Ich versuche zu sprechen, doch mit seiner Hand vor meinem Mund geht das schwer. Anfangs hatte ich schreckliche Angst, aber nach seinem Satz wusste ich, es ist der vorherige Besitzer. Wahrscheinlich wusste er auch nichts von mir, so wie ich von ihm.
Als er bemerkte, ich bekomme mit seiner Hand auf meinem Mund kein Wort raus, legte er diese vorsichtig weg.
Ich drehe mich langsam um und nur 20 cm von mir entfernt steht ein großer Mann. Blond-Braunes Haar und ein Gesichtsausdruck, welches ich noch nicht entziffern konnte.
„Beantwortest du mir meine Frage? Was ist aus meinem Haus passiert" sagte er. Er wirkt gereizt.
„Du musst der vorherige Besitzer dieses Hauses sein" antworte ich.
Er schaut mich verwirrt an. Jetzt erkenne ich ihn. Ich wusste, ich kenne ihn.
„Warte. Du bist doch Kenan? Kenan Yildiz aus unserer Nationalmannschaft?" frage ich noch etwas unsicher.
„Beantworte einfach meine Frage"
„Ich glaube wir brauchen eine Tasse Kaffee, willst du dich nicht lieber erst hinsetzen und es dir bequem machen?" ich klinge gerade fast so, wie als wäre ich in einer Therapiestunde.Ich bereite uns gerade eine Tasse Kaffee zu, während er die neue Einrichtung beobachtet und analysiert.
„Also bist du jetzt hierher gezogen?" fragt er mich, als ich schon ein wenig von der Situation erzählt habe.
Der Kaffee ist fertig und während ich mit den Tassen Richtung Sofa laufe, nimmt er mir sanft einen ab und setzt sich mit dazu.
„Mir wurde gesagt, du lebst nicht mehr hier und du kommst erst in drei Tagen wieder, um deine letzten Sachen abzuholen." kläre ich Kenan auf.
„Hör zu Amara"
„Alara" korrigiere ich ihn.
„Alara, sorry. Ich hab weder den Vertrag unterschrieben, noch mich mit dem Makler darauf geeinigt, dass ich hier ausziehe. Das ist jetzt seit Jahren mein Haus" sagte er. Er wirkt noch gereizter als vorhin im Flur.
„Ja und jetzt? Soll ich jetzt ausziehen oder was?" frage ich ihn.
„Natürlich sollst du ausziehen, ich habe vor dir hier gewohnt"Was sagt er?
„Entschuldigung? Wir haben 22 Uhr, es ist dunkel, ich bin zum ersten mal in dieser Stadt, spreche kein italienisch und habe keine Ahnung wo ich hingehen soll"
„Die Hotels hier sind gut und jeder spricht Englisch" sagte er arrogant.
„HÄ ICH WERDE NIRGENDWO HINGEHEN, VOR ALLEM NICHT, WENN DAS HAUS AUF MEINEM NAMEN IST, ICH DEN VERTRAG UNTERSCHRIEBEN HABE UND ZEHNTAUSENDE EUROS IN DIE MÖBEL INVESTIERT HABE" wenn du gereizt sein kannst, kann ich das auch Herr Yildiz.Er schaut mir nur verblüfft in die Augen und scheint sprachlos zu sein.
„Du schläfst heute hier, keiner hat was davon gesagt, dass ich ein Mädchen in der Nacht rausschmeiße. Morgen früh holen wir sofort den Makler" erklärt er mir.
„Entschuldigen Herr ‚Allesbesserwisser', aber dieses Haus gehört genauso mir, ich habe genauso das Sagen. Das hast nicht du zu entscheiden"
„ALTER ICH BIN KAPUTT VOM FLUG, HABE GERADE DEUTSCHLAND VERLASSEN WEIL MEIN LAND EINE NIEDERLAGE ERLEBT HAT, BIN KOMPLETT AM VERZWEIFELN, WEIL JEDER GEGEN MICH SCHIEẞT, KOMME NACHHAUSE MIT DER HOFFNUNG ICH KANN JETZT ENDLICH ABSCHALTEN, NUR UM ZU SEHEN, DASS EIN VÖLLIG FREMDES MÄDCHEN SICH HIER EINGELEBT HAT. ICH HABE ES GERADE AUCH NICHT SO EINFACH JA?" wow. Das war eine Ansage.Naja unrecht hat er ja nicht. Er ist grad genauso verwirrt wie ich. Und so eine Niederlage ist jetzt nicht wirklich so einfach.
„Ist ja gut, wir machen es so wie du es sagst. Gute Nacht" sage ich kurz und knapp bevor ich die Tasse zurück in die Küche bringe.
Er schaut mir kurz in die Augen und scheint so, als würde er sich davor drücken, etwas zu sagen.
„Trinkst du deinen noch leer?" frage ich.
Er antwortet nicht.
Ich gehe davon aus, das ist ein Ja. Also laufe ich nach oben in mein Zimmer.Ich sitze auf meinem Balkon in meinem Zimmer und analysiere die einzelnen Geräusche, mit einer Decke über meine Schulter.
„Hey"
Ich zucke, bis ich die Stimme hinter mir erkenne.
„Ist es so schwer zu klopfen?" antworte ich genervt.
„Nein, deshalb hab ich es auch getan, ich kann nichts dafür, wenn du in deiner eigenen Welt bist und es nicht hörst"
Ich verdrehe die Augen. Wie kann eine Person so nerven?
„Wo ist meine Zahnbürste und meine ganzen Pflegeprodukte?" fragt er. Ist er irgendwie blind?
„Hä, ich hab dir alles in eine schöne Kiste gelegt, die auf deinem Bett steht"
„Ich war noch nicht in meinem Zimmer" sagt er.
„Ja dann frag nicht, wenn du nicht einmal suchst"
Ohne eine Antwort verlässt er mein Zimmer und knallt die Tür hinter sich.
Idiot.Ich bin wieder in meinen eigenen Gedanken, bis ich eine Nachricht bekomme. Ich schaue auf mein Bildschirm.
„Na, was kochen können?" fragt Aylin. Stimmt, das war ja der Grund weshalb ich Einkaufen gegangen bin.
Ich schaue vom Balkon aus runter, um zu sehen, ob die Lichter im Wohnzimmer oder in der Küche leuchten, da die beiden Räume verbunden sind. Ich sehe Kenan auf der Terasse. Er schaut hoch, als er mich Bewegen sehen hat. Ein kurzer Blickkontakt entsteht, bevor er wieder in seiner Tasse versinkt. So ein Idiot.
Das heißt, das wird heute nichts mehr mit dem Essen.
DU LIEST GERADE
du bist nicht allein
Fanfiction„Was hat das mit dir gemacht? Als du bemerkt hast, du stehst nicht mehr im Rampenlicht?" „Ist halt ein scheiß Gefühl" Alara zieht nach ihrem letzten Semester im Psychologiestudium nach Turin, um ein Auslandsjahr zu absolvieren aufgrund privater Pro...