Teil 33: Spaziergang mit Amelie

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Lia's Sicht
Die letzten Tage waren ein emotionaler Albtraum. Seit dem Moment, als Gavi und ich seinen Eltern von der Schwangerschaft erzählt hatten, war alles noch chaotischer geworden. Meine Gefühle schienen völlig außer Kontrolle zu sein und ich fühlte mich, als ob ich ständig am Rande eines Zusammenbruchs stand. Ich konnte kaum schlafen, weinte oft ohne ersichtlichen Grund und hatte auf nichts Lust. Alles, was ich wollte, war, dass Gavi bei mir war, aber seit unserer Trennung war das unmöglich. Heute war ein weiterer dieser Tage. Ich lag in meinem Bett, die Decke bis zum Kinn gezogen und starrte an die Decke. Mein Kopf fühlte sich schwer an und meine Augen brannten von den vielen Tränen, die ich in den letzten Tagen vergossen hatte. Die Tür zu meinem Zimmer war nur einen Spalt weit offen und ich konnte die Stimmen von Anna und Robert aus dem Flur hören. Sie machten sich Sorgen um mich, das wusste ich, aber ich hatte keine Kraft, ihnen das Gegenteil zu beweisen.

Ein leises Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen Gedanken und ich hörte die vertraute Stimme von meiner besten Freundin Amelie ,,Lia? Darf ich reinkommen?". Schwach antwortete ich direkt ,,Ja, komm rein". Amelie öffnete die Tür und kam rein. Sie sah sofort, wie elend ich aussah und ihre Augen füllten sich mit Sorge, weshalb sie mitleidend fragte ,,Oh Lia, was ist los?". Ich setzte mich auf und versuchte, ein tapferes Gesicht aufzusetzen, aber es gelang mir nich, weshalb ich mit brechender Stimme sagte „Es ist einfach alles zu viel. Die Schwangerschaft, die Trennung von Gavi, die Sorgen um die Zukunft... Ich weiß einfach nicht mehr weiter". Amelie setzte sich neben mich, nahm meine Hand und sagte sanft ,,Es tut mir so leid, dass du das durchmachen musst. Aber du bist nicht allein, okay? Ich bin für dich da". Ich nickte und spürte, wie die Tränen wieder aufstiegen und ich sagte ,,Ich weiß, aber es fühlt sich so an, als ob ich das alles nicht schaffe. Ich wünschte, Gavi wäre hier bei mir". Amelie umarmte mich fest und sagte ,,Es ist okay, das zu fühlen. Aber du bist stärker, als du denkst, Lia. Und du hast so viele Menschen, die dich lieben und unterstützen werden". Nach einer kurzen stille sagte Amelie nun ,,Wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang? Nur ein paar Minuten an der frischen Luft. Vielleicht hilft es dir, ein wenig klarer zu denken". Ich war unsicher, aber Amelies besorgter Blick ließ mich schließlich nicken weshalb ich sagte ,,Okay, ich werde es versuchen". Amelie half mir aus dem Bett und wir gingen langsam die Treppe hinunter. Die Sonne schien durch die Fenster und ließ das Haus warm und einladend wirken, doch in mir drin fühlte ich mich kalt und leer. Amelie öffnete die Haustür und wir traten ins Freie. Die frische Luft fühlte sich gut an und ich atmete tief ein, um meine Nerven zu beruhigen. Amelie versuchte meine lauen zu verbessern und sagte ,,Es ist schön heute, der perfekte Tag für einen kleinen Spaziergang". Wir gingen langsam die Straße entlang und ich merkte, wie sich meine Muskeln langsam entspannten. Ich sah zu Amelie und sagte leise ,,Danke, dass du mich rausgebracht hast. Ich weiß, dass ich eine Last bin". Amelie schüttelte den Kopf und sagte ,,Mausi du bist keine Last. Du gehst durch eine schwierige Zeit und es ist okay, Hilfe zu brauchen. Außerdem sind dafür Freunde da". Ihre Worte berührten mich tief und ich spürte, wie sich ein kleiner Hoffnungsschimmer in meinem Herzen regte. Und da meine Gefühle mal wieder etwas durcheinander waren sagte ich mit Tränen in den Augen ,,Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde, Amelie". Amelie sah lächelnd zu mir und sagte dann ,,Du bist stärker, als du denkst und ich werde immer für dich da sein". Wir setzten unseren Spaziergang fort und redeten über alles Mögliche, versuchten, die schweren Themen zu vermeiden. Es tat gut, über einfache Dinge zu sprechen, die nichts mit meiner momentanen Situation zu tun hatten. Doch trotz der Ablenkung konnte ich Gavi nicht aus meinen Gedanken verbannen.

Als wir schließlich zurück nachhause gingen, fühlte ich mich etwas besser. Die Bewegung und das Gespräch hatten mir geholfen, meine Gedanken zu ordnen. Doch die Last meiner Gefühle war immer noch da und ich wusste, dass es Zeit brauchte, um wirklich heilen zu können. Mit einem sanften lächeln fragte ich ,,Willst du reinkommen und noch etwas bleiben?". Amelie
lächelte mich an und sagte ,,Klar, ich habe Zeit. Wir können einen Tee trinken und uns weiter unterhalten". Wir gingen ins Haus und setzten uns in die Küche. Anna war gerade dabei, etwas zu kochen und sie sah überrascht aus, als sie uns hereinkommen sah, weshalb sie direkt sagte ,,Lia, wie schön, es ist dich lächeln zu sehen. Wie war der Spaziergang?". Direkt sagte ich ehrlich ,,Es tat gut". Anna lächelte dankbar zu Amelie und fragte ,,Das freut mich. Ich mache gerade Tee, wollt ihr auch eine Tasse?". Direkt antwortete Amelie ,,Ja, gerne". Während Anna den Tee zubereitete, setzten wir uns an den Tisch. Es war ein kleiner Schritt, aber es fühlte sich wie ein wichtiger an. Die Unterstützung meiner Freunde und Familie war unbezahlbar und ich wusste, dass ich sie brauchte, um diese schwierige Zeit zu überstehen. Anna stellte uns die Tassen Tee hin, setzte sich zu uns und sie sagte ,,Ich hoffe, der Tee hilft dir ein wenig, Lia. Wie fühlst du dich jetzt?". Ich nahm einen Schluck und sagte ,,Es hilft tatsächlich, danke. Der Spaziergang war eine gute Idee". Amelie lächelte mich aufmunternd an und sagte Das freut mich zu hören".

Die Unterhaltung ging weiter und es war, als ob ein kleiner Teil der schweren Last von meinen Schultern genommen wurde. Doch als das Gespräch zu einem ruhigeren Thema überging, wurde die Stimmung wieder ernster. Anna sprach darüber, wie schwierig es war, die Nachrichten von Gavi und mir zu hören. Ich hatte erwartet, dass die Sache irgendwann angesprochen werden würde und so begann ich, mich darauf vorzubereiten, dass es ein ernstes Gespräch geben würde. Schließlich fragte Anna ,,Lia, wie geht es dir mit allem? Ich meine, nicht nur emotional, sondern auch praktisch. Hast du irgendwelche Fragen oder Bedenken bezüglich der Schwangerschaft?". Diese Frage ließ mich innehalten. Ich wusste, dass es viele praktische Dinge zu klären gab, die ich bisher ausgeblendet hatte. Zögernd sagte ich „Eigentlich schon. Es gibt da so viele Dinge, die wir regeln müssen, aber ich habe mich noch nicht wirklich damit beschäftigt". Amelie nickte verständnisvoll und sagte ,,Ja, es gibt einiges zu bedenken, vor allem, wenn man nicht verheiratet ist. Gavi und du müsst gemeinsam die Vaterschaft anerkennen, um sicherzustellen, dass er als Vater des Kindes eingetragen wird". Direkt bestätigt Anna ,,Das ist wahr. Und es ist auch wichtig, das gemeinsame Sorgerecht zu regeln. Das kann manchmal kompliziert werden, besonders wenn man nicht verheiratet ist und die Beziehung sich ändert". Die Gedanken an all diese bürokratischen Fragen machten mich nervös, weshalb ich etwas leiser sagte ,,Ja, das wusste ich, aber ich habe mich noch nicht damit beschäftigt. Ich wollte es immer aufschieben, weil ich dachte, es wäre noch nicht so wichtig". Sanft sagte Anna direkt ,,Es ist wirklich wichtig, dass ihr das bald regelt. Sonst könnten sich später Komplikationen ergeben. Und es ist auch wichtig, dass ihr miteinander redet und gemeinsam Entscheidungen trefft". Ich ließ meinen Kopf sinken und sagte ,,Ich weiß, aber im Moment fühle ich mich einfach überwältigt von allem. Es ist schwer, sich mit diesen Sachen auseinanderzusetzen, wenn man emotional so angeschlagen ist". Amelie nahm meine Hand, drückte sie beruhigend und sagte ,,Ich verstehe das. Es ist eine Menge, mit dem man umgehen muss. Aber du bist nicht allein. Gavi muss auch seinen Teil dazu beitragen und zusammen werdet ihr einen Weg finden". Anna nickte zustimmend und sagte ,,Und wenn ihr es nicht alleine schafft, gibt es immer professionelle Hilfe, die euch unterstützen kann. Auch wenn es jetzt schwierig erscheint, es gibt immer einen Weg". Der Gedanke an Gavi brachte eine neue Welle von Emotionen in mir hervor. Es war schwer zu akzeptieren, dass wir uns getrennt hatten und dass ich mich nun alleine mit all diesen Herausforderungen auseinandersetzen musste. Schließlich sagte ich ,,Ich werde mit Gavi darüber reden. Wir müssen einen Weg finden, das alles zu regeln". Lächelnd sagte Anna nun ,,Das ist der richtige Schritt. Es wird nicht einfach sein, aber es ist wichtig, dass ihr euch zusammensetzt und die Dinge klärt". Der Rest des Nachmittags verging in einer angenehmen Atmosphäre. Wir tranken Tee, redeten über alltägliche Dinge und versuchten, die Schwere der Situation für einen Moment zu vergessen. Die Gesellschaft von Amelie und Anna tat mir gut und ich fühlte mich ein kleines Stück weniger allein.

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Ich hoffe es hat euch gefallen :)
Schaut außerdem mal bei nonsense_mind vorbei, denn sie schreibt auf ihrem Account die Geschichte von Amelie und Fermin :)

Neues Leben in Barcelona||Pablo Gavi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt