Rückblick 06

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Nur noch zwei Wochen und die Highschool ist vorbei. Für mich geht es doch noch nicht zurück nach New York. Ich wurde mit Lauren an einem College hier in der Nähe angenommen, und wir werden erstmal ein bisschen die Zeit genießen.

Owen und Ben haben seit dem Vorfall auf dem Winterball nicht mehr miteinander gesprochen, was dafür gesorgt hat, dass wir keine Pausen mehr zusammen verbracht haben.

Da war Ben mit wechselnder, weiblicher Begleitung, Owen hinter Büchern und Lauren und ich mit einem großen Fragezeichen auf dem Kopf.

Ben war eine Zeit lang wortkarg mir gegenüber, aber nach ein paar Abenden mit dem Fahrrad hat sich das Verhältnis zwischen uns wieder normalisiert. Auch wenn ich mich manchmal frage, ob dieser Blick auf dem Ball mir galt oder ob ich mir das nur eingebildet habe.

An einem der letzten Abende vor unserem Abschluss habe ich uns eine Flasche Tequila organisiert. Ich hole Ben von zu Hause ab und wir fahren auf einen leeren Parkplatz zwischen unseren Wohnorten. Die Sonne geht unter und ich hole den MP3-Player mit kleinen Boxen aus meinem Rucksack.

Wir wollten das eigentlich alle zusammen machen: Lauren, Owen, Ben und ich. Aber am Ende sind nur noch wir zwei geblieben.

Ich mache die Boxen an und wir legen uns auf die Rastbänke, um in den Himmel zu gucken und uns wieder von unseren Träumen zu erzählen.

»Willst du nicht mehr zurück nach New York, Füchschen?« fragt er in das Grillenzirpen. »Doch schon. Aber ich glaube, um wirklich was zu bewegen, sollte ich ein bisschen mehr können. Ich mache das Studium fertig und dann geht's los.«

Der Tequila fließt gut an diesem Abend. Zu gut.

Ich stehe irgendwann auf und beginne zu tanzen, Ben erhebt sich träge und beginnt mit mir zusammen zu tanzen.

Seine Hände liegen auf meiner Hüfte und wir bewegen uns im gemeinsamen Rhythmus zur Musik. Es fühlt sich so normal an, als hätte es schon immer so sein müssen. Ich spüre durch mein Shirt Bens Daumen, der hauchzart Kreise an meiner Hüfte zieht. Es kribbelt und mein Bauch zieht sich zusammen. Aber ich versuche mir nichts anmerken zu lassen.

Ich tanze weiter und Ben tut es mir gleich bis zu dem Moment, als die Musik beginnt zu stottern. Dieser verdammte Wackelkontakt.

Ich will zur Box laufen, stolpere und lande in Bens Umarmung.

Ich weiß nicht, wie lange er mich so hält. Aber ich weiß, dass sich in mir ein Knoten gelöst hat. Ich kann weder mich noch ihn weiter anlügen.

»Ich bin so verknallt in dich, Ben!« rutscht es lallend aus mir heraus.

Und ich sehe, wie sich seine Augen weiten. Sein Mund öffnete ich leicht, um etwas zu sagen, aber ich lege ihm meine Finger auf seine weichen Lippen. »Schsch... Ich bin so verknallt in dich, dass ich dich jetzt hier und nirgendwo anders haben will!«

Als ich mich aus seiner Umarmung aufrichten will, wird mir schwindelig und ich rutsche zurück in seine Arme.

Ben seufzt schwer, er hebt mich hoch - so muss sich fliegen anfühlen.

»Füchschen, halt den Mund«, knurrt er, ich dämmere weg und irgendwann merke ich, wie ich auf einer weichen Matratze liege und er mir die Schuhe auszieht.

Ich räkle mich auf dem Bett und bitte ihn, mich anzufassen. Aber dann fallen mir die Augen zu. Ich bekomme nur noch mit, wie er mir die Haare aus dem Gesicht streift, mir einen Kuss auf die Stirn haucht und flüstert:

»Irgendwann.«

Am nächsten Morgen habe ich alles vergessen. Ich habe einen dicken Schädel und Ben holt mich provokant grinsend auf dem Weg zur Schule mit dem Fahrrad ab.

Wir schaffen alle einen guten Abschluss.

Owen geht nach Stanford und Ben wurde an einer Schauspielschule in L.A. angenommen.

***

» Ob Ben sich an ihre Anmache auf dem Parkplatz erinnert? 😏

IrgendwannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt