Kapitel 4: Leben mit einem Fremden

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Ich spüre eine sanfte Hand an meiner Schulter. Sie streichelt mich hoch und runter. Ich öffne langsam die Augen, nur um den Fremden in meinem Haus zu sehen.
Ich erschrack und verstecke meinen Körper unter der Decke. Nicht dass ich nackt bin, aber das ist glaube ich einfach mal eine normale Reaktion, wenn eine fremde Person dich weckt, oder?

„SPINNST DU?!", sage ich. „ICH HÄTTE NACKT SEIN KÖNNEN"
„Dir auch einen schönen Guten Morgen. Es ist Nachts viel zu kalt um nackt zu schlafen, außerdem habe ich mehrmals geklopft und es kam keine Antwort. Wenn ich dich jetzt nicht geweckt hätte, würden wir den Termin beim Makler verpassen. Jetzt zieh dich um und komm runter" sagte er.
Ich hasse es, wenn Menschen mich mit Informationen zumüllen, sobald ich die Augen öffne. Vor allem, weil ich so ein Morgenmuffel bin.

Kenan verlässt mein Zimmer und schließt die Tür hinter sich. Die Sonne strahlt in mein Zimmer durch den weißen Vorhang, ich habe vergessen meine Jalousinen runterzuziehen.
Ich schaue auf die Kommode neben meinem Bett und greife nach meinem Handy.
07:10 Uhr.
Hat der Typ etwa den ersten Termin des Tages gebucht, oder warum weckt er mich so früh?

Ich gehe erstmal auf die Toilette, um mich auszuputzen, mein Gesicht zu waschen und mein Makeup aufzutragen, mit etwas Musik im Hintergrund.
Als nächstes geht es wieder ins Zimmer, um mir ein passendes Outfit für den Tag auszuchen. Ob der Termin rechtzeitig fertig ist, bevor ich auf die Arbeit muss, um mein Vertrag zu unterschreiben?
Ich riskiere es lieber nicht, vielleicht komme ich davor nicht mehr Nachhause, wenns zeitlich nicht passt. Also entscheide ich mich einfach passend für die Arbeit anzuziehen.
Der erste Eindruck ist wichtig. Ich denke meine etwas lockere Stoffhose, ein eng sitzendes Body und ein Blazer sind perfekt, um einen guten Eindruck als Psychologin zu machen. Dazu suche ich mir passende schwarze hohe Schuhe aus. Nicht zu hoch, aber hoch genug, dass es mein Outfit elegant darstellt.
Ich packe meine Tasche und laufe nach unten.
Was riecht hier so gut?

Kenan hat gekocht und Frühstück vorbereitet. Ich greife nach dem Apfel aus der Obstschüssel auf der Arbeitsplatte. Doch bevor ich reinbeiße, unterbricht mich Kenan.
„Was machst du da? Ich habe doch Frühstück vorbereitet."
Für mich auch?
„Hat Herr ‚Allesbesserwisser' etwa Schuldgefühle nach seinem Wutausbruch gestern bekommen?" provoziere ich ihn.
„Du bist Besuch, mir wurde beigebracht, Besuch zu verwöhnen"
„DU bist Besuch", sage ich. „Ich wohne hier, vergessen?"
Er schaut mich kurz an und verdreht die Augen, bis er sich wieder zur Herdplatte wendet und die Pfanne mit Menemen auf den Esstisch legt.

Also gut kochen kann er aufjedenfall, das muss ich ihm überlassen.
„Mach es wenigstens nicht so auffällig, dass es dir gefällt", sagt er. Er lächelt. Er hat Grübchen.
„Es schmeckt scheiße, aber ich habe Hunger" ich weiß, wie ich ihm zum Schweigen bringe.

Gemeinsam putzen wie noch schnell die Küche und räumen unser Geschirr weg, ohne auch ein Wort auszutauschen. Es ist still. Eine unangenehme Stilme. Ich denke, wenn wir uns unter anderen Umständen getroffen hätten, würden wir uns gut verstehen. Außerdem wirkt er noch sehr gereizt. Aber nicht aufgrund unserer Haus-Situation. Es ist etwas anderes, das ihn reizt.

Hör auf die Psychologin zu spielen Alara.

Wir putzen noch unsere Zähne und er packt seine Trainingstasche, wahrscheinlich geht's nach dem Termin zum Fußball. Krass, ich hätte gedacht, dass er einen Tag oderso frei bekommt.
„Bist du bereit?", fragt er mich und zieht mich aus meinen Gedanken. Ich schaue noch kurz in meine Tasche, aber es fehlt nichts. Also nicke ich kurz und wir nehmen beide unsere Hausschlüssel und verlassen das Haus.

Die Fahrt ist wieder ziemlich still, und er spürt auch die unangenehme Atmosphäre. Es dauert nicht lang, bis er etwas Musik anmacht.

du bist nicht alleinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt