Kapitel 16

117 11 1
                                    

Hey ihr Lieben :)
Der Plan ist, hier nun hintereinander weg die restlichen Kapitel dieser Geschichte hochzuladen. Deswegen geht's ohne lange Vorrede los.
Viel Freude und bis bald!
Melinah
-----

Am Abend vor dem letzten Spiel gegen Schweden führte Tess wieder viele Gespräche. Es ging um Platz 3 bei dieser EM und gleichzeitig um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris in diesem Jahr. Dieses Mal wurde es allerdings nicht so spät, denn die gemeinsame mentale Einheit hatte vielen sehr gutgetan. Nach dem letzten Gespräch telefonierte Tess mit Mika und berichtete ihm von den neusten Entwicklungen. „Wow, so kenne ich dich gar nicht", meinte er nur, als sie ihm alles vom Abend vorher erzählt hatte. „Ich kenne mich ja selber so nicht. Juri bringt mich dazu, alles über Bord zu werfen. Eigentlich müsste ich diese Beziehung konsequent unterbinden, weil es einfach nicht richtig ist. Es ist ganz egal was auf dem Papier steht." „Tess, jetzt beantworte mir mal ein paar Fragen, okay?" Sie hörte, wie er seufzte. „Als ihr euch kennengelernt habt, wusstest du da, dass du mit ihm arbeiten würdest?" „Nein", antwortete sie. „Hast du in der Zeit der EM mit ihm geschlafen?" „Natürlich nicht, Mika! Was soll denn diese Frage?" „Was genau ist denn dann dein Problem? Du warst zu allen ehrlich, hast dich sofort bei Alfred erklärt und auch dem DHB die Situation offengelegt. Meiner Meinung nach hast du dich vorbildlich verhalten und alles richtig gemacht. Sowohl von dort als auch von deinem komischen Psychologen Verband Dingens, hast du das Okay für eine Beziehung, solange sie erst nach der EM startet und für die Psychologensituation Lösungen gefunden werden. Wenn ich dir so zuhöre, entsteht der Eindruck, du willst es am Ende gar nicht zulassen." Tess schwieg, er hatte einen wunden Punkt getroffen. „Er hat dir jetzt schon ein paar Mal gesagt, dass er dich liebt, du hast ihn trotz allem gestern bei dir schlafen lassen. Für mich ist die Sache damit ganz klar. Du liebst ihn auch. Aber du willst es nicht zugeben, weil du Angst um deine Zukunft und die Außenwirkung hast. Ist es nicht so?" „Ja", sagte Tess leise. „Theresa, spiel nicht mit ihm! Ihn zu lieben lässt dich nicht verlieren, sondern gewinnen! Mach die Augen auf, lass deine Gefühle zu. Du darfst so für ihn empfinden und niemand wird es dir verbieten. Du musst auch nichts befürchten, denn es ist alles in Ordnung, es ist alles geklärt. Jetzt lass ihn endlich in dein Herz." Tess schloss die Augen und atmete durch. „Dort ist er doch schon längst." „Dann lass es zu! Warum kämpfst du immer noch dagegen?" Mika war schon immer knallhart ehrlich zu ihr gewesen und Tess wusste, dass er absolut Recht hatte. „Ich weiß es nicht." „Dann sage ich es dir. Du versuchst so krampfhaft, alles richtig zu machen, dass du dich dabei manchmal selbst vergisst. Dass du in deinem Job fantastisch bist, muss ich dir nicht sagen, das wissen wir alle, aber du bist auch nur ein Mensch, Tess! Du musst deine eigenen Gefühle nicht für diese Männer oder deinen Job hintenanstellen. Ganz im Gegenteil, du musst als gutes Beispiel vorangehen. Du sagst immer allen, dass sie zu sich selbst ehrlich sein sollen, jetzt sei du es auch! Es ist nicht mehr nötig, irgendjemanden beeindrucken zu wollen, denn das hast du schon längst. Ich glaube, dass diese Jungs zutiefst beeindruckt von dir sind, ich bin es jedenfalls." Tess stiegen Tränen in die Augen. „Niemand außer dir hätte diesen Job so machen können! Du bist die einzige Frau in dieser großen Gruppe von Männern und wenn man dem glaubt, was du erzählst und was sie in der Presse über dich sagen, dann hast du alles absolut richtig gemacht." Tess wusste, dass es auch über sie in der Presse einiges gab. Nicht nur einmal hatten die Jungs sie in Interviews erwähnt. Doch genauso, wie die Spieler es machten, vermied auch sie es, irgendetwas zu lesen. „Sie können auch gar nicht anders, als dich zu lieben. Ich denke, du hast ihnen sehr viel gegeben, jetzt ist es Zeit, dass du etwas zurückbekommst. Und wenn das Juris Liebe ist, dann nimm sie an. Du hast es verdient, Süße." „Ach ja? Wodurch habe ich mir das verdient? Ich habe in den letzten Wochen nichts für ihn getan." „Doch, das hast du! Siehst du nicht, wie sehr du ihm durch diese anstrengende Zeit geholfen hast? Du bist es, die ihn aufgebaut hat und zwar mit jedem einzelnen Gespräch, mit jeder mentalen Einheit und mit deiner Anwesenheit bei den Spielen. Ihn und all die anderen. Du bist sogar extra eher von deiner Konferenz zurückgefahren, hast dich krank an den Spielfeldrand gestellt und ständig bis tief in die Nacht gearbeitet, damit es ihnen gut geht. Aber wie du es selbst immer sagst, auch dir muss es dabei gutgehen. Du hast Juri geholfen, jetzt darf er dir helfen." Mittlerweile stand Tess auf dem Balkon und sah in die Dunkelheit. Mika seufzte. „Mach dich nicht kleiner als du bist, Tess. Du hast so viel getan, auch wenn du es vielleicht anders empfindest. Aber du wirst mit ein bisschen Abstand auch sehen, wie wertvoll du für diese Mannschaft warst. Es ist dir schon immer schwergefallen, das zu erkennen." Er lächelte, als er das sagte. „Danke, Mika", sagte Tess nach einer Weile. „Manchmal muss man echt knallhart zu dir sein." „Ich weiß und ich bin dir dankbar dafür." „Außerdem habe ich Recht." Nun musste Tess grinsen. „Ja, allerdings. Mir fehlt einfach noch dieses Sicherheitsgefühl, weißt du?" „Ja, ich verstehe, was du meinst. Das kann sich aber nicht entwickeln, wenn du es nicht zulässt. Gib ihm doch die Chance, dir dabei zu helfen. Ich kenne dich schon so lange und so gut, ich weiß genau, was du für ihn empfindest und es gefällt mir." „Wow, das hast du noch nicht oft gesagt." „Ich weiß... Und ich kenne ihn noch nicht einmal." Dass Mika jetzt schon so positiv über Juri dachte, beruhigte Tess ungemein. Er hatte bisher immer Recht gehabt mit seinen Einschätzungen der Männer, mit denen Tess zusammen gewesen war. Sie wollte ihm Juri unbedingt vorstellen. „Ich hoffe sehr, dass du ihn mir bald vorstellst", sagte ihr bester Freund in diesem Moment und sie lachte leise. „Ich auch, Mika." „Und jetzt schlaf eine Nacht drüber, ich bin mir sicher, dass du morgen schon etwas klarer über die ganze Sache denkst. Zweifle nicht daran, dass das zwischen euch gut sein kann und gut sein darf. Lass es zu, dass er dich liebt und vor allem, lass deine eigenen Gefühle zu. Du musst sie nicht unterdrücken", fasste er das ganze Gespräch noch einmal kurz zusammen. „Ich danke dir, Mika." „Ich liebe dich, Tess." „Ich dich auch. Und Henry natürlich, bitte sag ihm das!" Mika lachte. „Werde ich. Gute Nacht, Tess. Schreib mir morgen." „Mache ich. Gute Nacht." Er drückte die Taste schneller als sie und sie trat zurück in ihr Zimmer. Es klopfte und ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es noch vor Mitternacht war. Als sie öffnete, stand niemand vor der Tür. Doch als sie nach links sah, entdeckte sie Juri, der gerade auf dem Flur wieder zurücklief. „Juri." Er drehte sich um und sah sie an. Tess ging einen Schritt zur Seite und er kam zurück. „Ich..." „Du hast ungefähr eine halbe Stunde überlegt, ob du kommst oder nicht?", fragte sie. „So ähnlich, ja." Er betrat ihr Zimmer und sah sie fragend an. „Hast du geweint?" Seine Stimme klang sanft. „Ein bisschen. Aber du musst dir keine Sorgen machen, es ist sehr befreiend und hat mich weitergebracht." Juri legte den Kopf schief. „Warum hast du geweint?" Tess überlegte und entschied sich dann, einfach weiterhin ehrlich zu sein. „Weil ich unsere Situation schwierig finde und immer noch Angst habe. Weil ich dir gern sagen würde, wie ich wirklich fühle, mir aber nach wie vor die Hände gebunden sind und weil..." Er unterbrach sie, indem er sie an sich zog und küsste. „Du musst jetzt nichts mehr sagen, Tess." Sie kuschelte sich in seine Arme und atmete seinen Geruch ein. Er roch gut, einfach nach Juri. „Ich bin müde", sagte sie leise. „Ich auch." Er strich ihr liebevoll über das Haar und sah sie an. „Darf ich bei dir schlafen?" Tess nickte und kurz darauf kuschelten sie sich im Bett aneinander. Mika hatte mit allem, was er am Telefon gesagt hatte, recht gehabt und Tess beschloss, es zuzulassen. Sie wollte Juri in ihrem Leben und wollte versuchen, sich von ihren negativen Gedanken zu lösen. Als hätte er gespürt, dass sie nachdachte, legte Juri seinen zweiten Arm um sie und zog sie noch näher an sich heran. Tess fühlte sich unglaublich wohl mit ihm und in seinen Armen einfach nur geborgen. So schlief sie relativ schnell ein. Juri atmete ruhig und entspannt. Neben ihr fiel ein großer Teil der Anspannung von ihm ab und er schlief viel besser als in den letzten Wochen.

Das mit uns...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt