich die kalte Flasche in meinen Händen.
„Du bist zu negativ. Du siehst gut aus, hast ein tolles Lächeln. Und du bist nicht dick. Das bildest du dir ein, glaub mir. Du hast eine normale Figur."
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Ich hab kein Sixpack."
„Ach, jetzt hör aber auf! Wer braucht denn Bitteschön unbedingt ein Sixpack?"
„Du hast eins", erwiderte ich leiser und sah in die Ferne.
„Aber auch nur wegen des Trainings. Die Army hat hohe Ansprüche. Vorher hatte ich keins und war sehr zufrieden."
Ein paar Ladies liefen an uns vorbei. Sie kicherten und sahen zu Atlas.
„Weißt du, dass ich Mädels richtig heiß finde, aber Sex mit einem Kerl besser ist?"
Atlas kicherte kurz.
„Es ist irgendwie besser. Aufregender", fügte er hinzu und trank einen Schluck aus seiner Bierflasche.
Leicht zuckte ich mit den Schultern. Weder hatte ich bisher Sex mit einem Mann, noch einer Frau.
Aber wenn Atlas und Callies neuer Freund Daniel halfen, dann würde ich schon bald gut aussehen. So wie mein Vater auf den Fotos, die meine Schwester sorgfältig aufbewahrte. Ja! Ich sah dann genau so aus wie er!
Ich würde es allen zeigen, die an mir zweifelten! Ich würde die Freundin von einem beliebten Kerl ausspannen. Ich würde mich rächen!Müde schlug ich meine Augen auf, drehte mich um und landete mit einem lauten Knall auf dem Boden.
Stöhnend setzte ich mich auf und hielt meinen Kopf fest. Als ich mich umsah, erstarrte ich.
Wie zum Teufel kam ich in den Genuss einer Gefängniszelle?
„Guten Morgen, werter Herr Schwager."
Mein Kopf schoss in die Höhe, gefolgt von ätzenden Kopfschmerzen.
Daniel sah mich belustigt an.
„Die Strafe für deine Sauferei."
Er öffnete die Zelle und trat mit einem Becher Kaffee ein, hielt ihn mir hin. Dankbar nahm ich den Becher entgegen.
„Was hab ich angestellt?", fragte ich und setzte mich auf das... Bett.
„Weißt du es nicht mehr?"
Leicht schüttelte ich meinen Kopf.
„Du steckst ziemlich in der Scheiße."
Oh Gott.
„War nur ein Spaß. Du müsstest deinen Gesichtsausdruck mal sehen."
Daniel lachte amüsiert.
„Du hast mich nur mal wieder geküsst, aber das ist ja nichts Neues. Und so gut aussehend, wie du bist, muss ich dir leider erneut mitteilen, dass ich nicht auf Männer stehe."
Erleichtert atmete ich aus.
Daniel legte seinen Arm um mich.
„Also, warum hast du getrunken?"
Und dann kam mir alles wieder in den Sinn:
Charlie hatte angerufen. Er erzählte mir, dass mein bester Freund Atlas vermisst wurde.
Ich schluckte, mein Hals wurde ganz trocken.
„Atlas... er.., er wird vermisst", flüsterte ich.
Sofort drückte Daniel mich an sich.
„Das tut mir leid", flüsterte er.
„Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass dort jemand überlebt, oder?"
Ich sah Daniel an.
„Nichts ist unmöglich. Denk positiv. Hat sein Bruder denn etwas genaueres erzählt?"
„Nur, dass der Helikopter abgestürzt ist und sie vermisst werden. Mehr wissen sie auch nicht."
Daniel nickte.
„Das ist gut, ich meine, sie haben ihn nicht beim Helikopter gefunden. Das ist gut."
Leicht nickte ich.
Ja, vielleicht hatte Daniel recht.„Irgendwann schneide ich ihm die Eier ab", hörte ich Callie grummeln.
Ich sah von der Küchenplatte auf und blickte in das Gesicht meiner Schwester.
„Wen seine Eier?", fragte ich.
„Deine!"
Sie schnippte mir vor meine Stirn.
„Au!", murrte ich und rieb mir über die Stelle.
Toll, jetzt waren meine Kopfschmerzen wieder da!
„Wie oft hast du in den letzten Jahren schon meinen Mann geküsst? Zehn mal? Fünfzehn Mal?"
Ach, warum ging es.
„Ich war betrunken", schmollte ich.
„Du und dein Trieb."
Callie schüttelte ihren Kopf und stellte mir eine Tasse Kaffee hin.
„Du brauchst endlich eine feste Beziehung, Hayes."
Sofort musste ich an Dawson denken. Wie er küsste, sich an mich schmiegte, wie er mir in meine Schulter gebissen hatte, als ich ihn im Ozean befriedigt hatte. Wie er krampfhaft versuchte, nicht zu stöhnen, es ihm aber nicht gelungen war.
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HOPE | manxman
RomanceAls Dawson den gut aussehenden und charmanten Badboy Hayes kennenlernt, ist er genervt von seiner direkten Art. Doch Hayes findet Gefallen an Dawson und ist neugierig auf den stummen Mann. Statt Dawson zu verführen, setzt Hayes alles daran, ihn als...