Seven Hells

190 8 0
                                    


Harry wusste, dass er schreien oder sich wehren sollte, allerdings hatte er noch immer mit der Tatsache zu kämpfen, dass Dracos Vater auch eine sanfte Seite zu haben schien.
Ganz zu schweigen davon, dass er sich wie von einem LKW überrollt fühlte.
„Lassen Sie mich runter."
„Nein."
„Lassen Sie mich los! Ich kann selbst gehen."
„Nicht jetzt. Sie zittern."
Harry hielt inne und senkte den Blick.
„Nein, tue ich nicht."
„Um Himmels willen, Sie zittern wie Espenlaub. Sie können nicht einfach behaupten, dass es nicht so ist, und von mir erwarten, dass ich es glaube, wenn ich die Wahrheit mit meinen eigenen Augen sehen kann."
Lucius finsterer Blick war fast schon beeindruckend.
Harry wurde mit dem Gesicht zur Balkontür auf dem Bett abgesetzt.
Ein Moment der Stille verging und schließlich gab er nach.
„Danke, Mr Malfoy ..."
Er war gerade nicht stark genug, sich dem zu stellen, was geschehen war.
Es war wichtig, dass er das er alles xherunterschlucke, und es vermied, dass die Worte, die ihm in Wirklichkeit auf der Zunge lagen, an die Oberfläche gelangten.
Ein lebloses Lächeln zierte seine Lippen und er blickte durch Lucius hindurch.
Keiner sagte ein Wort und er hatte keine Ahnung, woran Lucius gerade dachte. Harry war nach den Ereignissen noch immer seltsam zumute.
Und verdammt, sein Stolz war mehr als nur angekratzt, und er wollte Malfoy dafür in die Eier treten.
Der blonde Schönling trat hinter ihn und nahm einen Bademantel aus dem riesigen Kleiderschrank.
Nachdem Malfoy ihm den Bademantel gereicht hatte, wandte er sich ab und öffnete die Balkontür um frische Luft hereinzulassen.
„Tips hat einen Tee von Severus vorbeigebracht, den Sie trinken sollen."
Der Bursche hatte es sehr eilig, sich den schwarzen Stoff über die Schultern zu ziehen und das nasse Handtuch loszuwerden. Er verknotete mit zittrigen Fingern den Gürtel und wandte sich zu Lucius um.

– Er sieht wunderschön aus, aber auch ein wenig furchteinflößend. Findest du nicht auch?–

Harry klappte fast der Mund auf, als er diese unanständigen Gedanken im Kopf hatte. Mit Mühe schob er diese Gedanken von sich und versuchte, eine teilnahmslose Miene an den Tag zu legen.
Der blonde Reinblüter hob eine Augenbraue.
„Hören Sie mir zu?"
„Nein. Ja. Ich meine ..."
Er warf die Hände in die Luft und stieß die Luft aus.
Lucius neigte den Kopf, und noch mehr Haarsträhnen fielen den Zauberer ins Gesicht.
„Ich wette, er versucht, mich zu vergiften. Es wäre nicht das erste Mal. Vielleicht hat er auch Veritasserum dazu gemischt."
„Hören Sie damit auf", zischte der Adelig.„Das ist unhöflich."
Harry wollte diesen Tee nicht. Nicht jetzt. Es war in so vieler Hinsicht falsch, etwas von Severus anzunehmen. Nicht, nachdem er der Fledermaus gegen das Schienbein getreten hatte.
Millionen von Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Er überlegte, was er wohl sagen konnte, um aus dieser Situation herauszukommen.
Ich werde das nicht trinken, war eindeutig nicht gut genug.
Der Aristokrat trat zum Tisch, auf dem ein kleiner Teekessel und eine Tasse standen, die vorhin noch nicht dastanden.
„Haben Sie daran gedacht, dass Severus Ihnen nur etwas Gutes tun möchte?"
Ein Schaudern durchlief ihn, als Lucius die rötliche Flüssigkeit in die Tasse einschenkte.
„Sie sind sehr unberechenbar, Harry."
„Mir wurde vor Kurzem gesagt, dass man von meinen Launen ein Schleudertrauma bekommt."
Er zuckte mit den Schultern, schnappte sich eine der Kuscheldecken und runzelte die Stirn.
„Ich will das Gesöff nicht trinken."
Der blonde Aristokrat warf Harry einen scharfen Blick zu und schien ein paar Sekunden nachzudenken, dann stellte er den Teekessel weg und rauschte aus dem Schlafzimmer.

– Was hat er jetzt vor? –
– keine Ahnung. Ich will's nicht wissen. –

Lucius trat zu einem kleinen Tischchen und öffnete den Dekanter aus Kristallglas.
Er schenkte die bernsteinfarbene Flüssigkeit in ein Glas ein, dann überlegte er kurz und füllte auch noch ein zweites.
„Dann eben so, Harry!"
Entschlossen zog der blonde Zauberer ein Fläschchen aus der Hosentasche und träufelte die farblose Flüssigkeit in eines der Gläser.
„Egal wie, du wirst den eigentlichen Inhalt zu dir nehmen."
Malfoy nahm beide Gläser in die Hand und brachte sie in das Schlafzimmer.
„Nun, ich will Sie natürlich zu nichts zwingen. Whiskey? Das sollte auch gegen die Entzugserscheinungen helfen. Sie zittern noch immer."
Der Bursche drapierte sich die Decke über die Schultern und zögerte.
Da er noch immer nicht rührte, nahm Lucius einen großen Schluck aus beiden Gläsern und schloss genießerisch die Augen.
Es ging darum, Dumbledores Goldjungen in Sicherheit zu wiegen.
„Es ist nicht vergiftet. Darauf haben Sie mein Wort."
Der Adelige hielt den Burschen wieder das Glas hin.
Harrys Widerstandskraft brach in sich zusammen.
Die Sucht war da und das Angebot von Lucius war zu verlockend. Er konnte nicht widerstehen. Als er nach dem Glas griff und es an die Lippen hob, lächelte der blonde Zauberer unmerklich.
Harry nahm einen Schluck und zögerte erneut, bevor er schluckte.
Das rauchige Aroma des Alkohols erwies sich als überraschend scharf und er umklammerte das Glas.
Eine willkommene Hitze kehrte in seine Brust zurück und das Brennen in seiner Kehle kam überraschend.
Er sah hoch, und der Blick von Lucius grauen Augen drang in seine.
„Ein erstklassiger Tropfen, nicht wahr?"
Lässig stützte der Aristokrat sich mit dem Arm an der Wand neben ihm ab und Harry lehnte sich zurück, bis er mit dem Rücken gegen einen Bettpfosten stieß.
„Er schmeckt seltsam. Was haben Sie da hineingemischt?"
„Nichts."
Harry schüttelte den Kopf und ein Hustenanfall schlich sich an die Tagesoberfläche. Er war es gewohnt, hochprozentige Spirituosen zu schlucken, doch so ein seltsamer Geschmack war ihm selten untergekommen.
Der Bursche drehte das Glas und runzelte die Stirn.
„Whisky brennt nicht so intensiv."
Seine Gedanken begannen langsam und zähflüssig dahinzufließen wie Blut oder Honig.
„Sie sind nur minderwertigen Dreck gewöhnt, Harry. Der edle Tropfen hier ist ein Vermögen wert."
Der blonde Zauberer verschränkte die Arme vor der Brust und plötzlich fühlte der Dunkelhaarige sich verurteilt.
Lucius Worte jagten so etwas wie ein schlechtes Gewissen in seine Brust, und er senkte den Blick.
Es war vielleicht besser, sein Glück nicht weiter zu strapazieren.
Als ihm die Wärme des Alkohols in die Wangen stieg, breitete sich ein Prickeln darauf aus.
Als sein Glas recht rasch leer war, ergriff es der Adelige und lächelte.
„Ruhen Sie sich etwas aus. Ich bin gleich wieder bei Ihnen."
„Okay ..."
Lucius drehte sich um und die Tür fiel leise hinter ihm zu, nachdem er das Zimmer verlassen hatte. Zum zweiten Mal blieb Harry in diesem Haus allein und er schnaubte, während seine Wahrnehmung sich zu winden begann und die Erschöpfung zunahm.
Er ließ sich nach hinten in die Kissen fallen und breitete die Arme aus. All seine Gefühle fühlten sich seltsam gedämpft an.

Three souls - one fate Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt