Ellena's Sicht
,,Ich bin kein Mensch Alec.", erkläre ich mehr mir selber, als ihn, ,,ich bin ein Vampir. Genau wie du. Nur das meine Gabe es mir zulässt meinen menschlichen Körper zu behalten."
Meine Augen richte ich auf meine Schuhe. Nur ungerne lasse ich es zu, das jemand meine Tränen sieht. Das alles kann doch nur ein schlechter Scherz sein! Mein Vater ... mein Vater steht vor mir, am leben. Nicht verschollen wie ich so lange geglaubt habe. Er ist einer der Anführer der Volturi, der Clan, den ich so lange gemieden habe. Ich hätte ihn viel früher wiederfinden können! Aber er ... er hat mich ja damals verlassen. Vielleicht wollte, will er mich nicht mehr. Sonst hätte er doch kommen können! Und meiner Mutter und mir geholfen!
,,Dein Herz ... es schlägt.", will die blonde, die zusammen mit Alec reingekommen ist, meine These wiederlegen.
,,Weil das Menschen nun mal so an sich haben."
,,Wieso wurdest du dann nicht jetzt wieder zum Vampir? Als du fast gestorben wärst!", ruft jemand rein, dessen Stimme ich nicht zuordnen kann.
Blinzelnd blicke ich auf. ,,Dafür brauche ich Ruhe. Ich muss mich entspannen. Und das kann ich nicht, wenn der Tod in der Luft liegt."
,,Wieso habt ihr mir nie etwas erzählt?" Alecs Stimme kling ehrlich bedrückt, ich spüre ihn hinter mir.
Über die Schulter blicke ich zu ihm. ,,Ich dachte du wolltest mich umbringen. Und meinen Mörder wollte ich mein Geheimnis nicht anvertrauen. Dann habe ich dich kennen und lieben gelernt und dann wusste ich nicht wie. Ich war mir nie ganz sichher – liebst du mich oder nur die Tatsache das ich ein Mensch bin? Ich wollte nicht das du mich hasst."
,,Ellena, niemals könnte ich euch hassen. Wie könnt ihr nur so etwas denken." Vorsichtig streicht er über meine Wange. Ich schließe meine Augen und genieße diesen Augenblick. Eine schwere Last fällt von mir ab.
Dann richte ich mich wieder den anderen zu. Mein Vater, Aro schreitet auf mich zu. Seine Hände legen sich um die Kette des Amuletts und er zieht sie über seinen Kopf. Ein Schritt trennt uns, als er stehen bleibt.
Es sieht aus als würde er weinen.
,,Ich konnte nicht Ahnen -" Seinen rechten Zeige- und Mittelfinger benutzt er um mein Kinn anzuheben und mich genau zu mustern, ,,dass du mir immer so nahe warst. All die Jahre dachte ich, du wärst schon lange ... von mir gegangen." So sprachlos und stockend habe ich meinen Vater noch nie erlebt.
,,Jetzt weißt du das du falsch liegst. Nicht ich bin von dir gegangen. Nein, du bist von mir und Mutter gegangen." Meine Stimme klingt hart, aber das ist nur die Wahrheit in ihr.
,,Ich verstehe wenn du wütend bist, aber ich wusste nicht. ... Du siehst deiner Mutter so ähnlich, selbst deine blonden Haare haben den gleichen dunkel roten Farbton bekommen. Nur in deinen Augen und ein wenig in der Form deiner Gesichtszüge erkenne ich mich selbst wieder. Kannst du mir je verzeihen? Wie ist es möglich das du heute wieder vor mir stehst? Wie damals, als du ein kleines Mädchen warst. So groß bist du geworden."
Die Kette legt er um meinen Hals. Sie erdrückt mich. So schwer habe ich sie nicht in Erinnerung. Alle sehen uns an, sie haben nur Vermutungen darüber was hier gerade vorgeht. Keiner weiß bescheid. Auch vertrauen sie mir nicht, sie denken ich Lüge.
,,Meister Aro, was hat das alles zu bedeuten?", spricht jemand dazwischen. Geraune entsteht im Saal.
,,Ruhe. Sie soll erst einmal beweisen das sie jemand von uns ist. Das beschäftigt die meisten hier von uns." Eine anmutige Frau , mit braunen Haar wie Seide, gleitet in den Fordergrund. Sie stellt sich neben meinen Vater und wirkt ihn so, so ... vertraut.
,,Und sie sind?" Meine Stimme klingt eher gelangweilt. Wieso sollte ich mich verwandeln wenn mein Vater mich wieder erkennt? Es ist ausgeschlossen das ich ohne irgendeine Gabe oder verwandlung solange als Mensch überlebt hätte.
,,Ich bin Sulcipia. Aros Gefährtin." Ihr Augen blitzen mich an, sie behält mich im Auge. Bei dem Wort Gefährtin zucke ich zusammen.
,,Gefährtin?" Hat mein Vater deswegen nie nach mir und meiner Mutter gesucht? Sulcipia ist ein alter Griechischer Name, von der Zeit her würde es passen ...
,,Ellena. Sei so lieb. Zeig uns deine Gabe, lass uns Augenzeugen werden.", überspielt mein Vater mit seiner enthusiastischen art.
,,Ich habe mich seit mehreren Jahrzenten nicht mehr verwandelt und du weißt das ich die Wahrheit spreche, also wieso bitte sollte ich ihren Wunsch nachgehen?"
,,Ich weiß das du voll Wut und voll Trauer bist Ellena. Aber nur ich weiß es, die anderen nicht."
,,Nein Vater. Wut und Trauer trifft es nicht ganz. Zum größten Teil bin ich Verletzt und Enttäuscht. Du hast mich und Mutter ganz alleine gelassen und suchtest dir in der Zeit eine andere! Aber wenn es dein Wunsch ist, werde ich es allen beweisen. Damit ich wie immer das brave Kind bin, das immer auf ihren Vater hört."
Als ich Aro mit dem Wort Vater bezeichne schrecken viele auf. Viele scheinen erst jetzt zu verstehen oder zu begreifen was meine Wutausbruch zu bedeuten hatte. Wieso ich so leichtfertig mit Aro rede und wieso er nichts dagegen tut.
Gefühle lasse ich für kurze Zeit nicht mehr zu. Ich schalte meinen Körper ab und fahre meinen Verstand runter. Versuche an nichts richtiges mehr zu denken, außer an den Schmerzen die ich bei meiner ersten Verwandlung erlitten hatte. An den brennenden Schmerz, der durch alle meine Glieder floss und mich förmlich auffraß. An das zusammenziehen meiner Muskeln, mein Herz welches immer schwächer wurde und der Energie die mich qualvoll erfüllte. Und für einen kurzen Moment kehrt all das zurück. Krampfhaft verspannt sich alles von mir, Schreie der Schmerzen kann ich nicht unterdrücken. Diese Verwandlung ist zwar kürzer, aber um ein vielfaches Schmerzvoller. Ich spüre eine leichte Umarmung, Alec muss sich sorgen machen.
Dann fließt es wie Wasser meinen Körper hinab - und ich weiß es ist vorbei.
Ich blinzelne einige Male und erfreue mich meiner Sicht. Immer wieder vergesse ich durch welchen Schleier ich mit meinen menschlichen Augen blicke. Geräusche nehme ich keine wahr, nicht einmals jetzt wo mein Gehör so viel besser ist. Alle müssen von ihren Glauben abgefallen sein.
Alec kommt wieder als erstes auf mich zu. ,,Ihr seht so verändert aus. Das Haar, die Augen und eure Haut. Aber sonst scheint sich nichts verändert zu haben."
Ich weiß wovon er spricht. Meine leicht gebräunte Haut müsste wieder wie Mamor aussehen und meine blauen Augen sind einen leuchtend roten Ton gewichen. Und mein Haar – mein Haar hat wieder das blond, wie vor vielen Hunderten von Jahren als ich verwandelt wurde. Erst über die ganzen Jahre die ich als Mensch verbracht habe, wurde mein Haar von blond zu braun und schließlich von braun zu rot. Mein Menschenkörper ändert sich, aber nicht der meines Vampirdaseins.
,,Glauben sie mir jetzt Sulcipia?"
Doch anstatt mir zu antworten, wendet sie sich zu Vater. ,,Also ist es wahr? Sie ist deine Tochter? Wieso hast du mir nie davon erzählt?"
,,Weil es meine Geschichte ist, nicht die deine." Aro dreht sich zu mir, redet aber zu allen. ,,Wie ihr jetzt vielleicht bereits verstanden habt, ist Ellena Aeon, meine Tochter. Ich heiße sie von nun an hier für Herzlichen Wilkommen.", und dann nur zu mir, ,,Ich hoffe du kannst deinen Vater verzeihen und nimmst meine Einladung an unseren Clan zu betreten."
DU LIEST GERADE
Und ich habe es nie bemerkt? (Alec Lovestory)
Hayran KurguEs gibt Tage, an denen einem alles genommen wird. Der Vater, dann auch noch die Mutter und schließlich die Menschlichkeit. Tage, an denen man vor Hass vergeht, bis ... ein Lichtblick kommt. Und für mich war es meine Gabe. Es gibt Tage, an den das Sc...