Drei Wochen der Geduld

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- Antara Black, die Erbin der schwarzen Dynastie, und Mattheo Riddle, der Bruder von Tom Riddle, sind den Weg zum Turm von Astravern näher, als gedacht. Doch bis zu den Ferien, die ihnen die Freiheit boten, nach Wales zu reisen, blieben noch drei Wochen voller Prüfungen und Vorbereitungen -


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Die Entdeckung der Karte zum Turm von Astravern ließ mein Herz vor Aufregung schneller schlagen. Die Vorstellung, dass dort Antworten auf die Fragen meiner Familie und meiner Herkunft warteten, erfüllte mich mit einer unstillbaren Neugier. Doch Mattheo und ich mussten uns in Geduld üben. Die nächste Möglichkeit, Hogwarts zu verlassen und nach Wales zu reisen, boten die Weihnachtsferien. Drei Wochen – eine halbe Ewigkeit, in der wir die Schule und die Erwartungen, die sie an uns stellte, nicht ignorieren konnten.

„Drei Wochen sind nichts", sagte Mattheo, als wir uns am nächsten Morgen im Gemeinschaftsraum von Slytherin trafen. Seine Stimme war ruhig, aber in seinen Augen lag ein spitzbübisches Glitzern, das ihn noch faszinierender machte. „Wir nutzen die Zeit, um uns vorzubereiten. Der Turm läuft nicht davon, Black."

Ich nickte, auch wenn die Ungeduld in mir wuchs. „Die Prüfungen stehen vor der Tür", sagte ich und versuchte, mich auf die bevorstehenden Aufgaben zu konzentrieren. „Wir müssen sicherstellen, dass wir gut abschneiden. Es wäre verdächtig, wenn wir plötzlich unsere Noten vernachlässigen."

Mattheo grinste leicht und beugte sich etwas zu mir herüber. „Du bist eine echte Muster-Schülerin, Antara", sagte er, seine Stimme ein sanftes Spott. „Aber ich mag es, dass du so gewissenhaft bist. Es macht es umso spannender, dich aus der Fassung zu bringen."

Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. „Und ich mag es, dass du immer ein Risiko eingehst, Mattheo", erwiderte ich und bemerkte, wie mein Herz bei seinen Worten schneller schlug. „Aber wir sollten uns zusammenreißen. Wenigstens für die nächsten Wochen."


***


Die folgenden Tage waren ein Strudel aus Lernen und Vorbereitungen. Professor Selwyns Unterricht wurde intensiver, die Fragen kniffliger, die Themen komplexer. Die gesamte Schule schien von einer Aura der Anspannung erfüllt zu sein, während Schüler sich in die Bibliothek drängten, um die letzten Wissenslücken zu füllen. Ich verbrachte ebenfalls Stunden über Büchern, Schriftrollen und Notizen, die Themen durchgehend im Kopf wälzend. Mattheo war oft an meiner Seite, ein ständiger Begleiter, der immer wieder interessante Einblicke und Gedanken lieferte, die mir halfen, selbst die schwierigsten Themen zu verstehen. Seine Nähe war beruhigend und aufregend zugleich und ich merkte, wie ich mich mehr zu ihm hingezogen fühlte, als ich es jemals zugegeben hätte.

„Die Prüfungen sind nur ein Hindernis", sagte er eines Abends, als wir uns über unsere Notizen beugten. „Sie sind notwendig, um den Anschein zu wahren. Denk daran, Antara, das wahre Wissen liegt nicht in diesen schrecklichen Büchern. Es liegt im Turm von Astravern."

„Ich weiß", antwortete ich leise und sah auf die Karte, die ich immer bei mir trug. Der Turm, tief in den Hügeln von Wales verborgen, schien ein Geheimnis zu sein, das nur darauf wartete, gelüftet zu werden. „Doch wir müssen geduldig sein. Wir dürfen keinen Verdacht erregen!"

Mattheo nickte, doch ich sah die Ungeduld in seinen Augen. „Geduld war nie meine Stärke, Black", gab er zu.

Seine Worte ließen mein Herz hüpfen, doch ich zwang mich, den Kopf klar zu halten. Die Prüfungen waren wichtig, ein Mittel zum Zweck, um unsere wahren Ziele zu erreichen. Ich konnte es mir nicht leisten, abgelenkt zu sein, nicht jetzt.


***


In den letzten Wochen hatte Lyra zu meinem Bedauern bemerkt, dass ich mich verändert hatte. Eines nachmittags saßen wir zusammen in der Bibliothek, Bücher und Pergament um uns herum verteilt, die für die Prüfung relevant waren, doch ihre Augen waren auf mich gerichtet, nicht auf die Seiten.

„Antara, du bist in letzter Zeit anders", sagte sie schließlich und brach das Schweigen. Ihre Stimme war leise, besorgt. „Du verbringst so viel Zeit mit Mattheo Riddle. Ich mache mir Sorgen um dich."

Ich legte den Federkiel aus der Hand und sah sie an. Lyras braune Augen blickten mich offen an, ihre Stirn leicht in Falten gelegt. Sie war meine beste Freundin, jemand, dem ich immer vertrauen konnte. Doch in letzter Zeit hatte ich mich immer mehr von ihr zurückgezogen.

„Mattheo ist nicht so schlimm, wie alle denken", sagte ich und versuchte, leicht zu klingen. „Er ist... anders. Ja, vielleicht ein bisschen unberechenbar, aber das macht ihn nur interessanter."

Lyra seufzte und schüttelte den Kopf. „Das ist es ja, Antara. Unberechenbar ist gefährlich. Er ist der Bruder von Tom Riddle. Du weißt, was man über seine Familie sagt. Ich will nicht, dass er dich in etwas hineinzieht, das du später bereust."

Ich schluckte, fühlte eine Mischung aus Zorn und Schuld. „Ich weiß, was ich tue, Lyra", sagte ich und versuchte, meine Stimme ruhig zu halten. „Mattheo und ich... wir verbringen nur Zeit miteinander. Mehr nicht. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."

Doch sie gab nicht nach. „Warum erzählst du mir dann nichts über ihn, über euch?", fragte sie leise. „Warum schottest du dich ab von mir? Wir haben immer alles miteinander geteilt. Und jetzt... fühle ich mich, als würde ich dich verlieren."

Ihre Worte trafen mich härter, als ich erwartet hatte. Ich senkte den Blick und fühlte den Schmerz der Wahrheit in ihren Worten. „Es tut mir leid, Lyra", murmelte ich. „Ich will dich nicht ausschließen. Aber... es gibt Dinge, die ich erst verstehen muss, bevor ich darüber sprechen kann."

Lyra schwieg einen Moment, dann nickte sie langsam. „Ich verstehe", sagte sie schließlich. „Aber bitte, sei vorsichtig. Ich will nicht, dass du verletzt wirst."

Ich lächelte schwach und drückte ihre Hand. „Danke, Lyra. Ich werde vorsichtig sein. Versprochen."

Zwei Tage später begannen die Prüfungen und Hogwarts verwandelte sich in ein Meer aus Papier, Pergament und konzentrierten Gesichtern. Die Große Halle wurde in einen riesigen Prüfungsraum umgewandelt und die Schüler saßen an langen Tischen, die Köpfe über ihre Prüfungsbögen gebeugt. Jede Prüfung war eine Herausforderung, ein Test nicht nur des Wissens, sondern auch der Nerven. Doch ich fühlte mich vorbereitet. Die Nächte des Lernens hatten sich ausgezahlt, und ich beantwortete die Fragen mit sicherer Hand. Die Themen reichten von Verwandlungskunst über Zaubertränke bis hin zu Verteidigung gegen die dunklen Künste – und natürlich, alte Magie.

„Antara", flüsterte Mattheo während einer Pause, als wir uns im Innenhof trafen. „Wie läuft es?"

„Gut", antwortete ich und lächelte leicht. „Ich glaube, ich schaffe das. Was ist mit dir?"

Er grinste. „Ich bin nicht der Bruder von Tom Riddle, ohne etwas von ihm gelernt zu haben. Diese Prüfungen sind ein Kinderspiel für mich, auch ganz ohne lernen."

Ich nickte, fühlte jedoch ein unangenehmes Stechen in der Magengrube bei der Erwähnung seines Bruders. Tom Riddle war ein berüchtigter Schüler, ein Name, der in den Fluren von Hogwarts flüsternd genannt wurde. Er hatte Macht gesucht und gefunden, Macht, die ihn auf einen dunklen Pfad geführt hatte. Ich schob die Gedanken beiseite. Jetzt war nicht der Moment, um über die Familie von Mattheo zu grübeln. Die Zeit würde kommen, und dann würde ich verstehen, welche Rolle Mattheo in all dem spielte.

Lyra, die mich und Mattheo beobachtete, trat an uns heran. "Was sagtest du eben, Riddle? Prüfung ohne Lernen wäre ein Kinderspiel?" sie sah Mattheo mit einem finsteren Blick an und verschränkte die Arme vor ihre Brust.

„Was ist dein Problem, wer bist du überhaupt?", fragte Mattheo plötzlich kälter als erwartet, seine Augen fixierten Lyra und das spitzbübische Funkeln, das ich an ihm mochte, war verschwunden.

Lyra ließ sich von seiner Schärfe nicht einschüchtern, stattdessen trat sie einen Schritt näher, ihre Stimme ruhig, aber fest. „Lyra Green, Antaras beste Freundin. Ich mache mir Sorgen um sie. Denn du, Mattheo Riddle, bist vielleicht nicht die beste Gesellschaft für sie."

Ich spürte, wie sich die Spannung zwischen ihnen aufbaute, und trat einen Schritt nach vorne, um die Wogen zu glätten. „Lyra, es ist okay. Wenn Mattheo schummelt ist das seine Angelegenheit, ich tue es nicht. Es gibt keinen Grund zur Sorge."

Mattheo ließ sich nicht beirren. Er schob seine Hände in die Hosentaschen, trat einen Schritt näher und musterte Lyra abschätzig. „Weißt du, Lyra", sagte er mit einem sarkastischen Lächeln, „Antara ist alt genug, um selbst zu entscheiden, mit wem sie Zeit verbringen möchte. Oder braucht sie einen Aufpasser?"

„Ich bin nicht hier, um Antara zu kontrollieren", erwiderte Lyra und ignorierte Mattheos provokanten Ton. „Ich will nur sicherstellen, dass sie nicht in etwas hineingerät, das sie nicht versteht."

„Lyra, hör auf", sagte ich, meine Stimme schärfer, als ich beabsichtigt hatte. „Ich schätze deine Fürsorge, wirklich. Aber ich weiß, was ich tue. Mattheo und ich, wir sind in Ordnung. Bitte vertrau mir."

Lyra sah mich an, ihre Augen spiegelten einen Mix aus Sorge und Enttäuschung wider. „In Ordnung, Antara. Ich will nicht streiten", sagte sie schließlich und warf Mattheo einen letzten, warnenden Blick zu. „Aber ich werde ein Auge auf dich haben, Riddle. Antara bedeutet mir viel und ich lasse nicht zu, dass ihr etwas zustößt."

Mit diesen Worten drehte sie sich um und ging davon, ihre Schultern straff. Ich seufzte leise, fühlte mich zerrissen zwischen meiner Loyalität zu Lyra und meiner wachsenden Bindung zu Mattheo.

„Sie scheint wirklich um dich besorgt zu sein", sagte Mattheo und seine Stimme klang lachhaft, als er sich zu mir wandte. Dann änderte sich sein Gesichtsausdruck „Vielleicht hat sie recht. Ich bin nicht gerade der beste Umgang."

„Das liegt nicht an dir", sagte ich schnell. „Lyra ist einfach... vorsichtig. Sie kennt dich nicht so, wie ich dich kenne."

„Und wie kennst du mich, Antara?" fragte er leise, und in seinen Augen lag etwas, das ich nicht deuten konnte.

Ich hielt seinem Blick stand, meine Stimme fest. „Ich kenne dich als jemanden, der Geheimnisse liebt, genauso wie ich. Jemanden, der Antworten sucht, der sich nicht mit dem Offensichtlichen zufriedengibt. Jemanden, der mich versteht."

Mattheo lächelte leicht und trat näher. „Dann lass uns die Prüfung hinter uns bringen und danach können wir endlich nach Antworten suchen - Antworten, die wir beide wollen", sagte er, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. „Die Prüfungen sind fast vorbei. Danach ist es nur noch eine Frage der Zeit."

Die Erbin der DynastieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt