Teil 44: Ich bleibe bei dir!

609 22 6
                                    

Gavi's Sicht
Ich saß an Lias Bett und hielt ihre Hand fest, als wäre es das Einzige, was mich davon abhielt, komplett durchzudrehen. Mein Herz pochte so laut in meiner Brust, dass ich dachte, es könnte jeden Moment explodieren. Lia sah blass und erschöpft aus, aber als sie mich ansah, lag ein Hauch von Erleichterung in ihren Augen. Trotzdem war da auch dieser Schmerz, der mich innerlich zerriss. Ich hätte hier sein sollen, hätte sie nicht alleine durch diese Hölle gehen lassen dürfen. Während ich ihren Blick suchte fragte ich leise ,,Was..... was ist passiert? Was hat der Arzt gesagt?". Lia schluckte schwer und drückte meine Hand, als ob sie Halt suchte. Fast flüsternd sagte sie „Sie haben gesagt, dass es dem Baby gut geht... aber ich hatte starke Kontraktionen. Sie behalten mich hier zur Beobachtung. Sie wissen nicht genau, warum es passiert ist, aber... es könnte einfach Stress sein".

Ich nickte stumm, versuchte, die Informationen zu verarbeiten. Stress. Natürlich. Die letzten Wochen waren alles andere als leicht gewesen, für uns beide. Aber für Lia? Sie trug die gesamte Verantwortung für das Baby. Die Gedanken wirbelten in meinem Kopf, doch bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, öffnete sich die Tür und der Arzt trat ein. Mit einem kurzen nicken und einem professionellen Ton sagte er ,,Guten Abend. Ich bin Dr. García. Ich wollte nur noch einmal nach Ihnen und dem Baby sehen,  Lia. Wie fühlen Sie sich jetzt?". Lia sah zu ihm auf und versuchte mit einem schwachen Lächeln zu sagen ,,Es ist etwas besser, aber die Schmerzen waren vorhin wirklich stark". Der Arzt nickte, wandte sich dann zu mir und fragte ,,Und Sie sind?". Etwas zögerlich, da ich es noch nie wirklich so gesagt hatte, antwortete ich ,,Ich... bin der Vater des Babys". Der Arzt musterte mich kurz, bevor er schließlich nickte. Nun sagte er ,,Gut. Dann sollten Sie informiert sein. Es scheint, dass die Schmerzen und die Kontraktionen stressbedingt waren. Das Baby ist im Moment stabil, aber wir müssen weiterhin wachsam sein. Ruhe und Stressvermeidung sind in den kommenden Wochen entscheidend". Mein Magen drehte sich um, als er das sagte. Stressvermeidung? Wie sollte Lia in so einer Situation keinen Stress haben, wenn sie ständig Angst um das Baby haben musste? Während der Arzt ein Gerät vorbereitete sagte er ,,Wir werden jetzt einen Ultraschall machen, um sicherzugehen, dass alles weiterhin in Ordnung ist. Möchten Sie dabeibleiben?". Ich ließ Lias Hand nicht los und antwortete sofort ,,Ja". Ich wollte jede Sekunde hier sein, keine Frage. Der Arzt rollte das Ultraschallgerät näher heran und Lia hob ihr Shirt leicht an, sodass er das kalten Gel auftragen konnte. Ich spürte, wie sich mein Herz zusammenzog, als der Bildschirm aufleuchtete und die vertraute Silhouette des kleinen Lebens in ihrem Bauch sichtbar wurde. Das Baby. Unser Baby. Der Arzt deutete auf den Bildschirm und sagte ,,Hier. Das ist Ihr Baby. Es bewegt sich, der Herzschlag ist stark. Das sind gute Zeichen". Ich starrte auf das Bild und für einen Moment schien alles andere unwichtig zu sein. Das Baby war in Ordnung. Das war alles, was zählte. Ich konnte den Kloß in meinem Hals kaum runterschlucken. Ich hatte so eine Angst gehabt und jetzt, wo ich das kleine Herz schlagen sah, fiel eine riesige Last von meinen Schultern. Während der Arzt den Ultraschall beendete und das Gerät wieder zur Seite schob sagte er ,,Es sieht alles gut aus. Aber wie ich schon sagte, Ruhe ist der Schlüssel. Wir werden Sie über Nacht hier behalten, nur um sicherzugehen, dass keine weiteren Kontraktionen auftreten. Morgen früh besprechen wir dann das weitere Vorgehen". Lia atmete tief durch und sagte ,,Danke Dr. García". Der Arzt nickte ihr zu, bevor er den Raum verließ, uns beide in einem Moment der Stille zurücklassend.

Ich sah sie an, fühlte, wie die Panik allmählich von mir abfiel, aber da war noch etwas anderes. Schuld. Die Erkenntnis, dass ich nicht genug für sie da gewesen war. Nicht so, wie ich es hätte sein sollen. Ich drückte ihre Hand und sagte ,,Lia... es tut mir leid, dass ich nicht früher hier war. Ich hätte bei dir sein müssen. Ich will... bei dir bleiben, okay? Die ganze Nacht, bis wir sicher wissen, dass alles in Ordnung ist. Ich werde nicht gehen". Sie sah mich an und in ihrem Blick lag eine Mischung aus Erschöpfung und Dankbarkeit. Dann sagte sie ,,Gavi, du musst nicht...". Ich unterbrach sie sanft und sagte ,,Doch.... ich will hier sein. Ich lass dich nicht allein". Lia seufzte leise, aber ich konnte sehen, dass sie meine Anwesenheit schätzte, auch wenn sie es nicht sagte. Vielleicht war es auch zu viel, jetzt darüber zu sprechen. Es war kompliziert zwischen uns, aber in diesem Moment wollte ich einfach nur für sie da sein.

————————————————————
Ich hoffe es hat euch gefallen :)

Neues Leben in Barcelona||Pablo Gavi Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt