Kleine TW an der Stelle: Das Kapitel ist nichts für schwache Nerven stellenweise und behandelt Themen wie körperliche Gewalt und angedeuteten versuchten, sexuellen Missbrauch.
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Wir lebten in einer Welt, in der „Freiheit" nur den Menschen zustand, die drüben lebten.
Drüben, in der großen Stadt.
Sie hatten Alles.
Alles, bis auf eine Sache: Träume.
Ganz anders, als wir Menschen, die in Satellite lebten.
Wir träumten von der Freiheit, die die Menschen drüben besaßen.
Doch während manche ihre Träume bereits lange aufgegeben hatten, gab es auch immer noch die Menschen, die für ihre Träume kämpften.
Die Menschen, die ihr selbstauferlegtes Ziel erreichen wollten.
Sie kämpften tagtäglich um ihr Leben, für den Frieden und für die Freiheit, die doch so unerreichbar schien.
Einer der Menschen, der besonders hartnäckig und voller Mut dafür kämpfte, war Kiryuu Kyousuke.
Der Anführer von Team Satisfaction.
Unser Leader.
Mein Lebensretter.
Der Mann, der mir eine Zukunft und einen Grund zu leben gegeben hatte.
Der Mann, dem ich mein Herz geschenkt hatte.
Mit zehn Jahren war ich von Zuhause weggelaufen.
Weg von meinem Vater, meinem Erzeuger, wie ich ihn nannte.
Raus aus der Hölle, die ich mein „Zuhause" genannt hatte.
Ich war eine Streunerin.
Fast fünf Jahre lang lebte ich vom Stehlen und anderweitig kriminellen Aktionen.
Bis zu dem Tag, an dem ich Kiryuu Kyousuke getroffen hatte und ein Mitglied von Team Satisfaction geworden war.
Seitdem... Hatte sich mein Leben verändert.
Mein Name ist Ishida Ryoko.
Und heute war der zehnte November.
Der Tag, an dem ich fünfzehn Jahre alt wurde.
Mein Geburtstag.„Ryoko! Ryoko! Hey, Ryoko-chan! Ist alles okay!?"
Die laute Stimme drang an mein Ohr und völlig aus Reflex schoss meine Faust nach oben.
„AUA!"
Erschrocken schlug ich meine Augen auf und saß plötzlich kerzengerade im Bett.
Kyousuke saß neben mir und rieb sich die Nase. „W-Wolltest du mir die Nase brechen?", fragte er mich halb genuschelt.
„I-Ich ... T-Tut mir Leid.", antwortete ich stammelnd. „Warum weckst du mich auch so, du Depp!?"
„Ich... Ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Du hast dich die ganze Zeit im Schlaf hin und her gewälzt und dabei irgendwas vor dich hin gebrabbelt."
„Ich hab..."
Kyousuke sah wirklich beunruhigt aus. Er musterte mich mit besorgtem Blick. „Hattest du einen Alptraum?"
Jetzt, wo meine Lebensgeister langsam erwachten, fühlte ich, dass meine Augen brannten. So, als hätte ich im Schlaf sogar geweint. Meine Stirn fühlte sich kalt und verschwitzt an und erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich recht hektisch atmete. Ich griff panisch an meinen Schal, den ich nicht einmal zum Schlafen auszog. Er hatte sich verrutscht angefühlt, aber saß noch an der Stelle, wo er sitzen sollte.
Kyousuke hatte Recht. Ich hatte schlecht geträumt.
Wieder von ihm.
Meinem Erzeuger.
Und dieses Mal war es die schlimmste Erinnerung, die ich an diesen Mann besaß.
Die Szene, die sich in mein Gedächtnis gebrannt hatte, als wäre es erst gestern gewesen.
Widerwärtiger Atem, der nach Schnaps stank. Ich fühlte ihn direkt auf meiner Haut.
Seine Stimme in meinem Ohr. Sein Körper direkt über mir als ich zu mir kam.
Mein Hals schmerzte. Blutete.
Ich musste mich wehren. Ich wollte nicht noch einmal das Bewusstsein verlieren.
Da war sie. Die Schnapsflasche. Ich musste an sie herankommen und... und...Ich fühlte eine Hand an meiner Schulter. Hörte eine Stimme und einen Aufschrei.
„FASS MICH NICHT AN!"
Dann zuckte ich auf.
Ich saß mit dem Hintern auf dem Boden, während meine Beine noch auf dem Bett lagen.
Meine rechte Hand war noch erhoben und zitterte wie Espenlaub.
Kyousuke saß wie in Schockstarre auf dem Bett und rieb sich die rechte Wange.
„R-Ryoko-chan? Ich... Warum soll ich dich nicht anfassen? Du... Ich wollte nur..."
Erst jetzt realisierte ich, was da gerade passiert war.
Ich hatte mich so sehr in die Erinnerungen hineingesteigert, dass ich Kyousuke eine gescheuert haben musste, obwohl er mich sicher nur hatte umarmen wollen.
Ich war noch keine zehn Minuten wach und hatte ihm schon zum zweiten Mal für heute unbewusst wehgetan.
Beschämt ließ ich mir von ihm zurück auf das Bett helfen.
„Ist alles okay bei dir? Du hast eben gezittert, als hättest du einen Anfall... "
Ich konnte Kyousuke kaum in die Augen sehen.
„Es tut mir Leid. Ich... Ich war irgendwie... weggetreten oder so.." antwortete ich verlegen.
Der Anblick der Bettdecke erschien mir gerade angenehmer.
„Ist mir aufgefallen.", hörte ich Kyousuke sagen. Ein Seufzen entfuhr ihm. „Darf ich dich nun umarmen und dir zum Geburtstag gratulieren oder schlägst du mich dann wieder?", fragte er und versuchte dabei scherzhaft zu klingen, was mich zumindest wieder ein wenig zum Lächeln brachte.
Noch immer beschämt und vermutlich knallrot im Gesicht, nickte ich.
Kyousuke legte seine Arme kumpelhaft um mich und pattete mir den Rücken.
„Alles Gute zum Geburtstag, Ryoko-chan."
Verlegen und mit gefühlten fünftausend Herzschlägen pro Sekunde umarmte ich auch ihn.
Jedoch nur kurz. „Danke."
Kyousuke ließ mich wieder los und grinste. „Jetzt ist mein großes Mädchen schon ganze fünfzehn Jahre alt. Wie doch die Zeit vergeht!", sagte er beinahe theatralisch.
„Eh? Sehr witzig, du Depp!", schmollte ich kurz, aber musste dennoch lachen.
Manchmal konnte Kyousuke schon ein wenig bekloppt sein. So hin und wieder zumindest. Oder was heißt bekloppt? Ich glaube, es waren einfach Versuche, mich zum Lachen zu bringen, da ich ja eher dafür bekannt war, eine Fresse zu ziehen und böse drein zu schauen.
Nur dass ich es hasste, wie ein Kind behandelt zu werden. Meisten eigentlich. Dennoch konnte ich Kyousuke mittlerweile kaum noch böse sein. Eben weil ich wusste, dass es in neunzig Prozent der Fälle einfach Scherzhaft gemeint war.
„Schade, dass du so früh schon eingeschlafen bist, wo wir doch auch reinfeiern wollten.", hörte ich ihn sagen.
„Ich war hundemüde! Weißt du, du hast uns die letzten Tage durch sämtliche Bezirke hier in der Nähe gehetzt. Da brauchst du dich nicht zu wundern, dass ich schon abends um neun total groggy bin und weg penne."
Nun war es an Kyousuke, verlegen zu wirken. „Ja. Tut mir Leid. Ich... Ich wollte mit unserem Plan vorankommen..."
Vorsichtig stand ich auf. „Langsam glaube ich, du bist ein Workaholic."
„Ich brauch eben einfach diese Befriedigung!"
Ich warf Kyousuke einen Blick zu und grinste schief. „Wenn du Befriedigung brauchst, dann such dir 'ne Gummipuppe. Im Müll findest du bestimmt eine."
Mit diesen Worten lief ich aus dem Zimmer und ließ einen mit Sicherheit verdutzten Kiryuu Kyousuke zurück.
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Satisfy Me!
Fiksi PenggemarRyoko Ishida ist ein junges Mädchen, welches auf den Straßen von Satellite lebt und dort tagtäglich um ihr Überleben kämpft und sich vor allem mit klauen über Wasser hält. Als sie eines Tages beim Stehlen einiger Metallteile erwischt und verfolgt wi...