Thirty-Seven

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Jisung

Die letzten Tage waren anstrengend. Ich saß hauptsächlich mit Channie Hyung und Changbin Hyung im Studio und habe an Songtexten getüftelt bis meine Augen gebrannt haben. Auch die anderen Subunits haben für sich und das neue Comeback trainiert, was im Umkehrschluss bedeutet, dass ich meinen Freund kaum zu Gesicht bekommen habe. Meistens war Minho schon im Bett, wenn ich nach Hause gekommen bin und schon längst außer Haus, wenn mich mein Wecker aus meinem komaartigen Schlaf gerissen hat. Ich lieb's.

So sitze wir also mal wieder im Studio. Ich merke, wie bei mir die Luft raus geht. Ich bin müde, hungrig und will nach Hause. Genau weiß ich nicht, wie lange wir schon arbeiten, was ich aber weiß, ist, dass es zu lange ist, und Minho mich schlagen würde, wenn er wüsste, wie viele Mahlzeiten ich in letzter Zeit vergessen habe, zu mir zu nehmen.

Ein genervtes Seufzen reißt mich endgültig aus meiner Konzentration. Binnie vergräbt frustriert sein Gesicht in den Händen. «Ich krieg hier noch die Krise! Der Beat passt vorn und hinten nicht. Hyung lass' für heute Schluss machen. Wir sind sowieso schon viel zu lange im Entertainment.» Als Antwort bekommt er nur ein abwesendes Summen von unserem Leader; der ist zu sehr in seiner Welt. Changbin und ich mussten ihn in der Vergangenheit schon oft an den Ohren nach Hause schleifen, es ist also nichts Neues, dass er so auf die Musik fokussiert ist, dass er nichts mehr um sich herum mitbekommt. Dass das nicht gesund ist, muss ich nicht sagen, das wissen wir alle. Geändert wird trotzdem nichts an unserem Arbeitsverhalten.

«Hyung», quengelt Binnie, aber es ist zwecklos. Neben Chan könnte eine Bombe einschlagen und er würde es nicht mitbekommen. Genauso wenig beachtet er unsere Member, die in diesem Moment ins Studio platzen.
«Guys, lasst uns nach Hause gehen. Ich kann nicht mehr.» Felix sieht müde aus und hält Hyunjin in den Armen, dem immer wieder die Augen zufallen. «Ich spüre meine Beine nicht mehr. Lixie trage mich.»

«Kommt nicht in Frage. Ich kann selber kaum noch stehen. Danke dafür, Minho.»

«Ach, stellt euch nicht so an», mein Freund verdreht die Augen und gibt mir einen Kuss auf die Schläfe. «Hallo Jagie-ah.»

«Hey.» Ich schaue ihn verliebt an. Wie kann man nach so einem langen Tag so gut aussehen, ich verstehe es nicht.
«Ich glaube, ich habe meine Stimme verloren», meldet sich Innie röchelnd zu Wort. «Ja, Vocaltraining war anstrengend und lang», bestätigt Seungmin und lehnt sich an Changbin oder eher lässt sein Gewicht auf den Rapper fallen.

Mein Magen gibt ein Grummeln von sich. Doch bevor ich diesem eine Stimme geben kann, erwacht Chan aus seiner Blase.

«All right», er streckt sich und lässt seine Gelenke knacken. Erst jetzt scheint er die anderen zu bemerken. «Oh, hey kids. Ist jeder-» Doch er wird von uns unterbrochen.

«-quasi Tot?» (Seungmin),
«-genervt von der Arbeit?» (Changbin),
«-hungrig?» (Ich),
«-erschöpft?» (Felix),
«Mir fallen die Füße ab!» (Hyunjin),
«Hyung, ich will nach Hause!» (Jeongin)
Channie Hyung blinzelt uns verdattert an.
«-mit der Arbeit fertig ... Jezz, geht's euch gut?»

~

Im Dorm angekommen, hätte ich vor Erleichterung beinahe geweint, so froh war ich, dass wir wieder zu Hause sind. Das Einzige, was ich jetzt noch möchte, ist duschen, etwas essen und mich dann an Minho kuscheln und einfach gar nichts mehr machen.

Bevor sich irgendwer vordrängeln kann, flitze ich in eines der Badezimmer. Das warme Wasser entspannt meine Muskeln und lässt mich aufatmen. Lange kann ich aber nicht in meinem kleinen Paradies verweilen, da die anderen auch die Spuren des heutigen Tages von sich waschen wollen. Und daran erinnern sie mich auch durch lautes und penetrantes Klopfen. «Ji, wie lange brauchst du noch?» «Bin gleich fertig, Lix.» Seufzen stelle ich das Wasser ab. Das war eine kurze Freude.

Broken BirdsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt