12. Kapitel (Markus)

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Scheiße, was war nur in mich gefahren. Noch immer lehnte ich draußen am Geländer, denn die Folgen unseres kurzen Ausrutschers mussten erst noch beseitigt werden. Genervt stöhnte ich und ließ den Kopf in die Hände sinken. Wieso musste das ausgerechnet mir passieren? Dieses Mädchen war verdammt heiß und das wusste sie definitiv selbst. Sie setzte ihre Reize gezielt ein, dass war mir klar, aber dass sie mich einfach so stehen lassen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Mein Körper brannte noch immer an den Stellen, wo sie mich berührt hatte, ich konnte quasi ihre Finger auf meiner Haut spüren, wie sie langsam meinen Rücken hinabwanderten. Genervt schloss ich die Augen, „Dampfender Teufelsdreck." „Oha." Juli war hinter mir aufgetaucht, schnell richtetet ich mich wieder auf, traute mich allerdings noch nicht mich ihm ganz zuzuwenden. „Was ist denn mit dir los?" fragte er und lehnte sich neben mich ans Geländer. „Nichts." Ich seufzte und fuhr durch meine wirren Haare, die Liv vorhin noch mit ihren Fingern völlig durcheinandergebracht hatte. „Und mit dem nichts, hat der rote Lippenstift in deinem Gesicht nicht zufällig etwas zu tun?" Meine Augen wurden größer bei seinen Worten und ich wischte mir fluchend mit den Händen durch Gesicht. „Weg?" fragte ich ihn, doch er grinste nur, „Da war überhaupt nichts." Lachte er und meine Augen verengten sich zu Schlitzen. „Ich hab nur diese Liv gesehen, wie sie grinsend in die Hütte gekommen ist und da wollte ich einfach mal schauen, wer oder was eine so arrogante Zicke wie sie so zum Grinsen bringen kann." Er zuckte mit den Schultern, ich schmunzelte. „Arrogante Zicke, ja, das passt ganz gut." Das war sie wirklich, Liv war einfach nur arrogant und irgendwie gefiel mir das. „Glaub mir, die weiß bestimmt ganz genau, was sie will." Ich schnaubte, „Oh ja." „Alter." Juli hob überrascht eine Augenbraue. „Was?!" begann ich, dann ahnte ich, was er gerade in meine Worte interpretiert hatte. „Nein man." Sagte ich schnell, „Ich meine ich weiß ja, dass du nichts anbrennen lässt, aber dass du so schnell eine rumbekommst, damit hatte ich jetzt auch nicht gerechnet." Juli schmunzelte und nippte an seinem Bier, das er mit aus der Hütte gebracht hatte. „Schön wär's." schnaubte ich und Juli begann zu lachen, „Wie, sie hat dich einfach stehen gelassen?" Das Gespräch war ernüchtern und so richtete ich mich endlich auf. Ein schwaches und auch leicht peinlich berührtes Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich zuckte ergeben mit den Schultern. „Nicht so ganz." „Ah." Machte Juli und reichte mir sein Bier, damit ich ebenfalls eine Schluck nehmen konnte. „Wie kannst du sie nur mögen?" fragte er schließlich, nachdem wir mehrere Minuten einfach stumm in die Nacht gestarrt hatten. „Ich mag sie nicht." Stellte ich schnell klar, „Sie ist heiß." Ergänzte ich, ganz so als würde das mein Verhalten erklären. „Stimmt." Juli grinste, „Und obwohl du sie nicht magst, bist du ihr verfallen." „Pah, ich kenn sie doch gar nicht und das will ich auch überhaupt nicht." Wollte ich es richtigstellen, doch Juli grinste nur, „Lass uns wieder reingehen." Sagt er und stieß sie vom Geländer ab, „Ich bin mir sicher, dass es drinnen deutlich mehr zu sehen gibt als hier draußen."

Damit sollte Juli wohl recht behalten, denn schon beim Betreten der Hütte fiel mein Blick auf Liv, die wieder mal mit Lissi die Tanzfläche unsicher machte. Ihre Bewegungen waren kontrolliert und geschmeidig, sie wusste sich zu bewegen, aber das hatte ich ja auch schon auf der Veranda festgestellt. Ich folgte Juli zur Theke, wo ich erstmal ein Bier in die Hand gedrückt bekam und Maxi mich schließlich in ein belangloses Gespräch verwickelte.

Es wurde später und später, nach und nach verschwanden die ersten, darunter Leon und Vanessa, jeder wusste, dass wir nun erstmal noch mindestens eine Stunde länger warten mussten, bis wir zurück in unsere Zelte konnten. „Das kann doch nicht wahr sein." Stöhnte Joschka, als er sah, wie die beiden kichernd die Hütte verließen. „Nicht schon wieder." Meinte Raban und entschloss sich kurzerhand nochmal zu Liv und Lissi auf die Tanzfläche zu gehen. Mein Blick haftete an dem blonden Mädchen. Ihre Bewegungen waren mittlerweile nicht mehr ganz so kontrolliert, sie schien noch einiges Getrunken zu haben, so verklärt, wie ihr Blick mittlerweile war. Ihr schwarzes Kleid war leicht hochgerutscht und entblößte nun mehr von ihren Beinen als mir lieb war. Ihre blonden Haare hatte sie aus ihrem Zopf gelöst und sie fielen nun in Wellen über ihre Schultern. Sie sah noch immer heiß aus, doch jetzt auf eine andere Art und Weise. Juli riss mich mit seinen wackelnden Augenbrauen aus meiner Starre und ich verdrehte nur genervt meine Augen. Nur weil er in den letzten Wochen niemanden zum Vögeln gehabt hatte, muss er das nicht in Form von billigen Verkupplungsversuchen an mir auslassen.

Nach einer halben Stunde machten sich auch Raban, Joschka und die letzten Biester auf den Weg ins Bett. Lissi und Liv saßen an der Theke und schüttet einen Tequila nach dem andern in ihre zierlichen Körper, das konnte unmöglich gut ausgehen. Juli schien dasselbe gedacht zu haben, denn er deutete mit einem Kopfnicken in ihre Richtung. „Das kann ja gar nicht gut gehen." Ich nickte und stand von meine Barhocker auf. „Komm." Meinte ich schließlich nach einigen Minuten und wir liefen gemeinsam zu den beiden Mädchen. Liv hatte mittlerweile den Kopf auf den Tresen fallen gelassen und Lissi schien irgendwas dahinter zu suchen. „Alles klar?" fragte Juli und sie hob schnell ihren Kopf. „Ich äh," sie stockte, „Suche Handy." Verdammt Lissi war nicht mal mehr in der Lage ganze Sätze zu bilden, ganz zu schweigen von Liv, die sich noch immer nicht gerührt hatte. „Ich glaube, es wird Zeit fürs Bett." Meinte Juli, als er nach einem kurzen Blick nach Lissis Handy griff und ihr unter die Arme griff. „Hmm." Machte sie und stand freiwillig vom Hocker auf, das leichte Schwanken dabei schien sie gar nicht zu bemerken. „Livi!" Rief sie lachend „Ich geh schlafen!" doch das schien Liv nicht im Geringsten zu interessieren. „Bringst du sie ins Bett?" fragte Juli, während er versuchte Lissi in Richtung der Tür zu schieben. „Muss ich ja wohl."

Juli und Lissi waren schon längst verschwunden und damit waren Liv und ich nun allein. Bevor ich mich ihr zuwandte, stellte ich schnell die Musik aus. Selbst so wie sie dort lag, mit den Kopf auf ihren Armen abgelegt und den völlig zerzausten Haaren, sah sie einfach gut aus. Ich hatte keine Ahnung, wie sie das anstellte. Ich fühlte mich wie ein Verbrecher, als ich daran dachte, wie gut sie nur ohne dieses schwarze Kleid aussehen würde. „Liv." Murmelte ich, noch immer zeigte sie keine Regung. Verdammt, war sie bewusstlos? „Liv?" fragte ich dieses Mal etwas lauter und sie grummelte etwas vor sich hin. Nicht bewusstlos, stellte ich fest. „Du solltest vielleicht ins Bett gehen." Langsam hob sie ihren Kopf und scheiße, ihr Makeup saß noch immer wie eine eins. „Wieso?" fragte sie mich völlig verwirrt. „Weil alle anderen schon schlafen." Stellte ich trocken fest und ging einen Schritt auf sie zu. „Was?" sie schien jetzt erst zu realisieren, dass wir die einzigen in dieser Hütte waren. Wow, sie war klarer, als ich erwartet hatte. „Wie spät ist es?" fragte sie, während sie ihre Haare glattstrich, zumindest versuchte sie das. Das Lallen während sie sprach, war nicht zu überhören, dennoch hatte ich mit Schlimmerem gerechnet. „Keine Ahnung, vier Uhr?" sagte ich schulterzuckend und half ihr beim Aufstehen. „Krass." Sie lachte leise und blieb einige Zentimeter vor mir stehen. „Warum bist du noch hier?" fragte sie, ihre eisblauen Augen blickten fragend zu mir hinauf. Wow, trotz des Alkohols und der leicht roten Färbung, weil ich sie gerade geweckt hatte, sahen ihre Augen wunderschön aus, das war bislang noch gar nicht aufgefallen. „Wir sind also allein?" fragte sie unschuldig und biss sich auf die Unterlippe. Fast schon automatisch befeuchtete ich mir bei ihrem Anblick meine Lippen, stumm nickte ich. „Vielleicht sollten wir dann da weiter machen, wo wir eben aufgehört haben." Schnurrte sie und legte eine Hand auf meine Brust, „Du bist betrunken." Stellte ich trocken fest und trat einen Schritt zurück. „Du hoffentlich auch." Sie folgte mir und sie hatte recht, ich war betrunken, das war ich wirklich und sie machte mich verrückt. 

Beast or BelleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt