Teil 24: Club

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Gavi's Sicht
Ein paar Stunden saß ich nur am Fenster und starrte hinaus in die Dunkelheit. Die Gedanken an Lia und das Baby ließen mich nicht los und ich fühlte mich immer noch gefangen in einem Strudel aus Unsicherheit und Angst. Ich musste raus. Raus aus dem Haus. Einfach mal meinen Kopf frei bekommen und alles vergessen. Ich brauchte Ablenkung, etwas, das mich von den Problemen zu Hause wegführte. Entschlossen griff ich nach meinem Handy und öffnete WhatsApp. Fermin war der erste, der mir in den Sinn kam. Er war immer für eine gute Zeit zu haben und würde mich sicherlich ablenken können, weshalb ich mit ihm schreib.

Chat mit Fermin
Gavi: Hey Bro, hast du Lust in den Club zu gehen?
Fermin: Hey klar, aber was ist mit Lia? Kommt sie mit?
Gavi: Nein, sie bleibt zuhause. Ich möchte einfach was mit dir machen.
Fermin: Okay Bro. Dann in einer Stunde am Club in der Stadt!
Gavi: Ja bis nachher!
Fermin: Bis nachher!
Chat Ende

Ein erleichtertes Lächeln breitete sich auf meinem Gesicht aus, als ich die Antwort las. Ich war dankbar und freut mich darauf, die Nacht mit ihm zu verbringen, weshalb ich mein Handy beiseite legte und mich dann für die Nacht fertig machte. Ich zog eine lockere Jeans mit einem Hemd an, machte ein wenig Gel in meine Haare und benutzte etwas Parfüm. Als ich mich im Spiegel betrachtete, fühlte ich mich ein wenig besser. Vielleicht würde die Nacht mir tatsächlich helfen, meine Sorgen für eine Weile zu vergessen. Mit einem letzten prüfenden Blick auf mein Aussehen verließ ich mein Zimmer und machte mich auf den Weg zum Club.

Als ich den Club betrat, konnte ich Fermin schon von weitem sehen. Er winkte mir zu und ich suchte mir einen Weg durch die Menge zu ihm. Die Musik dröhnte in meinen Ohren und die Lichter blendeten mich, aber es fühlte sich gut an, in dieser pulsierenden Umgebung zu sein. Als ich dann bei Fermin ankam, nahm er mich in den arm und sagte ,,Hey, Bro!". Lächelnd und auch glücklich sagte ich ,,Hey, danke das du Zeit hast. Ich brauche das jetzt wirklich". Direkt sagte Fermin ohne zu zögern ,,Immer doch Bro! Jetzt lass uns Drinks bestellen". Wir bestellten uns ein paar Drinks und setzten uns an einen Tisch, wo wir uns unterhalten konnten. Die Musik war laut, aber Fermin und ich fanden dennoch einen Weg, uns zu verständigen. Es tat gut, mit ihm zu reden und für eine Weile vergaß ich die Probleme zu Hause. Während wir tranken, unterhielten wir uns über alles Mögliche. Fußball, Freunde und das Leben im Allgemeinen. Es war eine gute Ablenkung von den Sorgen, die mich den ganzen Tag begleitet hatten. Nach ein paar weiteren Drinks und einer Menge Gelächter bemerkte ich, dass Amelie, Lias Freundin und Fermíns Crush ebenfalls im Club war. Sie kam zu uns rüber, setzte sich dazu und fragte ,,Hey, kann ich mich zu euch setzten?". Während ich nur nickte, sagte Fermín ,,Klar warum nicht". Amelie setzte sich zu uns und fragte ,,was macht ihr eigentlich hier?". Direkt sagte Fermín ,,Einfach nur entspannen". Skeptisch fragte sie nun ,,Und Lia hat nichts dagegen Gavi? Wegen der Schwangerschaft". In dem Moment schien die Zeit stillzustehen. Ich spürte, wie das Blut aus meinem Gesicht wich. Fermin starrte mich geschockt an und sagte enttäuscht ,,Was? Lia ist schwanger? Gavi warum hast du mir das nicht gesagt?". Ich konnte sehen, dass Fermin schockiert und verwirrt war. Die Wahrheit war heraus und ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Amelie sah schuldbewusst aus, als ob sie gerade realisierte, dass sie ein Geheimnis preisgegeben hatte. Stotternd sagte ich nun ,,Ich... ich wollte es dir sagen, Fermin. Aber es ist kompliziert". Fermin sah mich enttäuscht an und sagte ,,Du hättest mir das sagen können. Wir sind doch Freunde". Ich nickte, unfähig, die richtigen Worte zu finden. Der Alkohol in meinem Blut begann zu wirken und meine Gedanken wurden immer verschwommener. Ich wollte alles vergessen, einfach nur den Schmerz betäuben. Ohne zu zögern sagte ich dann ,,Mir egal was ihr jetzt sagt, ich gehe weiter feiern". Die Nacht wurde immer verschwommener und ich fühlte, wie der Alkohol seine Wirkung entfaltete. Es war wie ein Nebel, der meine Sorgen verdeckte.

Irgendwann tanzte ich auf der Tanzfläche, umgeben von fremden Gesichtern. Die Musik war laut, die Lichter blendend und ich fühlte mich frei. Oder zumindest so frei, wie man sein kann, wenn man versucht, vor seinen Problemen zu fliehen. Ich bekam fast nichts mehr mit wegen dem Alkohol, sodass ich mit einer fremden Frau tanzte. Ihre Augen funkelten und sie lächelte verführerisch. Ohne zu wissen und zu merken was ich tat, beugte ich mich vor, meine Lippen nur noch einen Zentimeter von ihren entfernt, bis ich plötzlich spürte wie mich jemand zurück zog und mit fester Stimme schon fast schrie ,,Gavi bist du bescheuert! Dich so zu betrinken, dass du Lia fast betrügst! Komm jetzt wir gehen!".

Fermin zog mich an der Hand hinaus in die kühle Nachtluft. Während ich versuchte etwas klar denken zu können, sagte Fermin ,,Wieso versuchts du all deine Probleme weg zu trinken! Das funktioniert so nicht! Was hast du bitte gegen dein Kind!". Ich lehnte mich gegen die Wand, um das Gleichgewicht zu halten und sagte ,,Ich weiß, Fermin. Aber ich weiß nicht, was ich tun soll. Alles ist so kompliziert". Fermin legte eine Hand auf meine Schulter. "Wir kriegen das hin, Bro. Aber du musst dich zusammenreißen". Ohne überhaupt zu merken was ich sage, sagte ich ,,Das Baby ist ein Fehler! Ich will es nicht! Warum denn auch". Fermin sah mich an, als könnte er es kaum glauben und sagte ,,Gavi, du bist völlig durch den Wind. Das Baby ist kein Problem, das man einfach wegtrinken kann. Das ist dein Kind. Du musst Verantwortung übernehmen". Ich starrte ihn an, meine Gedanken verschwommen durch den Alkohol, weshalb ich wiederholte ,,Das Baby ist ein Fehler. Alles ist ein Fehler". Fermin trat einen Schritt zurück, seine Augen weit aufgerissen als er sagte ,,Gavi, das ist dein Kind, von dem du redest!".
Ich spürte eine Welle von Scham und Verwirrung, aber der Alkohol machte es mir schwer, klare Gedanken zu fassen, weshalb ich nur sagte ,,Ich wollte das nicht". Fermin schüttelte den Kopf, seine Stimme hart und kalt ,,Du bist betrunken und redest Unsinn. Das ist nicht der Gavi, den ich kenne". Er griff nach meinem Arm, zog mich in Richtung Straße und sagte ,,Wir gehen jetzt nach Hause. Du musst wieder nüchtern werden".

Der kalte Nachtwind half ein wenig, meine Sinne zu schärfen, aber ich fühlte mich immer noch benommen und verloren. Fermin winkte ein Taxi herbei und schob mich auf die Rückbank. Er stieg neben mir ein und gab dem Fahrer meine Adresse.
Während der Fahrt herrschte eine angespannte Stille zwischen uns. Ich lehnte meinen Kopf gegen das Fenster und starrte in die Dunkelheit hinaus. Meine Gedanken kreisten um das, was ich gesagt hatte. Ein Fehler. Hatte ich das wirklich gemeint?

Als wir ankamen, half mir Fermin aus dem Taxi, begleitete mich zur Tür und sagte ,,Gavi, hör zu. Du musst dich zusammenreißen. Das Baby ist kein Fehler. Es ist ein Teil von dir. Du musst Lia unterstützen und für dein Kind da sein". Ich nickte langsam, unfähig, ihm direkt in die Augen zu sehen und stammelte vor mich hin ,,Ich weiß, Fermin. Ich weiß. Ich war nur... es ist alles zu viel". Fermin seufzte, legte eine Hand auf meine Schulter und sagte ,,Ich bin für dich da, Bro. Aber du musst dich ändern. Das hier kann so nicht weitergehen". Ich konnte nur nicken und murmelte leise ,,Danke". Fermin verabschiedete sich und ich taumelte ins Haus, meine Gedanken immer noch ein Chaos. Ich schleppte mich die Treppe hinauf und fiel auf mein Bett, ohne mich auch nur umzuziehen. Meine Augenlider wurden schwer und trotz der Gedanken in meinem Kopf, übernahm mich schließlich der Schlaf. Doch selbst in meinen Träumen fand ich keine Ruhe. Bilder von Lia, von unserem ungeborenen Baby und von dem enttäuschten Blick in Fermins Augen verfolgten mich die ganze Nacht.

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Hoffe es hat euch gefallen :)
Außerdem schaut gern mal bei Sophia914559 vorbei :)

Neues Leben in Barcelona||Pablo Gavi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt