Kapitel 9: „Meine Freundin"

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Was war das denn?
Er hat mich einfach auf seinem Bein schlafen lassen. Wieso ist er so? Aus dem nichts? Wieso bin ich rot geworden?
Ich schließe die Zimmertür hinter mir zu und spüre wie mein Herz pocht, in jedem meiner Körperteile.
Ich versuche auf die Situation klarzukommen, bis ich höre, wie die Haustür auf und zugeht. Kenan ist raus.
Das erleichtert mich etwas. Ich laufe runter, um Frühstück vorzubereiten und mein Kopf klarzubekommen. Kenan geht nicht aus meinem Kopf.

Es dauert nicht lange, und ich hatte schon Tee vorbereitet und war gerade dabei, das Gemüse für das Menemen zu schneiden. Ich versinke in meine Gedanken und kann nicht aufhören, an die Situation vom letzten Abend zu denken, bis es klingelt. Hat Kenan seine Schlüssel vergessen?
Ich laufe durch den Flur und öffne die Türe. Eine Frau steht an der Tür. Blond, süße Hamsterwangen. Sie schaut mich verwirrt an.
„Is this the wrong house?" fragt sie mich. Sie hat einen extremen deutschen Akzent.
„Do you speak German?" jetzt schaut sie mich noch verwirrter an.
„Ja.", kommt es aus ihr raus. Eine Augenbraue hochgezogen. Wer ist sie? Noch eine Mitbewohnerin, von der ich nichts weiß?
„Hier wohnt mein Sohn.", sagte sie. Was?

„Mama?", sprach eine Stimme hinter ihr. Kenan. Er schaut gerade genauso verwirrt wie seine Mutter.
Die Frau dreht sich zu ihm und ich konnte noch erkennen, wie die Frau vor Freude strahlt und auf ihn zuläuft. Sie umarmen sich und er küsst ihre Hände, bevor er diese auf seine Stirn legt.
„Wieso hast du nicht gesagt, dass du kommst?", fragt er. Nicht auf der respektlosen Art und Weise sondern eher etwas vewundert.
„Wieso hast du mir nicht gesagt, dass ein Mädchen bei dir Zuhause lebt?", fragt sie daraufhin.
„Lass uns erstmal reingehen." sagt Kenan.

Er nimmt ihr die Koffer ab und sie laufen gemeinsam in die Wohnung, nachdem ich die Tür noch ein Stück geöffnet habe. Seine Mutter schaut mich noch immer sehr verwundernd und irgendwie enttäuscht an. Ich kann ihren Gesichtsausdruck nicht entziffern. Wie sollen wir ihr jetzt bitte die Situation erklären?
Wir setzen uns gemeinsam ins Wohnzimmer und es ist eine Weile still.
„Also, willst du mir erzählen, warum ein fremdes Mädchen mir die Tür öffnet?", fragt sie.
„Mama das ist Alara, sie...", er stoppt kurz und legt seinen Arm um meine Schulter. „Alara ist meine Freundin."

WAS?! WAS BIN ICH?

Ich schaue ihn mit großen Augen an.
„Keine Sorge Schatz, irgendwann müssen wir es ihr sowieso sagen."
SCHATZ? DU BIST SO AM ARSCH KENAN.
„Freundin?", fragt die Mutter.
Ich kann ihren Gesichtsausdruck noch immer nicht entziffern, bis sie anfängt zu lächeln.
„FREUNDINNN." schreit sie auf einmal.
Hä?
Sie läuft auf mich zu und gibt mir eine Umarmung.
„Ach es tut mir so leid, ich war Anfangs sehr verwirrt, da Kenan mir nie etwas von einer Freundin erzählt hat.", JA MIR AUCH NICHT FRAU YILDIZ.
Sie begrüßt mich warmherzig und umarmt ihren Sohn daraufhin auch. Während der Umarmung schaue ich Kenan mit meinem tötlichsten Blick an, und er schenkt mir den gleichen Blick.

DU BIST SO TOT KENAN YILDIZ.

Ich kann es nicht glauben.
„Erzählt, wie ist es dazu gekommen? Seit wann kennt ihr euch?" fragt sie interessiert.
„Ja Kenan, willst du deiner Mutter erzählen, wie es dazu gekommen ist?"
Er lacht kurz vor sich hin. Jetzt will ich dich sehen Herr Yildiz.
„Also ich hatte sie vor einigen Wochen vor der EM kennengelernt im Hotel und wir haben dann immer wieder geschrieben, sie war auch bei jedem Spiel dabei. Dann hat es sich herausgestellt, dass sie hier in Turin als Psychologin arbeitet und als ich trainieren gegangen bin, stand sie auf einmal im Büro der Psychologin. Stellt sich heraus sie arbeitet für meine Mannschaft." erklärt er.
„Aber du hast gaaaarnicht davon erzählt mein Sohn."
„Ja weil es noch sehr früh ist Mama, wir wollten schauen, wie sich die Situation entwickelt bevor wir es unseren Eltern sagen." erklärt er.

Wie kann man bitte auf einem Schlag so eine gute Lüge erzählen? Naja Okay die Hälfte ist keine Lüge.

„Und schläft sie jetzt bei dir? Oder kam sie jetzt nur zum Frühstücken?" wow, die Mutter ist noch interessierter als ich. Jetzt will ich seine nächste Lüge erfahren.
„Ja also, sie muss eine Weile bei mir einziehen, aber keine Sorge, sie schläft im Gästezimmer. Wir suchen für sie eine neue Wohnung, da ihr alter Makler sehr viele Probleme gemacht hat, wo es keine gab."

Wer weiß wie viele Lügen du mir erzählt hast Kenan. Ich bin so sauer auf ihn.

„Aber keine Sorge Mutter, du darfst solange du hier bist, im Gästezimmer schlafen, Alara schläft in meinem Bett und ich schlafe hier auf dem Sofa." erklärt er.
Ich? In Kenan's Bett? Kann er vergessen. Da schlafe ich lieber auf dem Rasen vor unserem Haus.
„Nein mein Sohn, ihr seid doch jetzt zusammen? Sie kann doch bei dir im Zimmer schlafen. Außerdem seit ihr alt genug, und sehr verantwortungsbewusst gehe ich davon aus."

Wow. Meine Eltern hätten mich wahrscheinlich doppelt und dreifach geköpft.
„Ich würde meine Koffer im Gästezimmer abstellen wenn das passt, und dann können wir gemeinsam frühstücken oder?" fragt die Mutter von Kenan.
Kenan nickt und hilft ihr, ihre Koffer hochzubringen.

Ich laufe hin und her, und hoffe darauf, dass Kenan alleine zurück kommt, damit ich ihn erstmal richtig zur sau machen kann. WIE KANN ER BITTE OHNE MEINE BESTÄTIGUNG SO EINE LÜGE ERFINDEN.

Zu meinem Glück läuft er gerade wirklich alleine die Treppen runter.
„Kommt deine Mutter?" frage ich.
„Sie packt ihre Koffer aus, sie bleibt zwei Wochen."
„Gut" antworte ich und laufe auf ihn zu. Ich schubse ihn an der Brust, sodass er einige Schritte hinter läuft, um seinen Körper zu stabilisieren.
„Was machst du?" fragt er.
„WAS MACH ICH?." er schaut mich an und stellt seinen Zeigefinger vor seinen Mund, um mir zu sagen, ich soll leise sein.
„Kenan du hast grad deiner Mutter erzählt wir wären zusammen dabei kennen wir uns vielleicht mal fast zwei Wochen. UND du hast mich nicht einmal gefragt."
„Sie wäre ausgerastet, wenn sie die eigentliche Situation wissen würde." erklärt er.
„Bist du dir da sicher? Sie sah nämlich absolut nicht wütend aus, als du ihr erzählt hast dass deine Freundin, von der sie nichts weiß, bei dir wohnt und hat sogar noch vorgeschlagen, dass wir in einem Bett schlafen können, solange sie hier ist."
Er schaut mich an. Wie als wäre er taubstumm und hätte kein Wort verstanden von dem was ich gerade gesagt habe.
„Alara entspann dich bitte, tut mir leid ich hab nicht nachgedacht. Aber sie ist nur zwei Wochen hier, ich wusste nicht, dass sie kommt. Nach den zwei Wochen, findet der Makler bestimmt eine Wohnung für einen von uns und dann sage ich ihr, dass es vorbei ist, ok?" Jetzt schaut er mich verzweifelt an.
Er hat so schöne Augen. Ich verstehe nicht, was mit mir passiert.
Ich nicke. Warum nicke ich? WARUM NICKE ICH?
„Danke", „Ich muss nach dem Frühstück zum Training. Musst du heute auf die Arbeit? Soll ich dich fahren?" fragt er mich.
Er ist so fürsorglich. Ich verstehe wirklich nicht was mit mir los ist, und warum ich so locker auf die Sache reagiere.
„Heute ist Sonntag. Morgen muss ich wieder auf die Arbeit." Er nickt und läuft nach oben, wahrscheinlich um seiner Mutter zu helfen.
Also wende ich mich wieder in die Küche, um da weiterzumachen, wo ich stehen geblieben bin.

Ich wünschte, ich könnte dich jetzt einfach rausschmeißen Kenan.

Hey Leute, was haltet ihr von diesem Kapitel? Habt ihr irgendwelche Ideen oder Vorschläge für die nächsten Kapitel? Sorry dass so lange nichts kam🤍

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