Severus, bleib allein und wusste, er musste raus, musste mit irgendwem sprechen. Er griff nach seinem Mantel und trat aus der Tür. Er flohte direkt vor die Tür von Remus und Tonks' Haus in Hogsmeade. Es war spät, die kühle Abendluft umhüllte ihn, aber die Kälte in seinem Inneren war noch schneidender. Er zögerte einen Moment, bevor er an die Tür klopfte. Er war kein Mann, der oft um Hilfe bat, und schon gar nicht jemand, der sich leicht öffnete, doch er wusste, dass er jemanden brauchte, um nicht an seinen eigenen Gedanken zu zerbrechen. Nach wenigen Augenblicken öffnete Tonks die Tür, den kleinen Teddy auf dem Arm. Ihr Blick war überrascht.
»Severus?«, fragte sie überrascht, aber freundlich. »Was machst du denn hier so spät?« Er rang sich ein mattes Lächeln ab.
»Ich ... brauche jemanden zum Reden. Es tut mir leid, dass es so spät ist«, gestand er leise. Tonks betrachtete ihn einen Moment, und es war klar, dass sie spürte, dass etwas nicht stimmte.
»Komm rein«, sagte sie schließlich sanft und trat zur Seite, um ihm Platz zu machen. Sie schloss die Tür hinter ihm und fragte nur kurz: »Wie geht es Harry?« Severus schluckte schwer.
»E-er ist bei Ron«, sagte er leise, und das war alles, was Tonks wissen musste, um zu erkennen, dass die Situation ernst war.
»Remus ist im Wohnzimmer«, sagte sie leise. »Geh schon mal rein. Ich lege Teddy schlafen.« Er nickte dankbar und ging weiter in das kleine, gemütliche Wohnzimmer. Remus saß in einem Sessel und blätterte in einem Buch, doch als er Severus erblickte, setzte er sich aufrecht hin, Überraschung auf seinem Gesicht.
»Severus?«
»Ich... brauche jemanden zum Reden«, sagte Severus erneut, und diesmal brach seine Stimme ein wenig. Remus stand auf und ging auf ihn zu, seine Augen vor Sorge zusammengezogen.
»Setz dich«, sagte er ruhig und deutete auf das Sofa. »Was ist passiert? Wo ist Harry?« Severus sank auf das Sofa, vergrub das Gesicht in den Händen und brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen.
»Er ist bei Ron«, begann er schließlich, und dann brach alles aus ihm heraus. Er erzählte von dem Streit, von dem Geständnis, von Harrys Reaktion und wie er ihn in dieser Nacht allein gelassen hatte. Er erzählte von dem schrecklichen Moment, als er realisierte, dass Harry angegriffen worden war, und wie er sich selbst nicht verzeihen konnte. Remus hörte ihm schweigend zu, ließ ihn sprechen, bis Severus' Stimme zu einem Flüstern verklang. »Ich habe alles kaputt gemacht«, sagte Severus schließlich, seine Hände zitterten leicht.
»Ich weiß nicht, wie ich das wieder in Ordnung bringen soll.« Remus starrte Severus für einen Moment an, seine Augen funkelten vor aufgestauter Wut.
»Du hast es wirklich vermasselt«, sagte er schließlich, und seine Stimme zitterte vor unterdrückter Emotion. »Dein Temperament ... es war schon immer dein größtes Problem. Es hat dich schon damals in Schwierigkeiten gebracht, und jetzt siehst du, was es anrichten kann.« Er atmete tief durch und versuchte, seine Wut unter Kontrolle zu bringen. »Aber... ich verstehe auch, warum du es ihm verheimlicht hast. Warum du so lange nur James in ihm sehen konntest.« Severus sah auf, überrascht von Remus' plötzlichem Verständnis.
»Du verstehst es?«
»Ja, ich verstehe es«, antwortete Remus leise. »James hat dich damals zutiefst verletzt, und das Bild, das du von ihm hattest, hat sich in deinen Gedanken eingebrannt. Es wäre fast unmenschlich, das einfach so abzuschütteln. Aber Harry ist nicht James. Und er hat nie versucht, es zu sein.« Severus nickte stumm, zu erschüttert, um etwas zu erwidern. Remus fuhr fort, seine Stimme nun sanfter, aber nicht weniger ernst. »Harry ist niemand, der lange nachtragend ist. Aber er ist verletzt, Severus. Und bei ihm geht es vor allem um Vertrauen und Aufrichtigkeit. Das ist alles, was er jemals von dir wollte.« In diesem Moment kam Tonks zurück ins Zimmer, ohne Teddy auf dem Arm, aber mit einem entschlossenen Blick in den Augen.

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Blind Shades
FanfictionHarry Potter kehrt nach dem Krieg nach Hogwarts zurück, um sein letztes Schuljahr zu wiederholen, und verliebt sich hoffnungslos in Severus Snape. Nach einer Auseinandersetzung mit diesem verletzt sich Harry so schwer, dass er erblindet. Von Schuldg...