𝐊𝐀𝐏𝐈𝐓𝐄𝐋 𝟏

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5 JAHRE ZUVOR

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5 JAHRE ZUVOR

Die Kraft, mit der wir über die gesamte Bahn schleifen, ist so enorm, dass ich mich nicht dagegen wehren kann. Die Schmerzen, die mich in dem Moment überrumpeln, steigen und ziehen sich durch meine Beine.

Mit meinem Kopf knalle ich mit einer starken Wucht gegen die Fensterscheibe, die sofort zerbricht. Der Aufprall sorgt dafür, dass ich starke Schmerzen vernehme und dann eine warme Flüssigkeit. Verdammt.

Leicht hebe ich meine Hand, lege sie an meinen Kopf und fühle einige schmerzende Stellen ab, bis ich die richtige Stelle gefunden habe. Ich streiche leicht darüber und ich ziehe meine Hand langsam zurück. Blut. Blut, welches mir über meinen Kopf hinunter läuft.

Das Glas der Fensterscheibe springt mir entgegen, als hinter uns noch jemand in das Auto fährt. Ich werde nach vorne gedrückt und es wird immer enger. In meinem Bein befinden sich Glasscherben, reißen meine Haut auf. Die Schmerzen spüre ich nicht, sie werden übertrumpft vom Adrenalin. Blut rinnt aus den Wunden und eine leichte Dunkelheit schleicht sich über meine Netzhaut.

Der Druck liegt in meinen Ohren und betäubt mein Gehör. Lautes Piepen und Rauschen meines Blutes ist zu hören und ich sehe nur noch in langsamer Geschwindigkeit die vielen Autos an uns vorbeirasen.

Mit den letzten beiden Sinnen, die mich noch beherzigen, nehme ich wahr, wie sich an unserem Auto eine große schwarze Wolke bildet. Meine Augen fixieren jeden Punkt und gleiten hektisch hin und her, bis ich einen Punkt finde, an dem ich verharre. Feuer.

Nun nehme ich den Geruch von verbranntem Gummi wahr und von hier verabschiedet sich mein ganzes Bewusstsein. Mein Geruchssinn schwindet, ist nicht mehr funktionstüchtig und langsam aber sicher lässt auch meine Sehkraft nach. Es ist schwer, wach zu bleiben und mich überrumpelt die Müdigkeit. Meine Augenlider werden schwach und schwer. Langsam aber sicher fallen sie zu.

Das Rauschen meines Blutes hört auf und ich höre ein allerletztes Mal die Schreie meiner Mutter. »Adora! Bleib wach! Es ist wichtig, dass du jetzt wach bleibst!«

2 Vermummte Wochen ist es her, dass meine Mutter aufgrund eines Unfalles gestorben ist. Wie ich diesen überlebt habe, ist weder den Ärzten noch der Polizei, die im Einsatz waren, unschlüssig.

Fest steht, dass ich all das, was in der nächsten Zeit schlechtes, nicht erleben möchte und wenn doch, ich mich definitiv zurückziehen werde. Es ist mir nicht schlüssig, wie ich überhaupt noch lebe und zu gern würde ich jetzt wieder mit meiner Mutter im Wohnzimmer sitzen und gemeinsame Abende miteinander verbringen, so wie wir es bereits vor zwei Wochen getan haben.

Jetzt sitze ich im Wohnzimmer, an meinem gewöhnlichen Platz und alles, was ich mir wünsche, ist Ruhe.

Jemand im Hintergrund räuspert sich und ich kann mir leider nur zu gut vorstellen, wer diese Person ist. »Adora.«, spricht mein Vater mit fester Stimme und ich nicke nur kurz, um ihm meine Aufmerksamkeit zu symbolisieren. »Geh bitte in dein Zimmer und mach dich fertig. Wir wollen gleich zur Trauerfeier...«, erwähnt er beiläufig, während er das Wohnzimmer wieder verlässt.

Ich atme durch und widersetze mich einfach nicht. Ich stehe auf und versuche mich mit einem etwas höherem Tempo in die zweite Etage zu begeben, um in mein Zimmer zu gelangen. Ein Dienstmädchen kommt mir entgegen und sieht mich an. »Oh Adora! Bitte mach langsam. Deine Wunden sind immer noch nicht komplett verheilt...«, teilt sie mir mit. Ich weiß das, doch es ist mir absolut egal. Am liebsten würde ich es ignorieren, doch es einfach zu ignorieren wird leider unmöglich sein.

»Komm, mein Kind. Ich helfe dir.«, spricht sie, kommt auf mich zu und greift mir behutsam unter die Arme. Sie versucht mir die Schritte zu erleichtern, was zum Glück auch funktioniert. Innerhalb weniger Sekunden sind wir die Treppe hinauf gelaufen, obwohl ich dafür vermutlich drei Minuten gebraucht hätte.

»Vielen Dank, Ma'am.«, wende ich mich an sie und sie nickt. »Soll ich dich noch in

dein Zimmer begleiten oder schaffst du das?«, fragt sie mich und ich überlege einen kurzen Moment. »Begleite mich bitte... Ich muss in das Kleid für die Trauerfeier kommen und ich glaube, dass ich das nicht alleine schaffe.«, beiche ich ihr und sie nickt.

Das Mitleid in ihren Augen strahlt und es tut mir weh. Es jagt mir wieder Tränen in die Augen, die ich nicht haben möchte, obwohl ich weiß, dass es völlig legitim ist, Emotionen zu zeigen. Sogar mein Vater tut es, obwohl er es hasst, seine Gefühle anderen preiszugeben.

Gemeinsam kommen wir dann in meinem Zimmer an und ich greife an die Kommode, auf der mein Kleid liegt. Ich sehe zu dem Dienstmädchen und halte es ihr hin. Den Versuch, sie darauf hinzuweisen, dass das Kleid geöffnet werden muss, versteht sie sofort und öffnet dann den Reißverschluss.

Die Kleidung, die ich zuvor getragen habe, streife ich vorsichtig von meinem Körper. Langsam und dennoch komplett ohne Gefühl. Durch den Unfall habe ich angefangen, meinen Körper zu hassen und es ist mir vollkommen egal.

Meiner Kleidung komplett entkleidet, wechsle ich noch schmerzlos die Verbände an meinen Beinen. Nun hilft mir das Dienstmädchen das Kleid anzuziehen und schließt anschließend den Reißverschluss, der mir von den Schultern bis zur Hälfte des Rückens geht.

Ich bedanke mich mit einer wohltuenden Umarmung bei ihr und sie begleitet mich noch einmal nach unten, damit mein Vater mich in Empfang nehmen kann.

Die Augen meines Vaters liegen durchgängig auf mir und ich muss mir selbst eingestehen, dass ich die Fürsorge in seinen Augen sehr vermisst habe. Für mich als einzige Tochter war und ist es nie einfach gewesen und ich möchte, dass endlich der Frieden einkehrt, den meine Mutter immer haben wollte.

In meinen Gedanken machen sich viele Pläne breit, wie ich ihr diesen Wunsch möglicherweise erfüllen kann. Darunter wäre, dass ich mich mit dem Sohn der Familie versöhne, der uns all das angetan hat, doch vermutlich würden mich alle deshalb für verrückt erklären und das mag so stimmen.

Ich bin schon immer daran interessiert, Probleme anders zu lösen, als wie die meisten diese Dinge lösen würden, doch ich lege keinen einzigen Wert darauf, was andere tun. Ich bin ganz allein und ich selbst muss für mich entscheiden, was richtig ist. Nur ob es das Richtige ist, ist eine Frage, die ich mir bis heute stelle, und sie schwirrt seit 3 Jahren in meinem Kopf herum.

Ich sehe zu meinem Vater und er bietet mir seinen Arm an, den ich dankend annehme. Nebenher stützt er mich und so begeben wir uns nach draußen zum Auto. Als wir uns reingesetzt haben, vergeht eine kurze Zeit, indem mein Vater das tut, was er eben tun muss.

Nachdem wir losgefahren sind und eine Weile fahren, kommen wir an der Kirche an. Wir gehen gemeinsam rein und setzen uns nur noch dazu. In dieser Zeit blendet mein Kopf alles aus und ich sehe nur noch auf den Sarg, in dem meine Mutter liegt.

Meine Mutter, die aufgrund der verhexten Rache der Jiménez sterben musste und seitdem schwöre ich mir, dass ich Rache nehmen werde. Doch es gibt Dinge, die ich anders machen werde, als viele es tun würden oder mir empfehlen würden. Ich möchte dafür Sorgen, dass der Sohn der Familie leidet, sich von mir abhängig macht und all das, was er sonst träumt, nicht in Erfüllung geht.

Ich würde nicht sagen, dass ich diese Familie hasse, doch sie sind nicht mehr weit davon entfernt und wenn ich sie hasse, werde ich sie vielleicht irgendwann alle umbringen und nach all den Jahren voller Hass endlich Rache nehmen...

THE LIGHT IN MY DARKNESS | 16+Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt