Blind Shades

Epilog

19 Jahre später

Am 1. September herrschte, wie jedes Jahr, reges Treiben am Gleis 9 ¾. Die warme Septemberluft war erfüllt von den aufgeregten Stimmen von Schülern, Eltern und dampfenden Lokomotiven. Es war der erste Schultag für viele junge Hexen und Zauberer, und die Plattform schien vor Leben nur so zu pulsieren. Harry und Severus standen inmitten des Gedränges, ihre Hände fest ineinander verschlungen. Die letzten Jahre waren für Harry und Severus eine Zeit voller Veränderungen, Herausforderungen und überwältigendem Glück. Nach Harrys Schulabschluss hatte er sich entschieden, eine Ausbildung zum Heiler zu machen, während Severus weiterhin als Professor für Zaubertränke in Hogwarts unterrichtete. Die Entscheidung, in den Heilberuf zu gehen, kam nicht von ungefähr – Harry wollte anderen helfen, so wie ihm einst geholfen wurde, und die Kombination aus seiner praktischen Magie und seinem tiefen Mitgefühl machte ihn zu einem herausragenden Heiler. Inzwischen hatte er sich einen Namen gemacht und war als einer der besten Heiler im St. Mungo's Hospital bekannt. Ihre Liebe, die anfangs durch Unsicherheiten und Selbstzweifel geprägt war, hatte sich in den Jahren gefestigt und vertieft. Bald nach Harrys Schulabschluss hatten sie geheiratet, und Harry nahm den Nachnamen Snape an. Die Entscheidung, Severus' Namen zu tragen, war eine bewusste Wahl, die ihre enge Verbindung und das Vertrauen, das sie zueinander aufgebaut hatten, symbolisierte. Es war eine schlichte, aber wunderschöne Zeremonie im engsten Kreis, mit Remus und Tonks als Trauzeugen und den engsten Freunden an ihrer Seite. Es gab keine große Feier – das brauchten sie nicht. Für sie zählte nur, dass sie endlich eine Familie waren. Nach ihrer Hochzeit hatten sie beschlossen, in Hogsmeade zu leben, ganz in der Nähe von Remus, Tonks, Teddy und Sirius Cassian, dem jüngeren Lupin-Sohn. Die enge Nachbarschaft sorgte dafür, dass ihre Kinder und die der Lupins eng miteinander aufwuchsen, wie Geschwister. Es war ein Leben voller Wärme, Lachen und gelegentlichem Chaos, das die Kinder unweigerlich mit sich brachten. Ihre Familie wuchs schnell, und heute waren sie stolze Eltern von drei wundervollen Kindern: Albus Aurelius, ihrem 13-jährigen Sohn, der wie Severus in Slytherin gelandet war und mit viel Talent und Ehrgeiz seine Schulkarriere begann; Lilly Luna, ihrer 10-jährigen Tochter, die bald ebenfalls in Hogwarts beginnen würde; und dem kleinen Collin Alexander, ihrem drei Jahre alten Nesthäkchen, der das Leben im Hause Snape seit seiner Geburt noch lebendiger gemacht hatte. Für Severus war die Vaterschaft eine unerwartete, aber erfüllende Rolle. Der einst kühle und verschlossene Zaubertränkemeister war nun ein hingebungsvoller Vater, der sich für seine Kinder die Zeit nahm, die er selbst nie gehabt hatte. Harry konnte nicht stolzer auf ihn sein.

»Wo steckt denn Albus?« Harry sah sich suchend um, den Blick über die Menschenmassen schweifen lassend. Sein Herz schlug immer noch schneller an diesem Tag, obwohl er schon so viele Male hier gestanden hatte. Der Hogwarts-Express dampfte und zischte in der Ferne, und die roten Waggons schimmerten in der Morgensonne.

»Er ist bei Scorpius und den Zwillingen da vorne«, antwortete Severus gelassen und deutete auf eine kleine Gruppe von Kindern. »Keine Sorge, er weiß, was er tut.« Albus Aurelius mit seinem glänzenden schwarzen Haar, das ihm unordentlich in die Stirn fiel, und den durchdringenden grünen Augen erinnerte er auf den ersten Blick stark an Harry, doch in seinem ruhigen, nachdenklichen Wesen zeigte er deutlich Severus' Einfluss. Er war ein Slytherin, genau wie Scorpius Draco Malfoy, sein bester Freund und Sohn von Draco und Hermine, ebenfalls 13 Jahre alt.

»Ich weiß, ich weiß«, seufzte Harry, während er den kleinen Collin Alexander, ihren dreijährigen Sohn, auf den Arm hob. »Es fühlt sich nur immer noch seltsam an, ihn wegfahren zu sehen.« Severus legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte leicht zu.

»Es ist schwer, sie loszulassen. Aber er ist stark, und er hat gute Freunde.«

»Du hast recht«, murmelte Harry und beobachtete, wie Albus sich mit Scorpius über das Quidditch-Team unterhielt, während Ron und Blaise' Zwillingstöchter, Aurora Liv und Rose Lilia, sich gegenseitig lachend etwas zuraunten. Ron und Blaise hatten sich tatsächlich schon kurz nach jenem Weihnachtsfest, als sie sich das erste Mal näherkamen, auf eine Beziehung eingelassen. Was als vorsichtiges Herantasten begann, entwickelte sich schnell zu einer leidenschaftlichen, aber oft auch stürmischen Beziehung. Die beiden waren sich in vielen Dingen sehr ähnlich – beide hatten ein hitziges Temperament und schreckten nicht davor zurück, ihre Meinung lautstark zu vertreten. Das führte dazu, dass sie oft miteinander stritten, leidenschaftlich und kompromisslos. Es waren Auseinandersetzungen, die manchmal bis spät in die Nacht dauerten, aber genauso heftig war die Versöhnung danach. Nach etwa einem Jahr der ständigen Höhen und Tiefen kam der Punkt, an dem sie beschlossen, getrennte Wege zu gehen. Doch es dauerte nicht lange, bis sie merkten, dass sie nicht ohne den anderen sein konnten. Ron fühlte sich leer ohne Blaise' ruhige, selbstbewusste Gegenwart, und Blaise vermisste Rons leidenschaftlichen Enthusiasmus und seinen Humor. Also fanden sie wieder zueinander – diesmal mit dem festen Entschluss, es wirklich ernsthaft zu versuchen. Ihre Hochzeit fand ein Jahr später in einer kleinen, aber sehr liebevollen Zeremonie statt, zu der all ihre Freunde und Familien eingeladen waren. Es war ein Tag, an dem alle Anwesenden die tiefe Verbindung zwischen ihnen spüren konnten, und es gab keinen Zweifel daran, dass sie füreinander bestimmt waren. Inzwischen waren sie stolze Eltern von vier Kindern – den 13-jährigen Zwillingen Aurora Liv und Rose Lilia, die, ganz wie Blaise, einen Hauch von Eleganz und Stolz in sich trugen; dem neunjährigen Max Elias, der mit seinem wilden Temperament und blühenden Fantasie eindeutig nach Ron kam und das Haus immer auf Trab hielt; und dem kleinen Daniel Aurel, der mit zwei Jahren die Herzen seiner Eltern und Geschwister gleichermaßen im Sturm eroberte. Blaise hatte jedoch bereits angedeutet, dass er sich noch mehr Nachwuchs wünschte, und Ron lachte immer nur und meinte, dass sie das noch besprechen müssten.