X. Kapitel

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"The most common
form of despair
is not being
who you are."

- Søren Kierkegaard

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Der Regen dauerte vier volle Tage an. Man konnte kaum vor die Höhle gehen, ohne binnen Minuten bis auf die Haut durchnässt zu sein, doch selbst drinnen war es nicht völlig trocken, da Regenwasser durch die Spalten im Gestein tropfte und sich in Pfützen sammelte.

Da Qimir nicht mehr nach draußen gehen konnte, um frisches Gemüse zu ernten und Kräuter zu sammeln, mussten sie mit den Rationen vorliebnehmen, die er in wasserdichten Kisten im hinteren Teil der Höhle lagerte. Auch wenn Osha solche Rationen früher häufig gegessen hatte, fiel ihr erst jetzt auf, wie fad es im Vergleich zu Qimirs Essen schmeckte.

Das Klima des Planeten war an sich schon ziemlich kühl, doch jetzt wurde es so kalt, dass sie das Lagerfeuer die gesamte Zeit über brennen ließen.

Oshas Unruhe wuchs, je länger es ihr verwehrt blieb, nach draußen gehen zu können. Ihr wurde bewusst, wie sehr sie die langen Spaziergänge und der Blick auf das Meer beruhigt hatten. Qimir schien es im Gegensatz zu ihr nicht viel auszumachen, da er entweder meditierte oder sein Lichtschwert weiter reparierte. Vermutlich spürte er ihre steigende Frustration, denn irgendwann begann er ihr von der Philosophie der Sith und ihrer Geschichte zu erzählen.

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Das Holocron schwebte zwischen ihnen, wie von Geisterhand gehalten. Qimir bewegte seine Finger, den Blick auf das fünfseitige pyramidenförmige Objekt gerichtet, das sich daraufhin langsam öffnete. Wie von unsichtbaren Fäden wurden die einzelnen Teile auseinandergezogen, verharrten in der Luft. Mit großen Augen beobachtete Osha, wie sich das holografische Abbild einer Gestalt flackernd im Zentrum aufbaute. Sie trug eine schwarze Kutte, die Kapuze verdeckte das Gesicht.

„Frieden ist eine Lüge.
Es gibt nur Leidenschaft.
Durch Leidenschaft erlange ich Kraft.
Durch Kraft erlange ich Macht.
Durch Macht erlange ich den Sieg.
Der Sieg zerbricht meine Ketten.“

Die Worte klangen bedrohlich, verhallten in der Stille. Das Knistern des Feuers und das Prasseln des Regens drangen nur gedämpft an ihre Ohren.  

„Das ist der Kodex der Sith.“

Qimirs Stimme riss Osha in die Gegenwart. Das Hologramm der Gestalt verblasste, als sich das Holocron wieder zusammenfügte und in Qimirs offene Hand fiel.

Osha blinzelte. „Wer war die Gestalt?“

„Man nennt ihn den Torwächter. In diesen Holocrons ist unglaublich viel Wissen gespeichert, doch um ein Sith-Holocron zu öffnen, muss man die Dunkle Seite nutzen“, erklärte er.

„Ich habe zuvor noch nie eines gesehen.“ Ihr Blick war immer noch wie gebannt auf das Objekt gerichtet. So viel Wissen in einem so kleinen Ding ... Man würde Jahrzehnte brauchen, alles darin zu lernen, da war sie sich sicher. Sie konnte den Blick nicht davon lösen.

Qimir schnaubte. „Die Jedi halten ihre Holocrons auch unter Verschluss, genauso wie die wenigen Sith-Holocrons, die sie bereits aufspüren konnten.“

„Wie hast du das Holocron gefunden?“, fragte Osha neugierig, nicht sicher, ob er ihr darauf eine Antwort geben würde. Was seine Vergangenheit betraf, war Qimir bisher immer noch eher einsilbig.

„Ich habe einige Jahre damit verbracht, alte Relikte zu finden und zu verkaufen. Dabei bin ich auf drei dieser Holocrons gestoßen. Wie du dir denken kannst, habe ich das Wissen aus den Holocrons genutzt, um für mich einen Weg zu finden, die Macht zu nutzen.“

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