Kapitel 14

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Hi, ihr Lieben!
Ich schaffe es jetzt endlich, mich hier wieder zu melden. Es ist ja so einiges passiert! Diese Olympischen Spiele waren auf so vielen Ebenen verrückt und schön und und und... Das Finale haben die Jungs verloren, aber sei's drum. Haken wir dieses bescheidene Spiel ab und feiern sie für Silber! Was für eine wahnsinnig gute Leistung!!
Hier geht es jetzt weiter mit Juri und Tess. Im letzten Kapitel hat es gekracht, nun klären sie mal so halbwegs ihre Situation. Viel Freude beim Lesen und bis bald!
Melinah
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Juri wachte wie gerädert auf. In seinem Kopf hämmerte es und sein Hals kratzte. Sofort wanderten seine Gedanken zu Tess. Er musste dringend mit ihr sprechen und sich entschuldigen. Als er zur Seite sah, bemerkte er, dass David nicht mehr in seinem Bett war. Im Bad war er auch nicht und als er auf die Uhr sah, wusste er auch, warum. Es war schon dreiviertel neun und jetzt musste er sich beeilen, um pünktlich zum Frühstück zu kommen. Schnell stand er auf, ging unter die Dusche und kam zwei Minuten nach neun unten an. Die noch feuchten Haare hatte er nur gekämmt und offen gelassen. „Guten Morgen", sagte er leise und setzte sich an seinen Platz. David stellte ihm einen Kaffee vor die Nase. „Danke." „Geht's dir gut?", fragte er. „Geht so." „Du duschst morgens nur, wenn es dir nicht gut geht." „Ich hatte schon bessere Tage." „Tess kommt nicht zum Frühstück", meinte David noch und setzte sich. Juri starrte nur auf seinen Teller. Heute sollte es eine gemeinsame Trainingseinheit in der Halle geben und er musste sich jetzt dringend zusammenreißen. Als sich der Frühstücksraum so langsam leerte, stellte Juri einen Früchteteller zusammen und nahm einen Kaffee für Tess mit. Kurz darauf klopfte er. Als Tess die Tür öffnete dachte er, sie würde sie ihm direkt vor der Nase wieder zuschlagen, doch sie ging wortlos zur Seite und ließ ihn rein. „Ich hab dir Obst mitgebracht", nuschelte er leise und stellte den Teller ab. „Danke", sagte sie und nahm die Kaffeetasse. „Setz dich." Sie deutete auf die Sessel und Juri war sich unsicher, was er von dieser Situation halten sollte. Tess nahm gegenüber Platz mit dem Obstteller in der Hand. „Welche Art von Gespräch wird das hier?", fragte sie. „Ähm... Ein privates, falls du das meinst." Sie nickte. „Okay. Dann fange ich an." Juri wurde in seinem Stuhl etwas kleiner und hatte regelrecht Angst vor dem, was jetzt kommen würde. „Du hast gestern in der Kabine meine ganze Zukunft riskiert. Ich hab dir in den letzten Wochen immer wieder gesagt, dass zwischen uns nichts sein darf. Das hast du gestern ignoriert und bewusst in Kauf genommen, dass unsere Vergangenheit für mich Konsequenzen hat. Für dich wird es niemals das gleiche bedeuten, wie für mich. Der DHB kann mich bei der übergeordneten Stelle melden, wegen Missbrauch meiner Stellung in dieser Mannschaft, wegen Verstößen gegen die Berufsordnung und unangemessenem Verhalten. Dabei ist es ganz egal, ob wir aktuell in einer Beziehung sind oder nicht. Auf gewisse Weise waren wir es, auch, wenn es nur Sex war." Juri runzelte die Stirn. Ihre Worte trafen ihn hart und taten verdammt weh. „Es war nicht nur Sex", murmelte er. „Ich könnte meine Zulassungen verlieren und meinen Job nicht mehr machen. Ich bin mitten in der Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin, damit ich Patienten behandeln darf. Mein Studium und diese Ausbildung wären umsonst gewesen. Alles, wofür ich in den letzten Jahren wirklich hart gearbeitet habe, wäre mit einem Mal weg. Dann stehe ich ohne Job und ohne Perspektive da." Juri senkte den Kopf, ihm wurde bewusst, was seine Worte auslösen könnten. Tess stellte den Teller weg und beugte sich nach vorn. „Du sagst, du liebst mich?" Er sah auf und nickte vorsichtig. „Dann erwarte ich von dir, dass du dich ab sofort absolut zurückhältst. Du sprichst mit niemandem mehr über uns und wir zwei begegnen uns auf professioneller Ebene, ist das jetzt klar?" Juri nickte und schon wieder stiegen ihm Tränen in die Augen. „Es tut mir leid, Tess. Ich hab gestern nicht nachgedacht und einfach impulsiv gehandelt. So bin ich manchmal..." „Das weiß ich. Und du bist gut so, wie du bist, Juri." Er sah sie an und sie hätte ihm am liebsten die Tränen von den Wangen gewischt. „Was war das gestern für ein Gespräch mit Axel, Oliver und Alfred?", fragte er vorsichtig. „Sie wollten von mir wissen, was zwischen uns läuft. Ich habe ihnen die Situation erklärt." „Und... Wie geht es jetzt weiter?" Er traute sich kaum, sie anzusehen. Tess überlegte sich ihre Antwort gut. Sie hatte am Morgen bereits weitere wichtige Telefonate geführt und wägte ab, was sie Juri davon erzählen wollte. „Der DHB wird mich nicht melden und es gibt auch keine Vorschriften bezüglich Beziehungen zwischen Spielern und Betreuern." Ihr Blick wurde sanfter. „Juri... Bitte sieh mich an." Es fiel ihm schwer, doch er hob den Kopf und sah ihr in die Augen. „Ich habe sowohl mit der Führungsebene des DHB als auch mit meiner übergeordneten Stelle telefoniert und alles offengelegt. Auf dem Papier bist nicht du persönlich mein Klient, sondern die Deutsche Handballnationalmannschaft der Herren, inklusive ihrer Trainer und Teambetreuer. Wir hatten vor dem Start meiner Tätigkeit ein Verhältnis und zu keinem Zeitpunkt währenddessen. Das kannst du bestätigen und einige der anderen auch. Damit bin ich auf der sicheren Seite, solange wir beide nicht bis zum 28. Januar knutschend erwischt werden." Juri wunderte sich, wo kam plötzlich dieser seltsame Humor her? „Was danach passiert, ist nicht mehr relevant. Ich muss mir nur im Klaren darüber sein, wie es für mich hier weitergehen soll." „Ich glaube, ich verstehe nicht, was du meinst." „Der DHB würde eine Beziehung zwischen uns dulden, so wie auch mein übergeordneter Verband. Allerdings unter der Bedingung, dass ich dich nicht als meinen Klienten betreuen darf." „Und das bedeutet?" „Das bedeutet, dass der DHB den Bericht nach der EM abwartet und dann entscheidet, ob er mich behält und einen zweiten Psychologen mitschickt, oder mich von meiner Aufgabe hier entbindet." Juris Augen wurden größer. „Im Ernst?" Tess nickte. „Ja. Was aber nicht heißt, dass sich jetzt alles für uns ändert. Ich muss mir selber ganz genau überlegen, was ich will und mir vorstelle. Und es ist wichtig, dass zwischen uns alles rein professionell bleibt..." Juri sah sie stirnrunzelnd an. „Zumindest bis die EM vorbei ist." Sein Herzschlag beschleunigte sich. „Und danach?" „Danach können wir uns überlegen, wie es für uns weitergeht. So, das war es von meiner Seite, jetzt du." Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee und sah ihn erwartungsvoll an. „Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte uns niemals verraten dürfen. Aber ich war aufgebracht und da passieren mir manchmal Fehler. Es tut mir aufrichtig leid, Tess. Ich bin sehr froh, dass sich gerade alles zum Guten wendet. Es ist wirklich eine Erleichterung, das alles zu hören und ich hoffe, dass es für dich keine weiteren Konsequenzen hat. Obwohl wir uns erst so kurz kennen, habe ich das Gefühl, dass zwischen uns alles stimmt. Ich liebe dich, Theresa und ich will mit dir zusammen sein. Wenn es nötig ist, dass ich mich dafür noch ein paar Tage zusammenreiße, dann werde ich es tun. Auf keinen Fall werde ich noch einmal irgendetwas riskieren." „Danke, Juri." Sie stellte ihre Tasse ab. „Ich darf dir leider nicht sagen, was ich wirklich für dich empfinde, denn das würde alles zunichte machen, was ich gerade für uns erkämpft habe. Aber sobald diese EM vorbei ist, werden wir noch einmal miteinander sprechen, ist das okay für dich?" „Ja", nickte Juri. „Mehr als okay." Er atmete tief durch und Tess spürte seine Erleichterung. Sie war selbst erleichtert. Gern würde sie den Job beim DHB weiterhin machen, auch mit einem zweiten Psychologen zusammen. „Jetzt entspann dich, Juri", sagte sie. „Mach dir über das alles keinen Kopf mehr und konzentriere dich auf die letzten Spiele. Sie werden hart und sie sind wichtig. Zwischen uns ist alles gut und vorerst auch alles geklärt. Versprich mir, dass du dich jetzt auf den Handball konzentrierst." „Ich bemühe mich. Und ich danke dir, Tess." Sie lächelte ihn an und nahm sich ihren Obstteller.

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