First Satisfaction: Der Tag, an dem ich dich traf

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Anmerkung:
Ich verwende die Originalen japanischen Namen. Diverse Erklärungen oder Sonstiges kommen immer am Ende eines Jeden Kapitels

Genre: Freundschaft, Liebe

Triggerwarnings: Diese Fanfiction enthält sensible Inhalte wie Gewalt, sexuelle Anspielungen, Androhung/ Andeutungen von sexueller Gewalt, häuslichem Missbrauch, Traumata, emotionalem Missbrauch und verdammt viele Schimpfwörter... und gestorben wird auch.
Wer Probleme mit solchen Themen hat, dem rate ich ab, die Fanfiction zu lesen.
Ansonsten: Let's Go  :D


Part 1: Team Satisfaction Arc



First Satisfaction: Der Tag, an dem ich dich traf


Seit ich mit zehn Jahren von Zuhause weggelaufen war, bin ich immer allein gewesen.
Habe mich durchgekämpft und durchgebissen, nur um irgendwie zu überleben.
Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, was ich tat. Mir ging es nie um Gerechtigkeit oder dergleichen. Alles was zählte war, dass ich lebte. Wofür, wusste ich jedoch nie.
Ich war ein einsamer Wolf in einer grausamen Welt, in der die Reichen und Mächtigen alles hatten. Sich auf den Dächern in den Tops von Neo Domino City die dicken Bäuche bräunten, während hier unten in Satellite Menschen wie ich, um ihre Existenz kämpften.
Kinder wie ich eines war, ohne Zuhause, ohne Schulbildung, ohne Familie.
Hier auf den rauen Straßen nicht zu sterben, war das Einzige, was zählte.
Dachte ich zumindest.
Bis zu jenem Tag an dem ich ihn traf.
Den Mann, der mein Leben von Grund auf veränderte.
Der Mann, durch den ich das bekam, was ich all die Zeit nie gehabt hatte:
Freunde. Nein, viel mehr noch:
Eine Familie!


„Schnappt euch diese Göre! Lasst sie nicht entkommen!"
Ich konnte die Stimme des Anführers der Duel Gang einige Meter hinter mir hören und rannte. Rannte so schnell mich meine Beine trugen.
Ich war klein und zierlich. Bisher war das immer ein Vorteil für mich gewesen, und so dachte ich auch heute, dass meine schnellen Beine und mein schlanker Körper mich irgendwie wieder aus dieser Bredouille herausbringen würden.
Aber ich merkte schnell, dass ich mich irrte.
„Gib die Teile wieder her, du kleine Mistkröte!", rief einer der Jungs hinter mir, der mich doch ziemlich schnell eingeholt hatte.
Die Metallteile zum Zusammenbauen eines D-Wheels lagen schwer in meinem Beutel, den ich mit mir herumtrug. Scheinbar hatte ich mich heute übernommen, was meine Beute betraf.
Mit Müh' und Not schaffte ich es, einen alten Müllcontainer hinaufzuklettern, nur um dann elegant wie eine Katze über die Mauer zu springen, vor der er stand.
Ich wiegte mich in Sicherheit, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass meine Verfolger mir zahlenmäßig extrem überlegen waren und auf der anderen Seite schon die nächsten Jungs auf mich lauerten. Alle viel größer und älter als ich.
Einer versperrte mir den Weg. Breitbeinig und bereits mit der Duel Disk in der Hand, hatte er sich vor mir aufgebaut. Doch ich ließ mich nicht beirren, nahm Anlauf und schlitterte einfach zwischen seinen Beinen hindurch, stand schnell wieder auf und lief weiter.
Irgendwie würde ich diese Idioten schon losbekommen.
Wenn ich einfach so weiter rennen würde, könnte ich es garantiert schnell in mein sicheres Versteck schaffen.


Aber diese Kerle waren wie eine Meute Jagdhunde. Scheinbar mussten diese Teile, die ich gestohlen hatte, extrem wertvoll sein.
Ich lief geradeaus weiter, als zwei Mitglieder der Gang von links und rechts auf mich zukamen.
Einer stürzte sich direkt auf mich, bekam jedoch meinen Ellenbogen im Gesicht zu spüren, als er versuchte, mich zu Boden zu drücken. Dem Anderen wich ich gleich mit einem Hakenschlag aus und verschwand in der nächstbesten Seitengasse.
„Na warte, du kleine Schlampe!", hörte ich einen von ihnen fluchen.
Ich spürte, wie mir langsam die Puste ausging und lehnte mich für einen Moment an die schmutzige Wand des Gebäudes rechts von mir.
Bald. Nur noch ein bisschen.
Doch viel Zeit zum Verschnaufen blieb mir nicht, als ich erneut das Trampeln von mehreren Füßen vernahm.
So schnell es ging, lief ich weiter.
Ich achtete schon gar nicht mehr darauf, wohin mein Fluchtversuch mich führte.
Erst als ich mich in einer Sackgasse wiederfand, vor mir eine sehr hohe Mauerwand, links und rechts alte, zerfallene Bauten und hinter mir die wütenden Mitglieder der Duel Gang, wurde mir bewusst, dass ich dieses Mal richtig tief in der Scheiße steckte.
Ich drehte mich um und sah die sechs Mitglieder, die mir bis hierher gefolgt waren, vor mir stehen und langsam auf mich zukommen.
Der scheinbare Anführer grinste breit. „So, du kleine Diebin... Jetzt rück' schön brav die Teile raus und dir passiert nichts..."
Ich ging einige Schritte zurück bis ich mit dem Rücken direkt an der Wand stand. Fieberhaft überlegte ich, ob es nicht doch klüger wäre, einfach zu kapitulieren oder ob ich kämpfen sollte.
Ich schloss die Augen. Bereitete mich innerlich auf das Schlimmste vor.
Konnte fühlen, wie einer der Typen mich am Kragen packte und hochhob.
Doch dann wurde ich wieder losgelassen. Ein Geräusch, als wäre etwas zu Boden gefallen ertönte.


„Was... Wer zum... Wer bist du denn!?", hörte ich den Anführer rufen und öffnete meine Augen.
Vor mir stand ein Junge mit kurzen, etwa nackenlangen hellblauen Haaren. Da ich ihn nur von hinten sehen konnte, erkannte ich lediglich, dass er ein violettes Stirnband trug, eine dunkelbraune, kurze Weste, ein rotes T-Shirt und blaue Jeans.
Ich konnte ihn leise lachen hören, bevor er sich kurz zu mir umdrehte. Seine Augen besaßen einen sehr, sehr hellen Grünton, der schon fast ins gelbliche überging. Er zwinkerte mir grinsend zu und wandte sich dann wieder an meine Verfolger.
„Dass ihr euch nicht schämt. Zu sechst auf ein kleine Lady loszugehen. Hat euch denn keiner Manieren beigebracht?", hörte ich ihn sagen.
„'Kleine Lady'?! ... Das Gör ist 'ne kleine Diebin! Und was mischst du dich überhaupt ein, Großmaul. Was denkst du, wer du bist?"
Ich dachte darüber nach, die Gelegenheit, die sich mir nun, da diese Gorillas abgelenkt waren, bot, zu nutzen, um die Flucht zu ergreifen. Allerdings stoppte ich mein Vorhaben wegen diesem seltsamen Kerl.
„Wer ich bin? Kiryuu Kyousuke. Anführer von Team Satisfaction. Zeigt mal, ob ihr mich zufrieden stellen könnt..."
„Was, Team Satisfaction?", hörte ich einen der Kerle sagen. Aus seiner Stimmlage konnte ich heraushören, dass ihm nicht ganz wohl nun zumute war, jetzt da er wusste, wer da vor ihm stand.
Ich jedoch konnte weder mit dem Namen dieses Jungen etwas anfangen, noch mit der Bezeichnung „Team Satisfaction".
Wieder überlegte ich, mich einfach davonzuschleichen, doch dann bemerkte ich, wie dieser Kerl seine Duel Disk aktivierte und sich einen meiner Verfolger mit einem Seil schnappte, an dessen Ende eine Art Handschelle befestigt war, sodass dieser nicht entkommen konnte.
Nur widerwillig ließ er sich auf das Duell ein, das der Fremde sehr schnell für sich entscheiden konnte.
Eigentlich war doch nun die Gelegenheit für mich, das Weite zu suchen.
Aber irgendwie konnte ich nicht anders, als dabei zuzusehen, wie mein „Retter" einen nach dem anderen plattmachte und deren Duel Disks zerstörte.
Als selbst der Anführer schließlich vor ihm zu Boden ging, entschied ich mich dazu, wirklich zu gehen.


Gerade wollte ich mich umdrehen, als ich spürte, wie jemand mein rechtes Handgelenk festhielt.
Reflexartig drehte ich mich um und wand mich aus dem Griff.
Mein Retter sah mich an, während ich hinter ihm die Mitglieder der Duel Gang heulend wie Babys, davonrennen sehen konnte.
„Wohin so schnell?"
Mein Blick fokussierte sich wieder auf ihn.
„Bist du in Ordnung?"
Ich nickte knapp. „Denk schon. Ehm... Danke..."
„Dann bin ich froh. Solche Typen sind echt das Letzte. Große Klappe und nichts dahinter. Aber sich an Schwächeren vergreifen, können sie alle gut."
Ich funkelte ihn an. „Wer sagt, dass ich schwach bin!? Ich hätte mich auch gut allein wehren können!"
Wie ich es leiden konnte, wenn Jungs mich unterschätzten, nur weil ich ein Mädchen und eher zierlich war!
Ich sah zur Seite und steckte meine rechte Hand in die Hosentasche.
„Ich brauch keinen Aufpasser."
Langsam wandte ich mich zum Gehen.
Den Beutel mit den Metallteilen hatte ich auf den Boden fallen lassen, während ich die Duelle verfolgt hatte, und nun ließ ich ihn einfach dort liegen.
Ich wollte einfach nur noch nach Hause in meinen Unterschlupf.
Mein Magen knurrte und langsam kam auch der Durst wieder hoch.
Seit zwei Tagen hatte ich nichts Richtiges mehr gegessen und seit heute Morgen nichts mehr getrunken.


Langsam steckte ich auch meine linke Hand in die Tasche meiner Jeans-Shorts und ging los.
Hinter mir konnte ich ein kurzes metallenes Klirren vernehmen, was mich zu der Annahme brachte, dass der Kerl meinen Beutel aufgehoben hatte.
Doch ich schenkte dem keine Beachtung.
Gemächlich ging ich weiter. Die Sonne war schon dabei unterzugehen und tauchte den Himmel über Satellite in ein warmes Orangerot. Einen Moment lang blieb ich stehen um den Anblick ein wenig zu genießen.
Sonnenuntergänge gehörten zu den wenigen Dingen in meinem Leben, die ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht zauberten. Zu sehen, wie die Sonne am Horizont verschwand und dabei ihre letzten Strahlen aussendete, machte mich immer glücklich. Ich konnte die Wärme auf meiner Haut fühlen und vergaß dabei völlig die Zeit.
Erst als die ersten Sterne am Himmel funkelten und das Rot in ein dunkles Blau überging, senkte ich meinen Blick und wollte weitergehen.
Schritte hinter mir, ließen mich jedoch realisieren, dass dieser Typ mich immer noch verfolgte.
Was wollte der eigentlich von mir? Dachte der etwa, nur weil er mich „gerettet" hatte, könnte er mich jetzt für die Nacht klarmachen?
Auf so etwas konnte ich gut verzichten.


Ich drehte mich um und tatsächlich stand er immer noch da, mit dem Beutel in der linken Hand.
„Hör mal. Glaub ja nicht, dass ich mich abschleppen lasse, nur weil du dich als strahlender Retter in der Not aufgespielt hast! Ich bin nicht so Eine!", fauchte ich ihn ungehalten an.
Er sah mich an. Einen Moment lang herrschte Stille, dann jedoch brach er in schallendes Gelächter aus.
„Für wen hältst du mich eigentlich, Kleine?", rief er lachend.
Bei dem Wort „Kleine", funkelte ich ihn erneut an. „Für einen Angeber? Und für einen Idioten?", gab ich trocken zurück.
Der Kerl lachte wieder leise. „Mag sein, dass ich vielleicht manchmal ein wenig über die Stränge schlage. Aber so einer wie du denkst, bin ich nicht. Ich vergreif mich nicht an kleinen Mädchen."
Kleines Mädchen?! Ich grummelte leise. Was bildete der sich eigentlich ein?
„Ich bin fast fünfzehn!"
Er grinste. „Fast fünfzehn? Also bist du vierzehn?"
„Und wenn schon! Ich bin trotzdem kein kleines Mädchen mehr! Ich kann gut auf mich selbst aufpassen!"
Ich drehte mich um und wollte weitergehen. Doch der Kerl lief mir weiterhin nach, wie ein treudoofer Hund.
„Hab ich ja gesehen", war seine freche Antwort.
Ich knurrte innerlich. An was für einen Typen war ich da nur geraten? Er war unverschämt, dreist, aufdringlich und... und... na ja. Er sah ganz gut aus. Genaugenommen war er sogar ziemlich hübsch. Aber das war auch schon alles.
Wieder drehte ich mich zu ihm um. „Was willst du sonst von mir, wenn du mich nicht ins Bett bekommen willst, Blödmann? Soll ich mich irgendwie für meine Rettung revanchieren?!"
Er sah mich an und schüttelte den Kopf. „Nein. Ich hab mich nur gefragt, was du damit vorhattest?" Er hielt mir den Beutel hoch. „Bastelst du an etwas?"
Ich zuckte kurz mit den Schultern und seufzte leise.
„Warum interessiert dich das? Vielleicht. Vielleicht auch nicht." Ich sah zur Seite. „War's das jetzt?"
„Mhh... Nicht gerade zufriedenstellend, deine Antwort."
Ich verdrehte die Augen. „Wenn dir langweilig ist, such dir'n Hobby, aber hör auf, mir auf die Nerven zu gehen, klar!? Ich brauch keinen Stalker!"
Damit wandte ich mich erneut zum Gehen. Mein Magen hing auf halb acht. Mit etwas Glück fand ich vielleicht noch etwas Brauchbares in irgendeiner Mülltonne in der Nähe meines Unterschlupfs.


Als ich diesen erreichte war es schon stockfinster.
Mein „Zuhause" befand sich auf einem Schrottplatz in einer kleinen Ecke. Mit einigen alten Regentonnen und Metallstangen, so wie einer Plane hatte ich mir eine Art Zelt zusammengeschustert, was aber kaum vor Wind und Wetter schützte.
Ich schob einen Teil der Plane beiseite und wollte gerade reingehen, als ich erneut die Stimme dieses Idioten hinter mir hörte. Der war immer noch da?
„Ist das dein Zuhause?"
Ich sah zu ihm. „Ich hab doch gesagt, ich brauch keinen Stalker! Also verpiss dich endlich!"
Doch er sah mich nur an. „Sieht nicht gerade gemütlich aus."
„Und wenn schon!"
„Wohnst du hier ganz allein?"
Langsam wurde mir das echt zu viel. Ich aktivierte meine alte Duel Disk, die ich mit mir trug und schnappte mir mein Deck aus meiner dunkelbraunen Decktasche, die ich an meinen rechten Oberschenkel festgeschnallt hatte.
„Wenn ich dich in einem Duell besiege, haust du dann ab!?", fauchte ich ihn an.
Er grinste. „Je nachdem, wie sehr du mich zufriedenstellen kannst!"
Ich schnaubte, während auch er seine Duel Disk aktivierte. Jedoch ohne das Duell-Seil zu benutzen.
Eigentlich hatte ich überhaupt keine Lust auf ein Duell.
Duellieren war etwas, das ich nur tat, weil ich es zum Überleben hier brauchte und nicht, weil ich Spaß daran hatte.
Widerwillig zog ich fünf Karten und startete meinen ersten Zug mit dem Ziehen der sechsten Karte.
Mein Deck war nichts Besonderes. Ein zusammengewürfelter Haufen von Karten, die ich teils auf der Straße gefunden, und teils geklaut hatte. Aber es hatte mir schon oft aus der Patsche geholfen.
Zuerst sah es sogar so aus, als hätte ich die Oberhand gewonnen, aber nach einer Weile merkte ich, dass mein Stalker sehr schnell das Ruder herumgerissen hatte.
Ich hatte nicht wirklich eine Chance gegen ihn, schlug jedoch immer wieder tapfer zurück.
Etwas, das ihn wohl ein wenig beeindruckte.
Zumindest lächelte er recht zufrieden, als er das Duell für sich entscheiden konnte, und trat auf mich zu.
„Gar nicht mal so übel. Zugegeben, es braucht noch etwas mehr, um mich zu befriedigen, aber das war nicht schlecht. Ehrlich gesagt fände ich es gut, dich dabei zu haben."
Ich sah ihn verwundert an, während ich leicht niedergeschlagen und erschöpft mein Deck in die Tasche zurück stopfte.
Der Beutel mit den Metallteilen war längst vergessen.
„Wo dabei haben?"
Mein Retter sah mich lange an. „Bei Team Satisfaction. Meiner Gang."
Ich ließ mich einfach im Schneidersitz auf den Boden fallen und hielt mir den Magen.
„Kein Interesse!", war meine knappe Antwort.
Er ging vor mir in die Hocke und musterte mich eine ganze Weile. „Macht das denn wirklich Spaß? So alleine auf einem Schrottplatz zu hausen, zu stehlen und dahinzuvegetieren?"
Kurz sah ich zu ihm. Er stützte sein Gesicht auf seine Hände. „Ich stell mir das nicht sonderlich berauschend vor..."
Ich starrte wieder auf den Boden und biss mir auf die Unterlippe.
„Denkst du etwa, ich hätte mir dieses Leben freiwillig ausgesucht!?" Ich konnte fühlen, wie es nass auf meinen Kopf tropfte.
Zu allem Überfluss musste es natürlich nun auch noch regnen.
Ich zitterte leicht und legte meine Arme um mich. Eigentlich hätte ich unter die Plane gehen können, aber nun war mir eh alles egal.
Ich starrte weiter vor mich hin und neben dem Regen fühlte ich auch, wie meine Tränen meine Wangen benetzten.
Ein Grund mehr am besten einfach nur den Boden anzusehen.


Ich zuckte auf, als ich eine Hand auf meiner Schulter fühlte und spürte dann, wie mir etwas umgelegt wurde. Nur zaghaft sah ich auf und bemerkte, dass es die braune Weste von dem Jungen war.
Er saß immer noch da. Scheinbar kümmerte es ihn nicht, dass er nass wurde.
„D-Danke...", murmelte ich leise und kraftlos und sah ihn an. „Du erkältest dich noch..."
Er sah mich auch an und lächelte leicht. „Das Gleiche könnte ich auch sagen. Und das du am Verhungern bist, so wie dein Magen die ganze Zeit knurrt."
Ich fühlte mich ertappt und errötete leicht. „Sehr witzig."
Ich sah nach oben in den Nachthimmel.
„Tut mir Leid wegen eben", hörte ich seine Stimme vor mir. Sie klang viel leiser und sanfter.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Darf ich fragen, wie du heißt?"
Flüchtig sah ich wieder zu ihm, aber genauso schnell auch wieder weg. „Ishida. Ishida Ryoko...Und du? Das war irgendwas mit 'K' oder so..."
Ich hörte ihn leise lachen. „Ryoko-chan also. Und ja. Kiryuu Kyousuke ist mein Name."
Ungehalten verzog ich meinen Mund. Ich hasste es, verniedlicht zu werden. Aber ich fühlte mich zu schwach, um mich jetzt noch zu beschweren.
„Kiryuu Kyousuke... Mhh ein schöner Name...", murmelte ich und wickelte seine Weste etwas enger um mich. Als ich seine Hand auf meiner Schulter fühlte, sah ich auf.
„Ryoko klingt aber auch sehr schön", hörte ich ihn sagen und spürte, wie ich errötete.
Irgendwie war es seltsam, einen Jungen so nahe an mich heranzulassen. Ich hatte so etwas zuvor noch nie gemacht.
„Du solltest wirklich mit mir mitkommen, Ryoko-chan. Ich weiß nichts von dir und so aber... ich sehe dir an, dass du nicht glücklich bist mit dem Leben, das du hier führst. Auch wenn ich die Umstände nicht kenne, aber... ich stelle mir das schrecklich vor, so einsam zu sein und nie wirklich Spaß zu haben..."
Ich schwieg eine Weile. Was sollte ich noch sagen? Ich hatte nie wirklich Spaß gehabt in meinem Leben. Erst recht nicht, seit ich vor fast fünf Jahren von Zuhause weggelaufen war.
Vielleicht war ich als kleines Mädchen einigermaßen glücklich gewesen, doch an diese Zeit erinnerte ich mich nicht mehr.
„Wie ist das so in einer Duel Gang? So in... Team Satisfaction? Was macht ihr da?"
Zögernd sah ich ihn an.
Kiryuu erwiderte meinen Blick und lächelte leicht. „Wir sind zwar bisher nur zu viert, aber es ist ziemlich cool. Ich hab mir damals gedacht, da wir nicht aus Satellite herauskönnen, müssen wir uns eben hier ein wenig Action verschaffen. Und nebenbei wird Satellite auch ein klein wenig sicherer. Zumindest macht es ziemlich viel Spaß und es ist quasi als wären wir eine Familie. Alle halten zusammen, helfen und unterstützen sich gegenseitig..."
Ich betrachtete ihn eine Weile stumm. So wie seine Augen beim Erzählen glänzten, musste das alles wirklich schön sein.
Und etwas, das ich so nie wirklich hatte. Spaß, Zusammenhalt, Freunde, denen man vertrauen konnte. Bestimmt war es wunderbar, all das zu besitzen.
Aber passte ich wirklich in so etwas hinein?
„Komm einfach mit mir. Ich werde dir zeigen, wie toll es ist."
Ich seufzte erneut. Was, wenn das doch nur ein Versuch war, mich ins Bett zu bekommen oder mir anderweitig Schaden zuzufügen? Ich kannte ihn schließlich kaum.
Aber er hatte mir geholfen und mir sogar seine Weste gegeben. Außerdem wirkten seine Augen so ehrlich... Was hatte ich schon zu verlieren?
Langsam nickte ich und stand auf.
„Dann zeig mir mal dein ach so tolles Team."
Kiryuu erhob sich ebenfalls, grinste und zwinkerte mir zu.
„Es wird dich mit Sicherheit zufriedenstellen!"

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