Twenty-Six

111 7 99
                                    

Minho

Die letzten Tage waren wohl die aufregendsten Tage meines Lebens. Seit Sungie und ich abgemacht haben, unsere Freundschaft-Plus-Beziehung geheim zu halten, fühle ich mich wie in diesen kitschigen K-Drama Filmen. Wir schleichen uns heimlich weg, treffen uns, küssten uns in allen möglichen kleinen Nischen, wo uns niemand sehen kann. Kein Ort wird von uns begnadet und Sungie fallen echt viele Verstecke ein, was mich an anderen Tagen beunruhigen hätte. Ich fühle mich aber so lebendig wie schon lange nicht mehr und in der Zeit, welche ich mit Jisung verbringe, werden meine Gefühle für meinen besten Freund immer wie stärker. Hätte mir vor einem halben Jahr jemand gesagt, dass ich mit ihm eine Freunde-mit-gewissen-Vorzügen-Beziehung eingehen würde, hätte ich demjenigen den Vogel gezeigt und ihm geraten, schleunigst sein Gehirn auf ein Schleudertrauma überprüfen zu lassen.

Nur zu gern erinnere ich mich daran zurück, wie Sungie und ich das erste Mal nach unserem Beziehungs-Upgrade sturmfrei hatten. Wir haben seine Lieblings K-Drama Serie Love in the Air angeschaut, Popcorn und sonstige ungesunde Snacks gegessen – Sungies Meinung nach gibt es sowas nicht – und gekuschelten. Wir haben einfach das Präsens des anderen genossen. Mein Klammeräffchen lag in meinen Armen und war wie immer vertieft in die Handlung, ich dagegen konnte mich eher weniger auf die Serie konzentrieren, dafür war ich zu sehr damit beschäftigt seine Gesichtszüge zu studieren und ihn zu streicheln. Irgendwann konnte ich mich dann nicht mehr zurückhalten und habe angefangen kleine Liebkosungen auf seiner Haut zu hinterlassen. Ihm schien das zu gefallen, was mich ermutigte ihn in einen Kuss zu verwickeln. Es war berauschend und süchtig machend. Leider haben wir dadurch ganze zwei Folgen verpasst, beschweren möchte ich mich deswegen aber nicht. Sungie sah nach unserer Knutscherei    so schön und sexy aus mit seinen rosigen Backen, dass ich ihn am liebsten vernascht hätte – also ein bisschen habe ich das auch, die Knutschflecken trägt er immer noch als Beweis mit sich spazieren.

Was mir aber Sorgen macht, ist mein eigener Zustand. Ich bin in den letzten Tagen öfters rot geworden, als mir lieb ist und ich zählen kann. Und das meistens in der Gegenwart der anderen. Sugies bloße Anwesenheit oder der Gedankt an ihn genügen, um meine Körpertemperatur ansteigen und meine Wangen rot anlaufen zu lassen. So kenne ich mich gar nicht, normalerweise bin ich nicht der Typ dafür. Meine Member machen es auch nicht besser, bei jeder Gelegenheit verarschen sie mich und ich bin so genervt davon, dass ich letztens fast Innie angemault hätte, obwohl er nicht mal was gesagt hat. Jetzt weiß ich, weshalb es niemand mag, rot zu werden, es macht die Situation noch unangenehmer als sie es eh schon ist.

Aber Sungie ist es mir wert. Ich könnte ewig nur an ihn denken, mit ihm rummachen und meine Zeit mit ihm vertreiben. Schon nur die wenigsten Minuten ohne ihn sind für mich die reinste Hölle. Und kaum ist er wieder zurück, kann ich meinen Blick nicht mehr von ihm lösen, er hält mich fest und geht mir so tief unter die Haut, dass ich all meine verbliebende Selbstbeherrschung sammeln muss, um ihn nicht vor versammelter Mannschaft zu küssen.

Das alles klingt verdammt nach verliebt sein, haucht mir eine Stimme ins Ohr. Bitte was? Ich und verliebt? Eher friert die Hölle ein, als dass das wieder passiert. Und so gerne ich mich weiterhin belügen würde, mein Bauchgefühl sagt mir da was komplett anderes und auch wenn mein Kopf sich vor Verwirrung wild dreht, weiß ich, dass etwas an dieser Sache dran ist. Vielleicht nicht gerade Liebe, aber sowas in der Art.

Oh gosh, ich muss mich erstmal setzen. Die Erkenntnis trifft mich wie ein Blitzschlag: Ich bin nicht nur von meinem besten Freund angetan, ich mag Ji und ich will mehr. Nicht nur diese Freundschaft Plus Sache, nein, ich möchte eine verdammte Beziehung mit ihm.

Ein Hochgefühl durchströmt meinen Körper und ich muss vor Erleichterung über diese Klarheit, die etwas lange auf sich warten ließ, lachen. Ich will schon in meiner Euphorie aufspringen und nach Sungie suchen, doch ein Gedanke lässt mich innehalten. Was würde Eomma davon halten? Ach, was denke ich da, natürlich wird sie das nicht akzeptieren. Das hat sie damals nur allzu deutlich gemacht, als ich mit- Die Erinnerungen an ihn zwingt mich wieder zum Hinsetzen. Es war kurz, schön und schmerzhaft, vor allem die nicht sonderlich tolle Reaktion meiner Mutter. Meine positiven Gefühle sind im null Komma nichts verschwunden. Es bleiben nur noch die Angst, um das, was passieren könnte und die Ungewissheit.

Broken BirdsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt