Kapitel 10

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KAPITEL 10 - DER VERRÜCKTE COLTER

Dawson

Als ich aufwachte, lag mein Kopf auf einer Schulter. Verwirrt ob ich meinen Kopf und zuckte zusammen, als Colter vor uns und mit verschränkten Armen stand. Mein Blick glitt zu Hayes.
„Bleib locker. Ich glaube, du warst kurz vor einem Albtraum. Als ich dich wecken wollte hast du dich an mich gedrückt und warst ruhig."
Ich presste meine Lippen aufeinander und schlug die Decke beiseite, kletterte über Hayes, wobei er mir für einen Moment seine Hand auf meinen Hintern gelegt hatte. Wütend funkelte ich ihn an, Colter reagierte sofort und drückte Hayes an seinen Schultern in die Matratze.
„Übertreib es bloß nicht, Freundchen!", knurrte Colter.
Hayes grinste.
„Ich konnte einfach nicht widerstehen."
Unschuldig sah er zu mir. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, lief ich in mein angrenzendes Badezimmer.
Vorsichtig zog ich mein T-Shirt aus und betrachtete die Narbe von der Operation. Sie hatten mein Tattoo zerstört! Hätten die nicht um mein Tattoo schneiden können?
Schmollend machte ich mich fertig und lief zurück in mein Zimmer.
Hayes saß auf meinem Bett und musterte mich. Sein Blick fiel auf meinen Oberkörper und er schluckte.
„Wie lang bist du noch krankgeschrieben?"
Er stand auf, kam auf mich zu und blieb vor mir stehen. Als Antwort hob ich meine Hand und zeigte den Zeige- und den Mittelfinger.
Zwei Wochen.
„Okay, ich nehme an, das soll zwei Wochen heißen."
Mit seinem Daumen strich er über meine Narbe, weshalb ich eine Gänsehaut bekam. Es fühlte sich gut an.
„Ich hätte dich an dem Tag wirklich in Ruhe lassen sollen", flüsterte Hayes bedrückt. Seine Gefühle waren echt, das spürte ich.
„Callie hat recht: ich bin manchmal ein nerviger Vollidiot", fügte er leise hinzu.
Für einen kurzen Moment sah ich in die Augen eines gebrochenen Mannes.
„Okay", sagte Hayes plötzlich laut und holte tief Luft, „wir sollten in die Küche. Es sei denn, ich soll gehen", fügte er hinzu.
Leicht schüttelte ich meinen Kopf.
Warum hatte ich das Gefühl, dass das nicht der wahre Hayes war?
Dass dieser Badboy Hayes nur Fassade war?
Dass er selbst gebrochen und noch lange nicht geheilt war?

Faye hatte uns ziemlich viel Auswahl auf den Tisch gestellt. Pancakes, Croissants, Schokobrötchen und Brötchen, Wurst, Käse, Marmelade- es fehlte uns an Nichts.
„Wer lieber Rührei und Speck haben möchte, muss es nur sagen."
Colter zog Faye auf seinen Schoß und küsste sie innig.
„Das ist mein Mädchen", grinste er.
„Ich will ja, dass du weiterhin in Topform bist."
Faye grinste breit.
Als sie uns ansah, nickte ich dankbar, fing dann an zu essen.
„Hast du heute etwas vor?"
Hayes sah mich fragend an. Leicht schüttelte ich meinen Kopf.
„Das kannst du vergessen!", knurrte Colter.
„Dawson kann das ja wohl immer noch selbst entscheiden!"
„Ich kann das nicht zulassen!"
Stumm stand ich auf und zog Colter von seinem Stuhl. Er protestierte, doch ich siegte und nahm ihn mit. Da sein Schlafzimmer der erste Raum war, zog ich ihn hinein. Neben seinem üblichen Chaos herrschte noch mehr Chaos, und ich wagte es nicht, mich genauer umzusehen. Ich schloss die Tür und sah Colter abwartend an.
„Was? Ich kann ihn nicht leiden!"
Colter verschränkte seine Arme vor der nackten Brust.
„Warum?", zeigte ich fragend.
„Warum?! Er hat dich fast umgebracht! Er hat unseren Ausflug zerstört!", erzählte er wütend.
„Außerdem schläft er mit jedem! Egal ob Mann oder Frau! Wer weiß, was der Typ für Krankheiten hat! Er verletzt dich nur!", schrie Colter aufgebracht.
Vorsichtig umarmte ich ihn.
„Versprich mir bitte, dass du vorsichtig bist", flüstere Colter und schlank seine Arme um mich.
Leicht nickte ich.
„Ich mache mir doch nur Sorgen. Ich weiß nicht, was dir angetan wurde, weil du nicht mehr redest. Aber ich will nicht, dass du wieder verletzt wirst. Wer weiß, wie das dann endet und ich kann und will dich nicht verlieren. Verstehst du das?"
Es war mit Abstand das schönste, was in den letzten Jahren zu mir gesagt wurde.
„Und wenn er irgendwas macht, dann hilft mir deine Mum bestimmt, ihn zu verscharren, damit ihn nie wieder jemand findet."
Lächelnd sah ich Colter an. Er mochte zwar verrückt sein, doch er war mindestens genauso liebenswert und fürsorglich.
Zurück in der Küche sah Hayes Colter an.
„Ich habe keine Krankheiten", erwiderte er trocken und trank seinen Kaffee aus.
„Hast du uns etwa belauscht?!", knurrte Colter.
Faye ging zu ihm.
„Bleib ruhig. Man hat dich bis hier her schreien hören", grinste sie.
„Und es ist süß, wie du dich um deinen Freund kümmerst."
Sanft fuhr sie mit ihrer Hand über seine Brust.
„Nein, Faye! Aus!"
Colter schob ihre Hand weg.
„Mein Mini-Colter ist noch fertig von letzter Nacht!"
Er rannte aus der Küche, doch Faye folgte ihm kichernd.
Mein Blick glitt zu Hayes, der belustigt den Kopf schüttelte.
„Dein Freund hat einen Knall."
Ich lächelte und fing an abzuräumen.
Colter und Hayes würden wahrscheinlich nicht so schnell Freunde werden. Doch irgendwas hatte Hayes an sich. Etwas mysteriöses. Ich wollte ihn weiter kennenlernen, und irgendwie wollte ich es auch nicht.

HOPE | manxmanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt