Eighteenth Satisfaction: Dunkle Vorahnung

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In der Schwärze der Dunkelheit wirkt es oft so, als würden Schatten an den Wänden und an der Decke tanzen. Dunkle, schemenhafte Gestalten, die um einen herumzuschleichen scheinen. Der Stoff, aus dem die Alpträume eines jeden Menschen geschaffen werden.

Ich lag wach und beobachtete diese Schatten, wie sie ihre Kreise zu ziehen schienen. Es war mir unmöglich einzuschlafen. Wann immer ich versuchte, meine Augen zu schließen, hatte ich die Bilder des Tages im Kopf. Yuusei, wie er an Kyousukes Duellseil hing. Die hämischen Fratzen unserer Gegner. Doch das, was mir immer noch am meisten Angst machte, war Kyousukes Blick, als er die Security gesehen hatte. Ich hatte eine üble Vorahnung. Allein der Gedanke daran, jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich hoffte inständig, dass Kyousuke nie das tun würde, was mir immer wieder durch den Kopf ging. Er war stur und hatte seinen eigenen Kopf. Und er war hartnäckig, seine Ziele zu erreichen. Aber er war kein solcher Narr. Oder etwa doch?

„Kannst du auch nicht schlafen?"

Kyousukes Stimme ließ mich aufschrecken. Ich blinzelte, bis ich ihn in der Dunkelheit besser wahrnehmen konnte.

„Nicht wirklich.", gestand ich unsicher und setzte mich etwas auf.  Auch Kyousuke hatte sich aufgerichtet. „An was denkst du gerade?", fragte er mich. Seine Stimme klang ungewohnt ernst, aber vielleicht war er auch einfach nur müde.

Ich schwieg erst. Ich traute mich nicht, ihm zu sagen, an was ich gedacht hatte. Es war mir unangenehm. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Angst, vor der Wahrheit.

„Warum wolltest du Bezirk M eigentlich als Letztes einnehmen? War das so nach dem Motto 'Das Beste kommt zum Schluss' oder so?", stellte ich einfach als Gegenfrage.

„Eh?" Scheinbar hatte er eine andere Antwort erwartet. „Das? Nun ja. So ungefähr.", war seine knappe Antwort. Scheinbar steckte mehr dahinter. Zumindest lenkte mich meine Neugier von meinen trüben Gedanken ab. „So ungefähr?"

Ich fühlte Kyousukes Arm, der sich um meine Schultern legte. „Ich hatte eine Rechnung mit den Kerlen offen.", gestand er schließlich. „Diese Typen waren es, die meinen Mentor auf dem Gewissen hatten. Sie waren diese brutale Duel-Gang von der ich damals erzählt hatte. Du hast ja gesehen, zu was für Methoden die greifen. Der Anführer, der Yuusei heute beinahe umgebracht hätte... Ich bin mir sicher, dass er auch meinen Mentor so brutal zusammengeschlagen hat, dass dieser gestorben ist..."

Ich sah zwar kaum etwas, aber spürte, wie seine Hand auf meiner Schulter sich merklich verkrampfte.

„Kyousuke-kun..."  Ich kuschelte mich an ihn und legte einfach auch zögerlich einen Arm um ihn. „Also wolltest du... mit deiner Rache bis zum Schluss warten? Als krönenden Abschluss quasi?"

„Ja. Am liebsten hätte ich den Kerl kalt gemacht... Aber die Schmach seine Herrschaft über Bezirk M verloren zu haben und die gebrochene Nase, die er nun hoffentlich hat, sollen auch reichen. Immerhin ist jemanden aus Rachsucht umzubringen ja auch keine Lösung. Damit wäre ich keinen Deut besser, als diese Kerle und so will ich nicht sein."

„Das stimmt. Rache sollte eigentlich nie eine Option sein...", antwortete ich.

Wenn ich heute an dieses Gespräch zurückdenke, triefte es nur so vor der sogenannten 'Ironie des Schicksals', wenn man bedenkt, was Jahre später passierte. Wahrscheinlich hätte Kyousuke zu jenem Zeitpunkt selber noch nicht geglaubt, dass er eines Tages eben doch aus Rachsucht jemanden umbringen wollen würde. Ich hätte es damals immerhin auch nicht geglaubt.

Wir redeten noch eine Weile. Kyousuke erzählte mir ein wenig aus seiner Zeit mit seinem Mentor, der ja gleichzeitig wie ein Vater für ihn gewesen war. Es waren viele lustige Geschichten dabei, aber auch weniger lustige. Es machte mir Spaß, mir Kyousuke als zehnjährigen Jungen vorzustellen, mit dem Kopf voller Flausen, mit dem er seinen Mentor sicher oft zur Verzweiflung getrieben hatte. Aber es passte zu ihm. Er war ja heute noch manchmal wie ein kleiner Junge und konnte frech und dreist sein. Den Wunsch seines Mentors, Satellite zu einem friedlichen Ort zu machen, schienen wir ja, zumindest augenscheinlich, erfüllt zu haben. Aber dennoch. Kyousuke schien noch lange nicht befriedigt zu sein.

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