Teil 38: Spazieren mit Gavi

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Der nächste Morgen war ruhig und still, nur unterbrochen vom Zwitschern der Vögel draußen. Ich saß auf meinem Bett, mein Blick war auf das Fenster gerichtet, durch das, dass sanfte Sonnenlicht hereinfiel. Mein Kopf war voller Gedanken und Sorgen, die mich erdrückten. Seit Tagen hatte ich das Haus kaum verlassen, eingehüllt in eine Blase aus Angst und Unsicherheit. Das Gewitter in der letzten Nacht hatte meine Gefühle noch intensiver gemacht. Ich konnte mich kaum konzentrieren, geschweige denn an die Zukunft denken. Der Besuch bei der Frauenärztin hatte mir klargemacht, dass ich besser auf mich selbst achten musste, aber die Vorstellung, nach draußen zu gehen und mich der Welt zu stellen, war einfach überwältigend. Ein leises Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen Gedanken. Bevor ich antworten konnte, kam Gavi rein. Er sah mich mit einer Mischung aus Besorgnis und Entschlossenheit an. Gavi setzte sich neben mich und sagte entschlossen ,,Lia, wir müssen reden. Ich weiß, dass es dir nicht gut geht und dass du am liebsten einfach hierbleiben würdest. Aber die Frauenärztin hat gesagt, dass Bewegung und frische Luft dir guttun würden". Ich seufzte, schüttelte den Kopf und sagte ,,Gavi, ich kann einfach nicht. Es fühlt sich an, als ob alles zu viel ist. Ich habe keine Energie, keine Kraft...". Er legte seine Hand sanft auf meine, sah mir in die Augen und sagte ,,Ich verstehe das, wirklich. Aber gerade deshalb musst du rausgehen. Es wird dir helfen, zumindest ein wenig. Und ich werde bei dir sein, du musst das nicht allein durchstehen".

Ich konnte den Ernst in seinen Augen sehen und wusste, dass er recht hatte. Es war schwer, aber ich musste einen Schritt nach vorn machen, für mich und für das Baby. Mit einem kleinen Nicken stimmte ich schließlich zu und sagte ,,Okay, aber nur ein kurzer Spaziergang". Gavi lächelte sanft und sagte ,,Ein kurzer Spaziergang. Versprochen". Wir standen auf und ich zog mich an. Jeder Handgriff fühlte sich schwer an, als würde ich durch dickflüssigen Nebel waten. Aber Gavis ruhige Präsenz neben mir gab mir die notwendige Unterstützung, um weiterzumachen. Als wir schließlich nach draußen traten, traf mich die frische Luft wie ein sanfter Schlag. Die Sonne strahlte am klaren Himmel und eine leichte Brise trug den Duft von Blumen und Gras mit sich. Es war ein wunderschöner Tag, aber in mir drin fühlte es sich noch immer dunkel und bedrückend an. Gavi nahm meine Hand und führte mich langsam die Straße entlang. Wir gingen schweigend nebeneinander her, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Ich konnte nicht anders, als über die vielen Dinge nachzudenken, die mich beschäftigten. Die Verantwortung, die Schwangerschaft, die Zukunft ohne Gavi an meiner Seite. Es fühlte sich an, als ob die Welt auf meinen Schultern lastete. Nach einer Weile begann er leise zu sprechen ,,Ich weiß, dass es schwer ist, Lia. Aber du bist nicht allein. Wir werden das gemeinsam durchstehen. Und auch wenn wir getrennt sind, bedeutet das nicht, dass ich nicht für dich und das Baby da sein werde". Seine Worte trafen mich tief und ich spürte, wie die Tränen wieder in meinen Augen brannten und ich sagte leise ,,Es ist einfach so viel, Gavi. Die Verantwortung, die Zukunft, alles... Es überfordert mich". Er blieb stehen, drehte mich sanft zu sich um und sagte ,,Lia, du bist stärker, als du denkst. Du hast so viel durchgemacht und du wirst auch das schaffen. Schritt für Schritt, Tag für Tag. Und ich werde da sein, um dir zu helfen, so gut ich kann". Die Ehrlichkeit in seinen Augen und die Wärme in seiner Stimme gaben mir einen Funken Hoffnung. Vielleicht war es möglich, das alles durchzustehen, wenn wir zusammenarbeiteten. Während wir weitergingen, versuchte ich mich auf die Umgebung zu konzentrieren. Die Blumen in den Gärten, die Vögel, die zwitscherten, das Lachen von Kindern, das aus der Ferne zu hören war. Aber immer wieder kehrten meine Gedanken zu den Sorgen und Ängsten zurück. Würde ich eine gute Mutter sein können? Würde ich es schaffen, mein Leben neu zu ordnen? Und was würde aus Gavi und mir werden? Als wir zurück nach Hause kamen, fühlte ich mich erschöpft, aber auch ein wenig gestärkt. Es war ein kleiner Schritt, aber ein wichtiger. Ich wusste, dass es noch viele schwierige Tage geben würde, aber mit Gavis Unterstützung und der Liebe meiner Freunde und Familie würde ich es schaffen.

Zurück im Haus setzte ich mich auf die Couch und atmete tief durch. Gavi setzte sich neben mich, nahm meine Hand und fragte sanft ,,Wie fühlst du dich jetzt?". Direkt sagte ich ehrlich ,,Besser. Es war gut, rauszugehen. Danke, dass du mich dazu gebracht hast". Er lächelte, drückte meine Hand und sagte ,,Jederzeit, Lia. Wir sind ein Team, egal was passiert, egal wie oft wir uns anschreien, wie oft wir uns gegenseitig einfach in einem Moment nur hassen können und wie oft ich Scheiße mache". In diesem Moment wusste ich, dass wir es irgendwie schaffen würden. Es würde nicht einfach sein, aber mit Gavi an meiner Seite fühlte ich mich bereit, die Herausforderungen anzunehmen, die vor uns lagen.

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Ich hoffe es hat euch gefallen :)

Neues Leben in Barcelona||Pablo Gavi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt