Teil 27: Was hab ich getan

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Gavi's Sicht
Der Morgen brach mit einem dumpfen Schmerz in meinem Kopf an. Das Licht, das durch die Fenster schien, stach mir in die Augen und weckte mich aus meinem unruhigen Schlaf. Ich blinzelte und versuchte, mich zu orientieren. Neben mir im Bett lag die Frau von letzter Nacht, noch im tief Schlaf. Mein Herz setzte einen Schlag aus, als die Erinnerungen zurückkamen. Der Club, die Drinks, die Nacht, die ich mit ihr verbracht hatte. Alles traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Ich setzte mich auf, der Schock und die Schuldgefühle stiegen in mir auf wie eine Welle. Was hatte ich getan? Wie konnte ich Lia das antun? Mein Verstand ratterte, versuchte, einen Ausweg zu finden, aber der Scham drückte mich nieder. Ich musste hier raus, musste zurück zu Lia und so tun, als wäre nichts passiert. Vielleicht konnte ich irgendwie alles wieder gutmachen. Langsam stand ich auf und zog meine Klamotten wieder an und versuchte so leise wie möglich zu sein, um die Frau nicht zu wecken. Mit zitternden Händen nahm ich mein Handy vom Nachttisch und verließ das Apartment, ohne einen Blick zurückzuwerfen.

Als ich nach Hause kam, fühlte ich mich Scheiße. Ich versuchte, die Schuldgefühle zu verdrängen und versuchte mich zu beruhigen. Ich musste Lia gegenübertreten, musste sie sehen und so tun, als wäre alles in Ordnung. Im Haus war es still. Anna und Robert waren mit Klara und Laura noch nicht zurück und das gab mir einen Moment, um mich zu sammeln. Ich ging in mein Zimmer, um mich zu duschen und die Spuren der Nacht abzuwaschen. Das heiße Wasser prasselte auf meinen Kopf und ich versuchte, die Schuld und den Schmerz wegzuwaschen. Nach der Dusche zog ich bequeme Kleidung an und ging zu Lia, die in ihrem Zimmer war. Ich musste ihr in die Augen sehen und irgendwie die richtigen Worte finden.

Lia's Sicht
Ich saß in meinem Zimmer, als ich hörte, wie Gavi die Tür öffnete. Mein Herz begann schneller zu schlagen. Ich wusste, dass er gestern wieder feiern war und ich hatte mich den ganzen Morgen über gefragt, was wohl vorgefallen war. Als er nach dem Duschen in mein Zimmer kam, sah ich, wie erschöpft und gequält er aussah. Er setzte sich zu mir aufs Bett, sah mich mit traurigen Augen an und sagte ,,Hey....es tut mir leid, wie ich wegen dem Baby reagiert habe. Ich war überfordert und habe nicht richtig nachgedacht". Ich sah ihn an, versuchte, die Emotionen in seinem Gesicht zu verstehen und sagte ,,Es ist okay, Gavi. Ich weiß, dass das alles nicht einfach für dich ist". Er legte seinen Arm um mich, zog mich näher zu sich, küsste mich auf die Stirn und sagte ,,Danke, dass du so geduldig mit mir bist. Ich verspreche, ich werde mich bessern". Für einen Moment war alles, was ich fühlte, die Wärme seines Körpers und die Sicherheit seiner Umarmung. Gavi legte seine Hand sanft auf meinen Bauch, wo unser Baby heranwuchs. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, und ich konnte sehen, wie seine Augen weicher und liebevoller wurden. Während er über meine Bauch strich, sagte er leise ,,ich kann es irgendwie nicht fassen das da ein kleines Baby drin ist". Ich spürte eine Mischung aus Glück und Angst, während ich sagte ,,Ich auch". In diesem Augenblick schien alles perfekt zu sein. Wir lagen nebeneinander, Gavi hielt mich in seinen Armen und ich konnte seinen Herzschlag spüren. Die Welt um uns herum verblasste und es gab nur uns und unser ungeborenes Kind. Langsam merkte ich wie Gavi in einen ruhigen Schlaf fiel, seine Atmung wurde gleichmäßig und tief. Ich blieb noch eine Weile so liegen, genoss die Nähe und die Wärme. Doch dann bemerkte ich, dass sein Handy vibrierte. Eine eingehende Nachricht. Normalerweise hätte ich es ignoriert, aber irgendetwas in mir sagte das ich nachsehen sollte. Vorsichtig, um Gavi nicht zu wecken, griff ich nach seinem Handy und entsperrte es. Eine Nachricht von einer unbekannten Nummer erschien auf dem Bildschirm.

Unbekannt
Hey süßer, die letzte Nacht war unglaublich! Wir müssen das unbedingt öfter wiederholen 😘

Mein Herz setzte einen Schlag aus und ich fühlte, wie mein Magen sich zusammenzog. Langsam las ich die Nachricht noch einmal, unfähig zu glauben, was ich da sah. Die Realität traf mich wie ein Schlag. Gavi hatte mich betrogen. All seine Worte, seine Entschuldigungen. Alles war eine Lüge. Tränen stiegen in meine Augen und ich konnte kaum atmen vor Schmerz und Enttäuschung. Ich sprang auf, das Handy noch in meiner Hand und rannte aus meinem Zimmer. Meine Beine fühlten sich an wie Pudding, aber ich lief weiter. Ich musste weg und musste Luft bekommen. Ich stürmte die Treppe hinunter ins Wohnzimmer, wo Pedri, Anna und Robert saßen. Ihre Gesichter wandten sich mir zu, als ich hereinkam und sie sahen sofort, dass etwas nicht stimmte. Besorgt fragte Anna direkt ,,Lia, was ist passiert?". Ich konnte kaum die passenden Worte finden, so sehr war ich von Schmerz und Wut überwältigt, weshalb ich schließlich aber sagte ,,Gavi...er hat mich betrogen. Gestern Nacht. Ich habe eine Nachricht auf seinem Handy gesehen". Pedri sprang auf, seine Augen weit vor Schock und Unglauben aufgerissen, weshalb er sagte ,,Was? Das kann nicht sein. Gavi würde das nicht tun". Ich hielt das Handy hoch, wo die Nachricht noch geöffnet war und sagte weinend ,,Es steht alles hier". Anna kam zu mir, nahm mich in ihre Arme, hielt mich fest und sagte ,,Oh, Lia, es tut mir so leid. Das muss so schmerzhaft für dich sein". Robert stand ebenfalls auf und fragte dann ,,Was ist überhaupt zwischen euch beiden passiert, dass es soweit gekommen ist?". Da ich Robert noch nicht die Wahrheit sagen konnte, sagte ich einfach nur ,,Wir haben uns mehrmals gestritten, wegen verschiedenen Gründen. Aber warum tut er dann sowas....ich kann das immer noch nicht glauben, dass er das getan hat". Pedri kam näher, nahm mich in den Arm und sagte dann ,,Lia, ich bin immer für dich da okay. Bitte vergiss das nicht". Schwach von allem sagte ich ,,Danke, aber ich weiß nicht was ich jetzt tun soll. Ich dachte, wir könnten alles zusammen durchstehen. Ich dachte, er würde sich ändern".
Anna strich mir beruhigend über den Rücken und sagte ,,Rede mit Gavi vielleicht ist das alles anders als du denkst". Ich nickte, obwohl ich wusste, dass der Schmerz und die Enttäuschung noch lange in mir brennen würden. Es war schwer zu glauben, dass Gavi, der Mann, den ich liebte, mich so tief verletzt hatte. Aber ich musste stark sein, für mich und für unser ungeborenes Kind. Egal, was die Zukunft brachte, ich würde einen Weg finden, weiterzumachen.

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Hoffe es hat euch gefallen :)

Neues Leben in Barcelona||Pablo Gavi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt