Der Hogwarts-Professor setzte Harry unsanft auf dem Marmorboden in einer riesigen Einganghalle ab.
Als der Gryffindor wieder auf eigenen Beinen stand, sah er, dass das Gesicht der Fledermaus noch immer vor Wut verzerrt war.
Allerdings interessierte es den Goldjungen nicht. Er hatte gerade ganz andere Probleme zu bewältigen.
Ungelenk taumelte Harry zur Seite und stöhnte leise auf.
Apparieren würde sicher nicht seine Lieblingsfortbewegungsmethode werden.
Portschlüssel waren schon scheiße und sorgten für einen Drehwurm.
Allerdings war diese Reisemethode nichts gegen das Apparieren.
Vor allem dann nicht, wenn davor ordentlich getankt worden war.
Mittlerweile war Harry kreidebleich geworden und presste sich die Handflächen gegen die Magengrube. Die unerwartete Aktion von Snape hatte ihm wortwörtlich die Innereien auf links gedreht.
„Hätten Sie mich nicht vorwarnen können, was Sie da vorhaben?"
„Hätte ich. Allerdings fand ich es nicht angebracht, da Sie mich nur beleidigt haben. Nur eines sollte Ihnen klar sein, wenn Sie es wagen, mir jetzt noch auf die Schuhe zu kotzen, werden Sie Ihr blaues Wunder erleben, Potter", erwiderte die Fledermaus lapidar.
Snapes Hand schnellte nach vorne und legte sich den Goldjungen auf die Schulter. Harry tat einen zitternden, tiefen Atemzug.
„Am besten wäre es, wenn Sie sich setzen und den Kopf zwischen die Beine stecken würden."
Harry versuchte möglichst viel Würde zu bewahren, als er den Kopf reckte.
„Danke, ich stehe lieber."
„Wie Sie meinen. Allerdings ist es bei der Menge nur noch eine Frage der Zeit, bis Sie sich übergeben müssen."
Wieder lag ein Knurren in seiner Stimme. Ob es eine Genugtuung wäre, der Fledermaus auf die Schuhe zu kotzen? Was würde passieren, wenn er ein Würgen antäuschen würde? Snape war ein Mistkerl. Er hätte es verdient. Zu schade, dass er kaum Möglichkeiten hatte.
Der Bursche bekam keine Möglichkeit, seine Überlegungen weiterzuspinnen, denn in diesem Moment kam jemand dazu.
„Wie schön, dass Sie mich wieder beehren,
Mr Potter."
Die melodisch weiche Stimme von Lucius war leise, aber deutlich zu vernehmen.
Wie aus dem Nichts war der blonde Zauberer an seiner Seite aufgetaucht und musterte Harry mit hochgezogenen Augenbrauen.
In einer fließenden, eleganten Bewegung umkreiste er den Burschen und schnalzte mit der Zunge.
„Herje. Was hast du mit ihm gemacht? Er sieht aus, als hättest du ihn durch den Fleischwolf gedreht und danach mit einem Cruzio gefoltert."
Snape seufzte theatralisch.
„Nichts dergleichen habe ich getan, zu meinem großen Bedauern. Verdient hätte er es gleichermaßen gehabt. Er hat sich mit zwei Hauselfen volllaufen lassen und sich eine weitere unbekannte Substanz zu Gemüte geführt."
Lucius schwieg für ein paar Augenblicke und sein Mund verzog sich zu einer schmalen Linie.
„Das bekommst du gewiss wieder hin, Sev. Wie dem auch sei. Spann mich nicht so auf die Folter. Also. Wo war er?"
„Weit weg."
„Und wie ist es passiert?", wollte Malfoy wissen.
„Durch Magie."
Snape legte den Kopf schräg und man konnte sehen, dass Lucius knapp nickte. Zufrieden schien der blonde Zauberer nicht mit diesen Antworten zu sein.
Diesmal war Severus es, der das Wort ergriff.
„Hast du das mit seiner Familie geklärt?"
Der Schönling zischte und drehte sich mit einem höhnischen Grinsen zu dem Tränkemeister.
„Natürlich. Leider waren sie überaus unhöflich. Allerdings bekamen sie kein Wort mehr heraus, nachdem ich mit ihnen fertig war. Um es abzukürzen, sie wollen den Jungen bis nächstes Jahr nicht mehr sehen. Wobei das wohl eine Verbesserung zu seiner jetzigen Situation ist. Das Loch, aus dem er gekommen ist, war schlimm. Das waren Muggel der schlimmsten Sorte."
Der Gryffindor trat einen Schritt nach vorne und er konnte sehen, wie die beiden Zauberer ihn abschätzend betrachteten.
Harry knirschte mit den Zähnen und hätte nur zu gerne eine Antwort eingefordert. Was ging hier vor? Mittlerweile hatte er so viel Watte im Kopf, dass er nur schwer folgen konnte. Zu seiner Erleichterung flaute die Übelkeit langsam ab und er konnte sich etwas aufrichten.
„Kommt meine Herren. Es ist unhöflich, in der Eingangshalle zu diskutieren. Reden wir im Salon weiter."
Der blonde Schönling ging voran, ohne auf eine Reaktion der Anwesenden zu warten. Hätte Snape Harry nicht am Oberarm gepackt und zur Seite gezogen, wäre er in eine Vase getaumelt, die auf einem verzierten Marmorsockel stand.
Den Burschen stockte der Atem, als er den Blick wandern ließ. Das Haus von Malfoy war beeindruckend. Vor ihm lag eine lange und breite Halle.
Ein schachbrettartig schwarz- weiß gemusterter Marmorfußboden glänzte unter seinen Füßen und erstreckte sich zu zahlreichen dunklen Türen. Die breite verschnörkelte Treppe war ein richtiger Blickfang und dominierte den Bereich, in dem sie sich befanden.
Harry ballte die zitternden Finger zu Fäusten.
Er hatte schon von Draco gehört, dass die Familie Malfoy sehr viel Geld und ein paar eindrucksvolle Residenzen besaß. Es war keine Überraschung, dass dieses Herrenhaus großartiger als jedes Schloss war.
Und doch war es ein Schock, zu sehen, über welchen Wohlstand sie verfügten.
Lucius stieß eine dunkel polierte, doppelflügelige Holztür auf und führte Harry und Snape in ein anderes Zimmer. Als sie in das Zimmer traten, konnte er durch eine riesige verglaste Front einen Blick auf den Garten erhaschen. Der Goldjunge konnte einen Kiesweg erkennen, der von Haus wegführte, und nicht weit entfernt stand ein weißer Pavillon. Efeuranken schlängelten sich um das elegante Bauwerk herum.
Hortensiensträucher, Rosen und Schneeballstämmchen dominierten den Garten. Nirgendwo war ein Anzeichen von Verliesen. Nirgendwo konnte man Schreie hören. Harry schüttelte leicht den Kopf.
Der Schein konnte natürlich trügen. Mit Magie war fast alles möglich.
Ein runder Tisch, auch dunkel gehalten, nahm sehr viel Platz des Raumes ein. Die Rahmen der Sessel waren aus Silber und die Sitz- und Lehnenflächen waren mit einem grünen Smaragdstoff bezogen. Die schimmernden Strahlen der Abendsonne ließen das silberne Geschirr strahlen, das auf dem Tisch aufgedeckt war.
Snape ließ Harry los und umrundete den Tisch.
„Sie sind nicht mehr als Haut und Knochen, Mr Potter. Setzen Sie sich", befahl der blonde Zauberer knapp und deutete mit einer eleganten Geste auf den Tisch.
„Essen Sie etwas und trinken Sie ausreichend Wasser."
Lucius unterdrückte ein Lachen, als er sich nicht rührte.
„Wie viel wiegen Sie noch? 50 Kilo? Etwas weniger? Eine Schande. Das passiert wohl, wenn man mehr den Alkohol zuspricht und dann zu verkatert ist, um etwas zu sich zu nehmen."
Der Hohn blieb Harry nicht verborgen. Am liebsten hätte er eine der silbernen Gabeln genommen und sie Malfoy in den Schädel gerammt.
Der Bursche verzog das Gesicht. Das wäre ein blutiges Massaker. Angepisst verschränkte er die Arme vor der Brust.
„Unsinn. Das passiert, wenn man kaum genug zu Essen zum Leben bekommt. Dort zu leben, ist die Hölle. Ein einziges Drecksloch, wie Sie es wohl sagen würden. Ein winziger Fehltritt und ich bekomme eine Woche lang nichts zu essen."
Er bemühte sich nicht, seiner Stimme die Schärfe zu nehmen. Bei den Dursleys war es grauenvoll. Zwar legte er sich vor jedem Sommer ein paar ordentliche Fresspakete an, die er unter den losen Dielen versteckte, doch die Wochen, in denen er nichts zu essen bekam, waren zahlreich. Diesen Sommer waren seine Vorräte noch schneller als erwartet zur Neige gegangen und er hatte bereits vor vier Wochen rationieren müssen.
Irgendwann war ihm nur noch der Alkohol geblieben. Der ließ ihm vergessen, wie wenig er gegessen hatte.
Er konnte gar nicht zählen, wie oft er Hermine und Ron geschrieben hatte. Wie oft er sie darum gebeten hatte, ihm ein SOS Paket per Eule zuzuschicken.
Irgendwann hatte er seine beiden Hauselfen darum bemüht, ihm Fresspakete zusammenzustellen.
Nur leider war das dann nur möglich, wenn die Dursleys außer Haus gewesen waren. Die beiden Kerlchen hatten die Angewohnheit, nicht gerade leise aufzutauchen.
Bedauerlicherweise war seine Verwandtschaft nicht oft außer Haus, dass das egal gewesen wäre.
Onkel Vernon verabscheute es, wenn er allein im Haus war. Und seit der Sache mit den Dementoren vor einem Jahr ließ er ihn auch nur noch selten raus.
Harry ließ sich schwerfällig auf einen der Sessel fallen und schob diese Gedanken zur Seite.
„Sie haben keine Ahnung, wie schlimm es ist, nicht zu wissen, wo die nächste Mahlzeit herkommt."
Lucius Gesicht wurde hart und Snape, der gegenüber Platz genommen hatte, meldete sich mit schleppender Stimme.
„Remus hat einmal in einer Konferenz erwähnt, dass die Muggel ihn nicht gut behandeln."
Der blonde Zauberer murmelte: „Typisch Muggel", und schüttelte den Kopf.
„Dumbledore hat es wohl nicht interessiert, nehme ich an?"
Lucius räusperte sich vielsagend und Snape schaute ihn böse an.
„ Was der Bursche mit seinem Leben anfängt, ist nicht mein Problem."
„Du lässt es zu, dass deine Schüler misshandelt werden?"
„Das reicht, Lucius", fuhr der Professor seinen Freund an.
„Es ist nicht meine Aufgabe, sich um dieses Balg zu kümmern. Er gehört nicht zu meinem Haus und ist nicht mein Problem. Es wäre die Aufgabe von McGonagall gewesen, sich darum zu kümmern."
Heiße Wut kam in Harry auf. In Snapes Worten war genug Herabsetzung gewesen, um sein Blut kochen zu lassen.
Malfoy wandte sich wieder dem Gryffindor zu.
„Sie müssen Severus verzeihen. Sein Stolz überstrahlt hin und wieder seine guten Manieren."
Harry wich den Blick des blonden Schönlings aus, der sich ihm ebenfalls gegenübersetzte, und straffte die Schultern.
Am liebsten hätte er sie alle angeschrien. Sie wissen gelassen, dass sie ihn in Ruhe lassen und sich verpissen sollten.
„Also, was soll ich hier? Wo ich bin, ist nur schwer zu übersehen."
Träge griff er nach einer silbernen Gabel und betrachtete die Zinken.
Snape schnaubte, doch Lucius erwiderte fast schon sanft: „Sie werden die restlichen Sommerferien hier in meiner Obhut verbringen."
Der Kopf des Burschen schnellte hoch und der Mund stand ihm für ein paar Sekunden offen.
„Eher würde ich es vorziehen, im tiefsten Winter unter einer Brücke zu hausen", erwiderte Harry möglichst beherrscht.
„Das ist indiskutabel, Mr Potter."
Der Goldjunge schüttelte den Kopf und sog einmal scharf die Luft ein. Ein Lachen stieg in ihm auf und eine Spur von Hysterie lag darin.
„Das kann doch nicht Ihr Ernst sein? Es ist kein Geheimnis, dass Sie mich nicht mögen."
„Dumbledore hat es angeordnet, also werden Sie sich fügen. Laufen Sie davon, werde ich Sie wieder zurückholen. Allerdings sollte Ihnen bewusst sein, dass Sie dann Konsequenzen erwarten, die nicht angenehm sind. Also sollten Sie es im Vorhinein bleiben lassen."
Der Bursche wurde stocksteif und starrte auf den üppig gedeckten Esstisch.
Alles, was er mochte, war aufgetischt. Hühnchen, Kartoffeln, Erdbeeren, Siruptorte. Bei diesem Anblick lief ihm fast das Wasser aus dem Mund. Seine letzte richtige Mahlzeit war schon wieder Ewigkeiten her, wenn man die bei Mrs Figg nicht mitzählte.
Lucius war noch nicht fertig.
„Was auch immer Sie in der Zukunft vorhaben, lassen Sie es bleiben. Ich warne Sie nur einmal. Sie wissen nicht zu, was ich fähig bin."
Die übertrieben sanfte Stimme sorgte dafür, dass der Goldjunge sich fast übergab.
Mit den Händen stützte Harry sich auf die Armlehnen.
Er hasste es nicht einmal seine Meinung äußern zu dürfen. Aber wer würde schon zuhören? Malfoy bestimmt nicht.
„Essen Sie endlich etwas. Das Essen ist nicht mit Substanzen versetzt. Darauf haben Sie mein Wort. Dafür haben Sie schon selbst gesorgt."
Lucius warf Severus einen vielsagenden Blick zu, der daraufhin nur mit den Schultern zuckte.
Die beiden Magier ließen Harry nicht aus den Augen, als er sich endlich überwand und seinen Teller mit bebenden Händen füllte.
Er spießte ein Stück Hühnerfleisch auf und schob sich die Gabel in den Mund. Verdammt, er musste sich zusammenreißen, um nicht laut aufzustöhnen. Das letzte Mal hatte er in Hogwarts so gut gegessen.
Hin und wieder, wenn die Dursleys außer Haus gewesen waren, hatte Harry versucht, sich etwas zu kochen. Seine seltsamen Gerichte, die er aus allen Möglichen zusammengestellt hatte, waren hierzu im Vergleich nicht mehr als ungenießbar gewesen. Er hatte immer darauf geachtet, von den Lebensmitteln zu nehmen, die nicht auffielen.
Das war so lange gut gegangen, bis er einmal erwischt worden war. Seitdem hing ein riesiges Vorhängeschloss am Kühlschrank und er musste sich wieder auf seine Fresspakete verlassen.
Schweigend aß er seinen Teller leer. Die süßen Mehlspeisen, die ihm anlächelten, ließ er unangetastet.
Als Harry aufblickte, sah er, dass Snape noch immer dieses träge, boshafte Lächeln im Gesicht hatte, während der Blick von Lucius unbekümmert abschätzend war.
„Danke für das Essen, Mr Malfoy."
Mehr fiel ihm nicht ein, allerdings wollte er nicht unhöflich sein.
„Es gibt ein paar Regeln, die Sie beachten müssen", eröffnete Lucius ohne Umschweife das Gespräch. Harry musste sich dazu zwingen nicht die Augen zu verdrehen.
„Diese Regel ist am wichtigsten. Fassen Sie nichts an, was Ihnen ausdrücklich erlaubt wird, Mr. Potter. Mein Vater Abraxas hat, wie Sie bestimmt wissen, alle Halbblüter abgrundtief gehasst. Es gibt bestimmt noch Dinge hier im Manor, die schwarz magisch verflucht sind und Schäden anrichten können. Haben Sie mich verstanden?"
Harry nickte leicht und lehnte sich zurück.
„Halten Sie sich aus dem Südflügel fern. Da waren die Räumlichkeiten meines Vaters."
Harry nickte heftig mit dem Kopf, was prompt ein Schwindelgefühl auslöste. Wäre es unhöflich den Kopf auf dem Tisch zu legen?
Vielleicht ...
Lucius beugte sich über den Tisch und seine Augen huschten unangenehm präzise über sein Gesicht.
„In der Zeit, in der Sie unterrichtet werden, ist es gestattet, dass Sie Magie benutzen dürfen. Allerdings nur in der festgelegten Zeit."
Harrys Puls schnellte nach oben und es lief ihm heiß und kalt den Rücken hinab. Er war kein begabter Zauberer. Zumindest war er nicht so gut wie Hermine. Er würde sich blamieren.
„Wenn Sie klug sind, Harry, sperren Sie die Ohren auf und lernen, was immer wir Ihnen beibringen."
Harry blickte kurz zu seinem Lehrer hinüber.
Das Gesicht von Snape wurde dabei hart wie perfekter Marmor. Der würde ihm gewiss nichts beibringen. Zumindest nichts Brauchbares. Oder er würde wieder in seinen Kopf schlüpfen und ihn so quälen.
Furchtbar.
„In der Zeit, in der Sie hier sind, ist es Ihnen nicht gestattet, Alkohol zu trinken. Sie sind noch viel zu jung, um sich Ihre Gesundheit zu ruinieren. Das werde ich nicht erlauben.
Sie sollten Ihre Zeit hier sinnvoll nutzen. Es sind nur noch ein paar Wochen bis die Schule wieder beginnt."
Zitternd schloss Harry die Augen und presste die Hände dagegen.
Fuck! Fuck! Fuck! Das war so fies. Da würde er gewiss nicht mitmachen.
Er ließ die Hände sinken und starrte den Zauberer stur an.
„Hier geht es doch nur darum, dass ich die Zaubererwelt rette. Es tut mir leid, aber Sie haben sich eine absolut unbrauchbare Person dafür ausgesucht. Ich mache da nicht mit."
Lucius legte die Finger aneinander.
„Nicht doch, Harry. Sie haben gar keine Wahl. Ohne Sie wird die Welt, wie wir sie kennen, enden. Alles hat ein Ende, gewiss, doch Sie sind unser Anfang."
Der Gryffindor starrte Malfoy an. Mit all seiner Verachtung, die er hatte.
„Nun denn", murrte Lucius leise, als er sich erhob.
„Ich habe noch etwas zu tun. Fühlen Sie sich frei, sich hier im Haus und im Gelände frei zu bewegen. Vorerst sollten Sie sich allerdings ausruhen und wieder nüchtern werden. Pinky bringt Sie auf Ihr Zimmer. Wir sprechen uns morgen."Sobald die Tür hinter dem Gryffindor ins Schloss gefallen war, sah er sich seufzend um. Leider hatten sie ihm den Zauberstab abgenommen, bevor die Hauselfe aufgetaucht war.
Das Zimmer, das Harry bewohnen sollte, war größer als die Schlafzimmer seiner Verwandtschaft gemeinsam.
Vielleicht würde auch noch das Wohnzimmer aus dem Ligusterweg hineinpassen.
Es war in den hauseigenen Farben der Malfoy Manor dekoriert.
Der Teppich war so plüschig und tief, dass er am liebsten sofort die Schuhe abgestreift und sich barfüßig darauf gestellt hätte, um im weichen Flausch zu versinken.
Der Gryffindor hatte ein riesiges Himmelbett mit kuscheligen Federdecken. Auf dem Bett waren so viele grüne Kissen, dass man darin verloren gehen könnte.
Riesige Glastüren führten zu einem geräumigen Balkon. Als er die Tür öffnete und nach draußen trat, hieß ihm eine kuschelige Sitzgelegenheit willkommen.
Harry versank in diesem Übermaß an Luxus.
Auch das Badezimmer war ein Traum für sich. Alles war aus Silber und die Wände waren in einem dunklen Grün gehalten. Es war unglaublich, mit welcher Kunstfertigkeit die Inneneinrichtung getroffen worden war.
Die marmorierte Badewanne, die gewiss Platz für vier Personen bot, gab ihm dann den Rest.
Das Badezimmer war riesig und sein Himmelbett hätte spielend leicht hineingepasst.
Als er sich im Spiegel betrachtete, zuckte er zusammen.
Er bot keinen angenehmen Anblick. Die Augen waren gerötet und er war blass wie der Mond. Volltreffer.
Harry ging in das Schlafzimmer zurück und ließ sich auf das riesige Bett fallen. Dann vergrub das Gesicht in einem der Kissen.
Die Minuten vergingen und vor den Fenstern zwitscherten die Vögel im Garten. Eine sanfte Brise trug den Duft der Rosen durch die offenen Fenster.
Harry hatte immer angenommen, dass Draco in einem Sarg lebte.
Das Manor bestach allerdings mit Eleganz.
Ob er es wagen sollte, abzuhauen?
Seufzend streckte er die Beine aus.
Wohin sollte er?
Er konnte nirgendwo hin.
Harry drehte sich auf den Rücken und blickte zur Decke hinauf. Er war allein mit seinen zwei Erzfeinden.
Wieder wurde ihm Flau im Magen und seine Welt drehte sich wie ein Kreisel um ihn herum.
Übelkeit stieg in ihm auf und er hatte zu tun, um wieder auf die Beine zu kommen.
Er schaffte es gerade noch so zur Toilette, bis ihm der Alkohol und das gebratene Hähnchen wieder hochkamen.
Verdammt, er war wieder einmal an diesen Augenblick angelangt, an dem er sich schwor, nie wieder was zu trinken.
Doch es war eine trügerische Illusion. Spätestens in ein paar Tagen würde er sich wieder betrinken und alle seine Sorgen in Whisky absaufen lassen.
Erschöpft legte er den Kopf auf der Klobrille ab und schloss die Augen.
DU LIEST GERADE
Three souls - one fate
FanfictionVor den Sommerferien vor seinem sechsten Jahr in Hogwarts kommt Harry mit einem uralten Zauber in Berührung, der sein gesamtes Leben mit einem Mal auf den Kopf stellt. Nichts ist von dem lieben Burschen übriggeblieben, den man vor diesem Zwischenfal...