Teil 39: Geschlecht?

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4 Wochen später
Ich war jetzt in der 14. Schwangerschaftswoche und die Dinge fühlten sich etwas stabiler an. Mein Körper hatte sich langsam an die Veränderungen gewöhnt und obwohl die emotionale Achterbahnfahrt immer noch da war, hatte ich gelernt, besser damit umzugehen. Gavi und ich hatten unsere Höhen und Tiefen, aber er bemühte sich, für mich und das Baby da zu sein. Heute hatten wir wieder einen Termin beim Frauenarzt und Fermin und Amelie wollten unbedingt mitkommen. Sie hatten die Idee, dass wir das Geschlecht des Babys nicht sofort erfahren sollten, sondern stattdessen eine Gender-Reveal-Party machen sollten. Gavi war von der Idee nicht besonders begeistert, aber ich fand es irgendwie schön, etwas Besonderes aus dem Moment zu machen.

Am Morgen standen wir früh auf und ich fühlte mich erstaunlich gut. Die morgendliche Übelkeit hatte nachgelassen und ich war dankbar für jeden Moment, den ich ohne dieses Unbehagen erleben konnte. Während ich mich anzog, klingelte es an der Tür. Gavi öffnete und ließ Fermin und Amelie herein. Sie strahlten vor Vorfreude und Aufregung. Amelie umarmte mich fest und reif ,,Hey, Lia! Wie geht's dir? Bereit für den großen Tag?". Ich lächelte und sagte ,,Ja, ich bin bereit. Ich hoffe, alles ist in Ordnung mit dem Baby". Fermin klopfte Gavi auf die Schulter und fragte ,,Bist du auch bereit, Bro?". Gavi zuckte mit den Schultern und murmelte ,,Naja ich hab eigentlich keine Lust". Ich konnte sehen, dass er nicht wirklich begeistert war, aber Fermin ließ nicht locker und sagte ,,Komm schon, Gavi. Es wird ein besonderer Moment". Gavi seufzte, aber ein kleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen und er sagte ,,Okay, okay". Wir machten uns auf den Weg zum Auto von Fermin und fuhren gemeinsam zum Frauenarzt. Die Fahrt war ruhig, jeder war in seine eigenen Gedanken vertieft. Ich war nervös, aber auch aufgeregt. Der Gedanke, bald zu erfahren, ob wir einen Jungen oder ein Mädchen bekommen würden, machte mich glücklich. Als wir in der Praxis ankamen, wurden wir von der freundlichen Arzthelferin begrüßt und in das Untersuchungszimmer geführt. Gavi setzte sich neben mich, während Fermin und Amelie etwas abseits standen. Meine Frauenärztin Dr.Díaz kam herein, lächelte uns zu und fragte ,,Hallo, Lia. Wie geht es dir heute?". Direkt antwortete ich ,,Es geht mir gut, danke. Ein bisschen nervös, aber gut". Beruhigend sagte sie ,,Das ist ganz normal. Wir werden heute die Routinen Untersuchungen machen und schauen, wie es dem Baby geht". Dr. Díaz begann mit den üblichen Untersuchungen. Sie nahm mir Blut ab, ließ mich eine Urinprobe abgeben und maß meinen Blutdruck. Alles schien in Ordnung zu sein und ich war erleichtert. Dann kam der Moment, auf den ich mich am meisten gefreut hatte, der Ultraschall. Ich legte mich auf die Liege und Dr. Díaz bereitete das Gerät vor. Gavi nahm meine Hand und drückte sie leicht. Dr. Díaz trug das kalte Gel auf meinen Bauch auf und begann mit dem Ultraschall. Auf dem Bildschirm erschien das kleine Bild unseres Babys. Lächelnd sagte sie ,,Da ist es. Ihr Baby sieht gesund aus und entwickelt sich gut". Ich spürte, wie die Tränen in meine Augen stiegen. Es ist immer ein unglaubliches Gefühl, unser Baby so deutlich zu sehen. Gavi sah ebenfalls gerührt aus, obwohl er versuchte, es nicht zu zeigen. Dann kam die Frage, die ich erwartet hatte. Dr. Díaz fragte lächelnd ,,Möchten Sie das Geschlecht des Babys wissen?". Bevor ich antworten konnte, sprang Amelie ein und sagte ,,Nein, können sie es mir auf einen Zettel schreiben? Wir wollen eine Gender-Reveal-Party für Lia und Gavi machen". Gavi sah sie überrascht an und sagte genervt ,,Was? Warum dürfen wir es nicht wissen?". Fermin versuchte, ihn zu beruhigen und sagte ,,Hey, Gavi, es wird doch Spaß machen. Stellt euch vor, wie spannend es ist, das Geschlecht auf der Party zu erfahren". Gavi schnaubte leicht und verschränkte die Arme und sagte ,,Ich weiß nicht, ob ich das so toll finde". Ich legte meine Hand auf seinen Arm und sagte ,,Gavi, lass uns einfach mitmachen. Es wird ein besonderer Moment, den wir mit unseren Freunden und deiner Familie teilen können". Er seufzte und sagte dann ,,aber ich will doch jetzt schon wissen was es wird?! Wo ist das Problem zu wissen was mein Kind wird?". Ich sah Gavi an und sagte direkt ,,Gavi hör jetzt auf zu meckern es wird was schönes ok". Gavi verdrehte die Augen, verschränkte die Arme vor der Brust und setzte sich beleidigt hin. Es ist halt so typisch Gavi, dass er jetzt beleidigt ist, aber ich finde es soll was schönes sein das Geschlecht vom Baby zu erfahren. Dr. Díaz sah uns an und sagte ,,Dann werde ich das Geschlecht auf einem Zettel schreiben und es ihren Freunden geben". Lächlend nickte ich und als die Untersuchung abgeschlossen war, wischte ich mir das Gel vom Bauch und anschließend gab Dr. Díaz Gavi die Ultraschallbilder. Als wir nun die Praxis verließen, sahen Amelie und Fermín grinsend auf den Zettel und Gavi sah beide genervt an und sagte dann wieder ,,Man Lia das ist unfair! Warum dürfen die es wissen aber ich nicht?!". Fermín verdrehte die Augen und sagte ,,Man Gavi jetzt hör doch auf so rumzuzicken". Direkt drauf sagte Amelie ,,Ja, komm mal runter. Ihr werdet es noch zum richtigen Zeitpunkt erfahren". Ich sah lächelnd zu Amelie und Fermín, da Fermín seinen arm um Amelies Hüfte legte und sagte ,,Genau und bis dahin musst du Geduld haben, du Riesenbaby". Gavi riss seine Augen auf und sagte genervt ,,ich bin kein Riesenbaby! Ist es so schlimm einfach zu wissen was das Baby wird?!". Ich schüttelte genervt den Kopf und dann sagte Fermín ,,Kannst ja versuchen es beim Ultraschallbild herauszufinden, aber ich glaube das du es nicht hinbekommst. Mein süßes Riesenbaby!". Noch genervter setzte Gavi sich ins Auto und dann sagte Amelie zu mir ,,oh man der muss sich mal langsam einkriegen". Ich zuckte mit den schulter und sagte ,,das ist halt Gavi, wenn er etwas wissen will und nicht darf dann ist er angepisst und beleidigt". Fermín fing an zu lachen und sagte ,,Lia du wirst bestraft, nicht nur ein Baby sondern auch ein Riesenbaby". Mit großen Augen sah ich Fermín an und sagte ,,wenn das Baby sein Temperament hat dann danke". Amelie und Fermín fingen an zu lachen und dann schlugen Amelie und Fermín ein kleines, gemütliches Restaurant vor, das für seine exzellente Küche bekannt war, wo wir noch essen gehen können.

Trotz der leichten Anspannung zwischen Gavi und mir freute ich mich auf eine angenehme Abwechslung. Als wir im Restaurant ankamen, wurden wir schnell zu einem Tisch geführt. Amelie und ich setzten uns auf eine Seite, während Gavi und Fermin uns gegenüber Platz nahmen. Das Ambiente war warm und einladend, mit gedämpftem Licht und leiser Musik im Hintergrund. Wir bestellten unsere Getränke und das Essen und versuchten, uns zu entspannen und die Stimmung zu genießen. Während des Essens plauderten wir über verschiedene Themen. Fermin erzählte eine lustige Geschichte aus seiner Kindheit und Amelie lachte herzlich. Es tat gut, für einen Moment die Sorgen zu vergessen und einfach nur im Hier und Jetzt zu sein. Doch die entspannte Atmosphäre hielt nicht lange an.

Ich bemerkte, wie Amelie plötzlich ihren Fuß unter dem Tisch ausstreckte und Fermin neckte. Er zuckte leicht zusammen und warf ihr einen überraschten Blick zu. Ich konnte sehen, wie er rot wurde und sich unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her bewegte. Gavi, der die Szene ebenfalls beobachtet hatte, begann laut zu lachen und sagte ,,Haha, sieh dir das an, Fermin hat einen Steifen!". Fermins Gesicht wurde noch röter und er sagte direkt ,,Halt die Klappe, Mann". Ich konnte nicht anders, als Gavi wütend anzusehen und sagte mit scharfer stimme ,,Gavi, musst du immer so kindisch sein? Das ist nicht witzig!". Gavi verdrehte die Augen und sagte ,,Ach komm schon, Lia, entspann dich. Es war doch nur ein Scherz". Direkt sagte ich ,,Ein Scherz? Du weißt, dass das unangebracht ist. Wir sind hier, um einen schönen Abend zu haben und du machst alles kaputt". Die Spannung zwischen uns war sofort spürbar. Amelie und Fermin schauten unbehaglich weg, während ich versuchte, meine Wut zu kontrollieren. Gavi schüttelte den Kopf und sagte ,,Du machst aus jeder Kleinigkeit ein Drama, Lia. Kein Wunder, dass wir ständig streiten". Diese Worte trafen mich hart. Tränen stiegen mir in die Augen und ich konnte nicht länger ruhig bleiben und sagte ,,Du verstehst es einfach nicht, Gavi. Es geht nicht nur um den heutigen Abend, sondern um alles. Das Baby, die Verantwortung... und du machst Witze und benimmst dich wie ein Kind!". Gavi funkelte mich an und antwortete ,,Und du verstehst nicht, wie schwer das für mich ist. Ich versuche, mein Bestes zu geben, aber du siehst nur, was ich falsch mache". Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten, stand abrupt auf und sagte ,,Ich habe keine Lust mehr auf diese ständigen Streitereien. Ich will nach Hause". Amelie legte ihre Hand auf meinen Arm und versuchte, mich zu beruhigen, in dem sie sagte ,,Lia, bitte. Bleib doch noch". Doch ich schüttelte den Kopf, schnappte nach Luft und sagte ,,Nein, Amelie. Ich kann das nicht mehr. Gavi, wenn du das Baby wirklich willst, dann fang an, dich wie ein Erwachsener zu benehmen". Gavi sah mich an, seine Augen voller Wut und Frustration. Direkt sagte er wütend ,,Denkst du, das ist leicht für mich? Ich weiß, dass ich Fehler gemacht habe, aber ich versuche es. Für dich und für unser Kind".

Die Worte hingen schwer in der Luft. Ich wusste, dass er irgendwo Recht hatte, aber der Schmerz und die Enttäuschung überwogen in diesem Moment. Ich drehte mich um und ging zur Tür. Amelie folgte mir, während Gavi und Fermin noch am Tisch saßen, die Spannung zwischen uns allen fast greifbar. Die Heimfahrt war still und unangenehm. Amelie fuhr mich zurück und versuchte, mich mit sanften Worten zu beruhigen. Doch mein Herz war schwer und meine Gedanken wirbelten durcheinander. Ich wollte einfach nur nach Hause und in mein Bett kriechen. Als wir schließlich ankamen, ging ich direkt in mein Zimmer, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Die Tränen flossen unaufhaltsam und ich fühlte mich erschöpft. Ich wusste, dass wir an einem Wendepunkt standen und dass sich etwas ändern musste, aber in diesem Moment war alles, was ich wollte, etwas Frieden und Ruhe.

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Ich hoffe es hat euch gefallen :)
Sorry das Sonntag nichts kam, hab bei Bekannten übernachtet und auf das Baby aufgepasst :)

Neues Leben in Barcelona||Pablo Gavi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt