Kapitel 6

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Hey, ihr Lieben!

Wer hat das Spiel gegen Spanien gesehen? Ich konnte kaum hinschauen, was für ein Arbeitssieg! Mir fehlen ein bisschen die Worte für die Leistung einiger Spieler. Zur Feier des Tages gibt es heute schon das nächste Kapitel

Viel Freude beim Lesen und ich freue mich auf eure Rückmeldungen.

Liebe Grüße

Melinah

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Nebeneinander traten Juri und Tess aus dem Hotel in die kalte Nachtluft. „Links oder rechts herum?", fragte Tess und Juri schlug den Weg nach links ein. Er hatte die Hände tief in den Jackentaschen vergraben und ihm war kalt. „Juri, ich..." Tess seufzte. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll." Er sah sie von der Seite an. „Ich auch nicht, obwohl ich tausend Gedanken im Kopf habe." „Es tut mir leid, dass es so gelaufen ist. Wir müssen jetzt irgendwie mit dieser Situation klarkommen." „Seit wann wusstest du, dass du als Psychologin zur Nationalmannschaft kommen würdest?" Tess sah zu ihm auf. „Ich habe es im November erfahren." „Und du wusstest nicht, dass ich ein Teil dieser Mannschaft bin?" „Nein! Juri... Wie kommst du denn darauf?" „Es fällt mir schwer, das zu glauben." Sie runzelte die Stirn. „Du wolltest nie mit mir über deinen Beruf sprechen und du wolltest auch nie, dass ich dir was davon erzähle." „Ja, weil..." „Jeder Job seine Vorurteile mitbringt? Was ist denn das für eine Begründung?", unterbrach er sie. „Wie hättest du reagiert, wenn ich dir gesagt hätte, dass ich Psychologin bin?" Er zuckte mit den Schultern. „Ich habe damit schon mehrfach schlechte Erfahrungen gemacht. Die Menschen denken sehr oft, dass man sie die ganze Zeit analysiert. Das, was wir hatten, war so verdammt gut, dass ich auf keinen Fall wollte, dass du so denkst." „Was hätte es geändert, wenn wir gewusst hätten, dass wir miteinander arbeiten?" „Es ändert jetzt alles, Juri!" „Wieso?" Tess blieb stehen. „Der DHB wird nicht gerade begeistert sein." „Ach komm schon, Tess! Es gibt sicher Möglichkeiten, das zu regeln." „Selbst wenn! Du bist jetzt einer meiner Klienten und mein Berufsethos verbietet es mir, etwas mit jemandem anzufangen, den ich behandle." „Behandeln? So nennst du das?" „Du weißt ganz genau, was ich meine." Unzufrieden sah er sie an. „Wenn rauskommt, dass wir Sex hatten, dann kann das für mich weitreichende Folgen haben." Tess fuhr sich durch die Haare. „Wirklich?" „Ja, natürlich!" „Aber zu dem Zeitpunkt, als wir miteinander geschlafen haben, wusstest du noch nicht, dass du mit mir arbeiten wirst. Zumindest, wenn das die Wahrheit ist." „Das ist die Wahrheit!" „Rettet dich das nicht?" „Ja, schon. Und genau deswegen ist es jetzt auch vorbei. Es darf einfach nicht sein, Juri. Ich habe Alfred darüber informiert und ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird, dass noch mehr Leute davon erfahren." „David weiß es." „Was?" „Er ist mein bester Freund, ich muss doch mit jemandem darüber reden dürfen." „Ja, natürlich." Tess war froh über diese Information. Mittlerweile waren sie weitergegangen. „Wie machen wir denn jetzt weiter?", fragte Juri. „Alles, was zwischen uns war, ist vorbei und wird nicht wieder vorkommen." Erschrocken sah er Tess an. „Was?" „Es kann nicht gutgehen. Ich will diesen Job gern machen und das geht nur, wenn zwischen uns die Linie klar ist." Sie näherten sich wieder dem Hotel. „Für mich ist die Linie klar, Tess. Ich..." „Bitte sag es nicht", unterbrach sie ihn, denn sie wusste ganz genau, was er sagen wollte. „Wir zwei werden miteinander arbeiten. Es darf keine Unterschiede zu den anderen Spielern geben. Ich wünsche mir wirklich einen normalen Umgang. Ich will für dich genauso da sein, wie für die anderen. Als Teampsychologin." „Tess, tu das nicht." „Ich hab keine Wahl." „Es gibt doch immer eine Wahl." „Nicht, wenn wir beide unsere Jobs hier machen wollen." Er hielt sie am Arm fest. „Hat dir das alles zwischen uns nichts bedeutet?", fragte er. Tess antwortete nicht und sah ihn einfach nur an. Er kam näher und sie widerstand dem starken Drang, ihn zu küssen. „Sieh mir in die Augen und sag mir, dass es nur Sex war." „Bitte zwing mich nicht dazu", sagte sie leise. „Du kannst es nicht und das sagt mir alles." „Juri, du musst mich verstehen. Es darf nichts zwischen uns sein und alles, was war, darf nichts bedeuten." Es fiel ihr wahnsinnig schwer, diese Worte auszusprechen und sie sah, wie Juri blass wurde. „Es bedeutet mir aber etwas, Tess. Ich habe mich in dich verliebt und ich will, dass mehr daraus wird." Tess schloss die Augen und unterdrückte die aufsteigenden Tränen. „Es geht nicht, Juri. Und es tut mir so wahnsinnig leid!" „Gib uns nicht auf, Tess. Bitte... Das mit uns..." „Das mit uns hat doch noch gar nicht richtig angefangen." Ihre Worte waren fast nur noch ein Flüstern. Juri stiegen die Tränen in die Augen und Tess konnte es kaum ertragen, ihn so zu sehen. „Bitte nicht, Tess... Opfere uns nicht. Bitte..." Sie schüttelte den Kopf und er ließ sie los. Eine Träne lief ihm über die Wange. Langsam wich sie zurück. „Es tut mir leid, Juri. Wirklich." Mit diesen Worten drehte sie sich um und er ließ sie gehen. Juri sah der Frau nach, die ihm in so kurzer Zeit so sehr ans Herz gewachsen war und war unfähig, sich auch nur einen Schritt zu bewegen. Er konnte nicht glauben, dass sie keine Chance für sie beide sah. Tränen liefen ihm ungehindert über die Wangen und er setzte sich auf eine Bank vor dem Hotel.

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