Kapitel 1

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Wie sagt man so schön? Neues Jahr, neues Glück? Ob sich dieser allbekannte Spruch bewahrheitet, wird sich dieses Schuljahr zeigen und hoffentlich wird es für mich sowie meine beste Freundin wirklich das letzte sein. Bisher lief es zwar bei uns beiden recht gut, aber die Abitur Prüfungen können unseren Schnitt nochmal um einhundertachtzig Grad drehen und damit unsere Zukunftspläne über Bord werfen, wodurch wir im besten Fall zusammen wiederholen können. „Worüber denkst du nach hm?", holt mich nun Olivia aus meinen Gedanken und unterbricht damit all meine Zweifel, worüber ich gerade nicht dankbarer sein könnte. „Ach, nichts bestimmtes. Kennst mich doch; immer am träumen." Zustimmend nickt meine beste Freundin und schmunzelt augenrollend die Augen über mich, was mich dazu bewegt, ihr gegen den Arm zu boxen. „Aua! Mensch, das ist Körperverletzung.", kommt es daraufhin ernst von ihr, woraufhin aber schnell ihr Gelächter folgt, in dieses ich mit einsteige. „Amelia, ich weiß genau, dass du dir Gedanken über das bevorstehende Schuljahr gemacht hast und ich muss dir leider mitteilen, dass unser Notenschnitt wohl kaum noch zu Grunde gehen kann. Mach dir also keine Sorgen, so schwer das auch für dich ist.", kommt es nun doch noch ernst von ihr. Daraufhin nicke ich lediglich, denn ich lasse mich nur schwer von meinen bestehenden Zweifeln abbringen, wobei sich das immerhin gleichermaßen über meine Träume und Vorstellungen sagen lässt. Denn wenn ich mir einmal etwas vorgenommen habe, dann kann mich davon beinahe niemand abbringen. Stärke und Schwäche zugleich.

„Da seid ihr ja endlich! Wir warten hier schon seit einer Viertelstunde auf euch.", kommt es vorwurfsvoll von Jessy als Olivia und ich an der Schule ankommen. Luke und Mia bestätigen nickend diese Aussage, lassen es ansonsten unkommentiert. Wir begrüßen die drei also nacheinander mit einer Umarmung und ignorieren Jessy's Aussage erstmal. „Was können wir denn dafür, dass ihr zu früh seid? Wir haben acht Uhr gesagt und nicht früher.", wehrt sich nun meine beste Freundin für uns und schaut Jessy herausfordernd an, was uns nun alle lachen lässt. „Ach, mit Liv sollte man sich besser nicht anlegen.", fügt Luke schmunzelnd hinzu, hat aber durchaus recht. Olivia ist schlagfertig und lässt sich nichts sagen, wenn sie im Recht ist und dies trifft in den meisten Situationen nunmal zu. „Jaja, ihr habt ja recht. Ich habe überhaupt nichts gesagt.", kommt es daraufhin noch von Jessy, die beschwichtigend ihre Hand hebt und uns währenddessen ein schmunzeln schenkt. Kopfschüttelnd gehe ich schließlich mit den anderen durch die Eingangstür der Schule und merke schnell, wie sehr ich diese Atmosphäre doch vermisst habe; Fünftklässler, die sich auf den Beginn der ersten Stunde noch freuen und dabei kaum still bleiben können. Leider für meine Freunde weniger erfreulich anzusehen: „Wie kann man nur so unfassbar laut sein?" „Da hat man schon direkt keine Lust mehr.", beschwert sich auch meine beste Freundin, weshalb ich es vorziehe meinen Mund zu halten. Gelegentlich erwische ich mich dabei, wie ich über die Freundschaft zu Olivia grübel, denn wir könnten in vielerlei Hinsicht nicht verschiedener sein; sie mag keine Kinder, hasst Schule, schminkt sich gerne usw. Aber möglicherweise macht eben diese Tatsache unsere innige Freundschaft aus; Gegensätze ziehen sich an. „Kommst du mit oder wolltest du plötzlich doch den ersten Schultag schwänzen.", holt mich Olivia prompt aus meinen Gedanken, woraufhin ich nun ebenfalls zum gehen ansetze.

Wenig später finden wir fünf uns vor dem Konferenzraum wieder und warten gespannt auf unsere Tutoren beziehungsweise auf die angekündigte, neue Tutorin. Frau Schwarz hat uns vor etwa sechs Monaten in ihre Schwangerschaft eingeweiht woraufhin auch klar wurde, dass wir im letzten Jahr das Vergnügen mit einer neuen Tutorin machen würden. Ob diese Veränderung uns nun positiv oder negativ beeinflussen wird, werden wir heute erfahren. Ehe ich diesen Gedanken zu Ende gebracht habe, kommt bereits Herr Steiner mit seiner neuen Kollegin auf uns zu, die sofort meinen Blick auf sich zieht; Sie hat blondes Haar, vermeintlich grüne Augen und trägt einen schwarzen Hosenanzug, der ihrer Figur augenscheinlich schmeichelt. Mit jedem Schritt, den sie auf uns zukommt, wird ihre gesamte Erscheinung klarer und erst, als sich unsere Blicke plötzlich treffen, merke ich, dass ich die letzten Sekunden den Atem angehalten hatte und schnappe nun erstmals wieder nach Luft. Ein prüfender Blick auf die junge Frau verrät mir, dass sie diese Reaktion genau beobachtet hatte und schmunzelt nun kaum merklich, bricht den scheinbar endlosen Blickkontakt dabei nicht ab. Wie peinlich kann man eigentlich sein? Doch als sie nun direkt neben mir steht, um nach unserem Lehrer in den Konferenzraum einzutreten, lächelt sie mich lieb an und scheint sich keineswegs über mich lustig zu machen, weshalb ich das Lächeln gleich erwidere. Dabei vergesse ich die gesamte Umgebung, da mich nun meine beste Freundin fragend anschaut und mich wenige Augenblicke später durch die Tür drückt. Was war denn das jetzt?

Unerreichbar nah / {txs}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt