Kapitel 20

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KAPITEL 20 - COLTERS KÄSEBÄLLCHEN

Dawson

Hayes atmete schwer und hatte seinen Kopf in den Nacken gelegt.
Dafür, dass ich noch nie jemanden befriedigt hatte, schien ich es ganz gut gemacht zu haben. Oder er war wirklich einfach so notgeil, dass er alles nahm, was er kriegen konnte.
„Also... also..." Hayes keuchte.
„Deine Piercings... wow! Oh mein Gott!"
Er fuhr sich mit seiner Hand übers Gesicht und sah mich an.
„Und du hast das noch nie gemacht?" Er zeigte auf seinen Penis.
Leicht schüttelte ich meinen Kopf.
„Das kann ich dir ehrlich gesagt nicht so ganz glauben", murmelte er und packte seinen Freund wieder ein.
„Ich.. ich muss kurz ins Bad", erwiderte er und schloss seine Hose.
Als Hayes aufstand, murmelte er noch einige Wörter wie oh mein Gott, wow oder unfassbar und humpelte mit seinen Gehhilfen aus dem Wohnzimmer.
Zufrieden lehnte ich mich zurück und sah aus dem großen Fenster.
Plötzlich vibrierte etwas unter mir. Fast durchgängig. Ich tastete danach und es stellte sich heraus, dass es Hayes' iPhone war.
Ich wollte nicht spionieren, doch er hatte keinen Passcode, weshalb ich die Nachrichten auf dem Sperrbildschirm lesen konnte.

Ich kann unsere Nacht einfach nicht vergessen.
Du fehlst mir.
Mein Schwanz hat Sehnsucht.
Es tut so weh, erlöse mich.

Darunter waren Schwanzfotos von einem gewissen Erik.
Genau in diesem Moment kam ich mir wie der letzte Vollidiot vor. Warum hatte ich mich auf einen Player und Lügner eingelassen? Wie konnte ich nur so dumm sein?!
Oh Gott! Und ich hatte ihm gerade noch- Oh Gott!
Eine Träne lief über meine Wange.
„Weißt du, wir sollten etwas bestellen. Wir-"
Ich sah auf. Hayes stockte.
„Was ist los?"
Wütend schmiss ich sein iPhone auf die Couch und und stand auf, blieb vor ihm stehen. Ich öffnete meinen Mund, wollte ihn anschreien, doch es kam kein Ton über meine Lippen. Also gab ich ihm eine Backpfeife und ging an ihm vorbei. Als ich die Haustür öffnete, stand Daniel vor mir und wollte gerade den Schlüssel ins Schloss stecken.
„Daw?", fragte er leise.
Doch ich schüttelte meinen Kopf und lief an ihm vorbei.
Ich hörte Daniel noch, wie er laut und wütend Hayes Vor- und Nachnamen rief, dann war ich aus dem Stockwerk verschwunden.

Mit verschwommener Sicht war ich zu Hause angekommen und hatte mir die Tränen weggewischt. Ich öffnete die Haustür und hörte Colter lachen. Glücklich.
Als ich mich leise zurückziehen und die Wohnung verlassen wollte, stand Colter vor mir.
„Wusste ich doch, dass ich die Tür gehört habe! Du glaubst- was ist los?"
Seine Freude verblasste und ich sah in ein besorgtes Gesicht.
Leicht schüttelte ich meinen Kopf, wollte die Tränen zurückhalten und nicht wie ein Weichei dastehen, doch es klappte nicht.
„He! Komm her!"
Sofort nahm mein bester Freund mich in den Arm und ich fing an zu heulen. Ich heulte wie ein Mädchen. Wegen eines gebrochenem Herzens.
„Ich bringe diesen Mistkerl um!", knurrte Colter, strich mir jedoch weiter über den Rücken.
Schniefend wischte ich mir meine Tränen weg und sah ihn an.
Woher wusste er, dass ich bei Hayes war? Eigentlich hätte ich genau jetzt bei mit meinen Eltern in Miami sein sollen.
„Komm, ich habe Käsebällchen", lächelte er sanft und führte mich ins Wohnzimmer. Der ganze Tisch war voller Tüten und Schüsseln mit Käsebällchen, weshalb ich lachen und schluchzen zugleich musste.
Stolz hielt Colter mir eine von den vier Schüsseln hin. Es wäre töricht gewesen, sein einmaliges Angebot abzulehnen, denn Colters Käsebällchen waren sein Heiligtum.
Dankbar nahm ich eine Hand voll und fing an zu essen.
„Schreib mir seine Adresse auf, dann gehe ich, sobald ich die Tüte gegessen habe, zu ihm und kastriere ihn. Mit der Küchenschere."
Lächelnd lehnte ich mich an ihn. Colter legte seinen Arm um meine Schultern und wir sahen stumm auf den Fernseher.
Ich versuchte mich auf Colters komische Serie zu konzentrieren, doch es wollte mir nicht gelingen.
Warum zum Teufel hatte ich mich drauf eingelassen? Ich wusste doch, dass er noch nie eine Beziehung hatte und sich durch die Welt vögelte!
Wütend ballte ich meine Hand zu einer Faust und zerdrückte die Bällchen.
„Wow! Halt Stop mal 'ne Sekunde!"
Colter sah mich empört an.
„Ich gebe dir nie wieder was ab!"
Er nahm meine Hand und leckte diese ab.
Entschuldigend sah ich ihn an und stand auf, ging ins Badezimmer und wusch meine Hände, dann lief ich in mein Schlafzimmer und ließ mich auf mein Bett fallen.

Es klingelte. Dann hörte ich Stimmen. Colter schrie aufgebracht und ich wusste, dass Hayes vor der Tür stand. Seufzend stand ich auf und ging zu Colter. Daniel hielt ihn fest, während Colter versuchte sich zu befreien, um auf Hayes loszugehen.
„Verschwinde! Komm nie wieder!", schrie Colter wütend.
Vorsichtig legte ich meine Hand auf seine Schulter. Augenblicklich beruhigte er sich.
„Hör zu, Daw. Ja, Hayes mag Sexsüchtig sein und mit jedem schlafen, der nicht bei drei auf dem Baum ist, aber ich kann dir versichern, dass das mit Erik Wochen her ist. Ich verspreche dir, dass ich dich nicht anlüge. Das habe ich damals nicht und das werde ich auch jetzt nicht."
Daniel ließ Colter los und trat zu mir.
„Seit er dich näher kennengelernt hat, ist er wie ausgewechselt. Im positiven Sinne. Vertrau mir. Gib ihm eine Chance und wie gesagt, wenn er dich verletzt, bekommt er es mit mir zu tun."
Sanft lächelte er mich an.
„Und mit mir! Ich hasse diesen Kerl!", fauchte Colter und stellte sich neben mich.
„Er wird nie meine Käsebällchen bekommen! Er darf sie nicht mal anfassen!", keifte er.
Daniel sah mich verwirrt an. Ich winkte nur ab.
„Dawson, ich meine es wirklich ernst. Ich... kann ich mit dir reden?"
Daniel lächelte mich an.
„Hör dir an, was er zu sagen hat. Ich hoffe zumindest, er sagt dir das Gleiche wie mir."
Seufzend nickte ich und signalisierte Hayes, dass er mir folgen sollte.
„Wir warten im Wohnzimmer. Und Hayes, verkack es nicht", hörte ich Daniel sagen.

HOPE | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt