Schnee überall Schnee.
»Wir sind gleich beim Anwesen der Familie Withe, Mr. Black«, riss mich die monotone Stimme des Schofförs aus meinem Halbschlaf. Ich antworte nicht, sondern schaue nur aus den getönten Scheiben der Limousine. Wir fuhren auf einer geteerten Landstraße, um uns herum erstreckten sich hohe Bergketten, die wie alles hier mit Schnee bedeckt waren, vereinzelt standen noch große Fichten.
›Es ist wirklich ziemlich trostlos hier‹, sagte Cole, mein innerer Wolf, sichtlich gelangweilt. Cole war manchmal wirklich wie ein kleines Kind, bei ihm musste immer Action sein.
›Hallo, Erde an Logan, lebst du noch?‹ ›Jaja, bin noch da‹, antwortete ich ihm in Gedanken genervt.
›"Jaja" heißt „leck mich am Arsch"! Weißt du was? Fick dich Arschloch!‹, brüllte er so laut, dass ich einen Tinnitus bekam. Cole hatte wirklich die Stimmungsschwankungen einer hochschwangeren Wölfin. Ich stöhnte nur genervt auf, was der Schofför anscheinend mitbekam und mich beim Blick in den Rückspiegel kurz musterte.
Danke dafür.
Ein paar Minuten vergingen, in denen Cole nichts von sich hören ließ. Wir bogen in eine andere Straße ein, in der sich ein großes silbernes Tor befand. Das Tor wurde von zwei kreisförmigen Säulen aus weißem Marmor mit Blattmustern links und rechts der Straße getragen. Auf den Säulen saßen zwei Wolfsfiguren, die sich gegenüber saßen und den Mond anheulten, ebenfalls aus weißem Marmor. Der Schofför hielt den Wagen an, denn das Tor war verschlossen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sich das Tor langsam öffnete. Als das Tor ganz geöffnet war, ließ der Schofför den Wagen wieder an und fuhr langsam weiter. Die Straße war so breit, dass locker zwei Autos hätten darauf fahren können, an den Seiten der Straße standen Bäume, deren Stämme und Blätter weiß waren. Sie standen immer im gleichen Abstand voneinander entfernt.
Nach einer Weile kamen wir zu einem Kreisverkehr, in dessen Mitte eine weitere Wolfsstatue stand, auch aus weißem Marmor. Diese war nur viel größer und schaute einen im Sitzen an. Sie hatte auch blaue Augen, die einen förmlich durchbohrten. Der Wagen hielt vor einer riesigen Villa die im Blockhausstil gebaut war. Sie war teilweise im Berg verankert. Die Villa hatte drei Stockwerke, in der Mitte des obersten Stockwerks befand sich ein großes dreieckiges Fenster, das vom Boden bis zu den beiden Dachschrägen reichte, die am Fenster entlang verliefen. Die anderen Dachschrägen gingen zum Berg hin. Der Schofför stieg aus und öffnete mir die Tür. Beim Aussteigen bemerkte ich, dass der Schofför fast zwei Köpfe kleiner war als ich und für einen Werwolf ziemlich zierlich.
Wie sollte er mein Gepäck tragen? Als ich mich umsah, sah ich eine zierliche alte Dame auf mich zukommen. Sie hatte silberweißes Haar und haselnussbraune Augen, auf ihrer Nasenspitze saß eine Brille mit einem dünnen neongrünen Gestell.
»Willkommen bei den Withe's, Mr. Black«, sagte die alte Dame freundlich. Ich nickte nur und blickte zum Schofför, der immer noch mit meinem Gepäck beschäftigt war. Drei Taschen auf einmal? Kaum hatte ich das gedacht, fiel ihm auch schon eine in den Schnee.
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𝐓𝐡𝐞 𝐇𝐞𝐫𝐢𝐭𝐚𝐠𝐞 𝐨𝐟 𝐭𝐡𝐞 𝐍𝐨𝐫𝐭𝐡
Kurt AdamLogen Black der Alpha des Südrudels, fährt zu einer Versammlung der Rudelanführer in das Territorium des Nordrudels. Dort wo er nie gedacht hätte sie zu finden, findet er sie aufeinmal. Sie ist die älteste Schwester des Alphas des Nordens. Und sie...