Kapitel 11

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KAPITEL 11 - SCHLIMME ZEITEN

Hayes

Noch ein Schlag.
Noch ein Tritt.
Und noch ein Schlag.
Ich hörte Geschrei. Es klang wütend. So nah und doch so fern.
Das bekannte Gesicht von Officer Vegas erschien über mir.
„Warum wusste ich das?", flüsterte er und forderte über sein Funkgerät einen Rettungswagen an.
Er stützte meinen Kopf.
„Ich mache Ihre Uniform ganz schmutzig", flüsterte ich und hielt mir meinen schmerzenden Bauch.
„Darüber machst du dir mal bitte keine Gedanken."
Leicht nickte ich und schloss meine Augen.
„He, nicht einschlafen."
„Sie sollten mit meiner Schwester ausgehen", flüsterte ich und sah ihn wieder an.
Seine schwarzen Haare waren wieder perfekt gestylt, seine braunen Augen wachsam auf mich gerichtet. Er war heiß. So verdammt heiß.
„Ich glaube, dass das gerade der schlechteste Zeitpunkt für so ein Gespräch ist."
Sanitäter kamen und kümmerten sich um mich, doch Officer Vegas ließ meine Hand nicht los.
Ich mochte ihn. Auch wenn die Umstände immer bescheiden waren, wenn wir uns trafen. Meist lag ich wehrlos am Boden.
„Können Sie-" Ein Schmerz durchzuckte meinen Arm, weshalb ich kurz aufschrie.
„Ich gebe Ihnen etwas gegen die Schmerzen", sagte die Sanitäterin, dann döste ich auch schon weg.

Als ich das nächste mal meine Augen aufschlug, lag ich mal wieder im Krankenhaus.
„Oh Gott sei dank! Ich hole einen Arzt!" Die Stimme meiner Schwester war verdammt laut, weshalb ich mir meinen Schädel hielt.
Ich sah mich um und erschrak, als Officer Vegas in der Ecke auf einem Stuhl saß.
Zivilkleidung.
Bevor ich Ihn fragen konnte, warum er hier war, kam Callie mit Dr Morgan zurück.
Wie immer fragte er mich einige Sachen, leuchtete in meine Augen und überprüfte alles.
Als ich meinen Mund öffnete, um etwas zu sagen, stopfte mir Callie den Strohhalm in den Mund.
„Du musst viel trinken!", befahl sie mir streng.
Brav nahm ich einige große Züge und sah Officer Vegas an.
„Was tun Sie hier?"
Er erhob sich. Die dunkle Jeans saß perfekt an ihm, das T-Shirt schmiegte sich perfekt an seinen durchtrainierten Oberkörper. Er war so verdammt heiß!
„Ich bin jetzt seit ungefähr vier Monaten hier in dieser Stadt. Fast in jeder Woche, spätestens alle zwei Wochen, werde ich zu einer Schlägerei gerufen. Du bist immer das Opfer. Ich hätte schon viel früher eingreifen müssen. Deswegen habe ich in deinem Namen diesmal Anzeige erstattet- auch wenn du das bisher nie wolltest."
Ich blieb stumm.
„Hayes, es wird immer schlimmer. Diesmal hatten sie Messer. Das muss enden", fügte er hinzu.
Leicht nickte ich. Er hatte ja recht.
„Können Sie mit mir trainieren?", fragte ich Ihn.
„Hayes, Gewalt-"
„Ich will mich endlich wehren!", unterbrach ich meine Schwester.
„Sieh mich an! Ich bin ein Loser!"
Mein Blick glitt wieder zu Officer Vegas. Nachdenklich sah er mich an.
„Wenn es deine Schwester erlaubt, kann ich dir einige Sachen beibringen. Aber nur für die Verteidigung."
Ich nickte und sah zu Callie. Einige Sekunden starrte sie mich an, nickte anschließend.
„Gut, aber nur, weil ich dich nicht verlieren möchte."
Dann drehte sie sich zum Officer.
„Aber ich kann das nicht für umsonst von Ihnen verlangen."
„Gut, ich verlange, dass wir uns nicht mehr so förmlich ansprechen. Nennt mich Daniel."
Callie war kurz verwirrt, dann nahm sie seine Hand an, welche er ihr hingehalten hatte.
Na endlich.
„Callie Casey", lächelte meine Schwester und wurde plötzlich ganz schüchtern.
„Gut, Callie. Möchtest du am Freitag mit mir ausgehen?"
Breit grinsend sah ich die beiden an. Durch das Grinsen taten meine Wangen weh.
„Oh ich muss mich um Hayes kümmern. Er-"
„Sie wird mit dir ausgehen", versicherte ich ihm.
Strafend sah meine Schwester mich an.
„Was? Ich finde ihn zwar heiß, aber ich bin nicht die Person, die ihn auf Facebook stalkt", grinste ich.
Callie wurde rot, stammelte etwas davon, dass sie auf Toilette müsse und verschwand.
Daniel lachte.
„Tue ihr bitte nicht weh", sagte ich zu ihm gewandt.
„Ich halte Schmerz aus, Callie nicht", fügte ich hinzu.
„Glaub mir, ich habe nicht vor, ihr wehzutun. Sie ist eine Wahnsinns Frau."
Daniel sah mich ernst an.
„Warum verprügeln sie dich?", fragte er ernst.
Leicht lachte ich, wobei meine Rippen weh taten.
„Zum einen weil ich ein Waisenkind bin, zum anderen weil ich mit Will Baxter's Bruder geschlafen habe."
Ich zuckte mit den Schultern.
„Und wo ist jetzt der Grund für die Prügelattacken?"
„Die Baxter's sind eine wohlhabende Familie. Sind reich, haben viel Einfluss, weil sein Vater im Stadtrat ist. Tja, die Presse hat uns beim rum machen erwischt und am nächsten Tag war es auf der Titelseite. Ich habe das Image der Familie zerstört. Erik haben sie auf einem Internat untergebracht."
Daniel setzte sich auf den Stuhl.
„Wir können dagegen vorgehen."
Ich schüttelte meinen Kopf.
„Du hast in meinem Namen eine Anzeige geschrieben. Jetzt wird es noch schlimmer werden."
Die Frage war, ob sie mich leben lassen würden. Bald würde es die Presse erfahren, da war ich mir sicher.
„Jetzt bin ich ja da. Wir zeigen es denen", lächelte Daniel.
Ich wünschte, er hätte recht.

HOPE | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt