Kapitel 43

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Alle sitzen wie erstarrt da. Mum vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen. Ich stehe auf und nehme sie in den Arm.

"Sie wird uns wieder akzeptieren. Bestimmt!", versuche ich Mum Hoffnung zu geben, obwohl ich mir selbst da nichtmal so sicher bin.

"Ich frage mich gerade, ob sie uns jetzt alle hasst oder nur euch...", sagt Niall leise und bekommt dafür einen Schlag von Liam auf den Oberarm. "Ouch! Was denn, ich meine ja nur."

"Ich werde ihr nachgehen. Ihr könnte mein Essen einpacken lassen und Harry kann es mir dann vorbei bringen.", sagt Mum.

Ich nicke, dann sehe ich in die Runde. Niall sieht aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen. Er tut mir verdammt leid. Aber er hat nichts mit der Familiengeschichte zu tun, also wieso sollte Giné wütend auf ihn sein? Er weiß es auch erst seit zwei Jahren und das auch nur, weil ich ihm alles erzähle und damit meine ich wirklich alles, weil er mein bester Freund ist.

"Leute, ihr könnte mein Essen auch einpacken, ich gehe ins Hotel.", sage ich stehe auf und nehme im Rausgehen noch meine Jacke vom Haken. Ich will einfach nur ins Bett.

POV Anne:

Es ist schon etwas dunkel, aber die Straßenlaternen sind noch nicht an. Ich schaue mich um, das Resturant liegt an einem Park. So wie ich Giné kenne ist sie dort hingegangen um den Kopf frei zu bekommen.

Ich laufe los und suche sie. Ich finde sie auf einer Bank sitzend und den Weg vor sich anstarrend.

Langsam nähere ich mir und setze mich still neben sie. Sie sieht mich kurz an und starrt dann wiede auf die Straße. "Geh weg.", ist das einzige, was sie sagt. Ich schließe kurz die Augen um mich zu sammeln.

"Du wirst immer meine Tochter bleiben!", sage ich.
Ich bekomme keine Antwort nur eine Gegenfrage: "Wann hast du es den anderen allen erzählt?"

"Du warst gerade im Urlaub bei deinen Großeltern und ich habe mit Harry und Gemma alte Geschichten erzählt und da ist es mir rausgerutscht. Ich wollte es euch allen eigentlich gleichzeitig sagen."

Sie nickt. "Das sind dann vermutlich nicht meine Großeltern. Meine ganze "Familie" ist eine Lüge.", sie macht eine Pause, dann sieht sie mich an. "Mum, wie würdest du dich fühlen, wenn du plötzlich erfährst, dass du eigentlich gar nicht zu der Familie gehörst. Nicht biologisch und dann erfährst du auch noch, dass du die einzige bist, die es nicht weiß. Sogar noch die einzige außerfamiliärisch. Ich meine die Jungs."

Ich schaue in ihre Augen, die voller Schmerz sind. Es bricht mir das Herz meine Tochter so zu sehen und ich fühle nichts außer Reue. "Es würde weh tun.", sage ich. Sie nickt zustimmend. "Das tut es."

"Ginny-"

"Giné, mein Name ist Giné."

"Giné... ich wollte es dir sagen, wenn du alt genug bist, aber dann wurdest du immer älter und ich hatte solche Angst, dass du dann nichts mehr mit uns zu tun haben willst. Ich weiß jetzt, dass das sehr dumm war, dass je später ich es dir erzähle du verletzter sein würdest. Ich hatte nur solche Angst."

Giné, sieht einfach weiter auf die Straße.

"Die anderen können nichts dafür, dass sie es dir verheimlicht haben. Ich wollte es dir sagen und habe ihnen verboten den Mund aufzumachen. Ich weiß, dass das unverzeihlich ist, aber vielleicht kannst du es irgendwann verstehen."

"Warum du es so lange verheimlicht hast, werde ich wirklich nie verstehen und ich weiß nicht, ob ich es dir jemals verzeihen kann. Wieso habt ihr mich adoptiert? Wo komme ich her?"

Ich hole tief Luft, ich wusste, dass diese Frage kommen würde. Natürlich werde ich sie beantworten. Komplett. Weitere Lügen, wären jetzt sehr dumm.

*Flashback*

Ich betreute jetzt schon seit einigen Monaten die Kinder im Wohnheim. Und ich mochte es. Es ist so ein Heim, wo die Kinder hinkommen, weil sie nicht bei ihrer Familie leben können, es ist aber kein Waisenhaus.

Ich war bei den kleinen Kindern meistens. Die Storys, die sie hatten waren schlimm, oft waren die Eltern nicht fähig ihre Kinder großzuziehen, weil sie Drogenprobleme hatten oder im Gefängnis saßen oder gesundheitlich nicht in der Lage waren.

Eines Tages kam ein neues kleines Mädchen zu uns. Gerademal sieben Monate alt. Ein Jahr jünger als mein Sohn Harry und drei Jahre jünger als Gemma, meine Tochter.

Die beiden waren an dem Tag mit zu mir auf Arbeit gekommen, weil der Kindergarten geschlossen hatte und Robin mein Mann, nicht auf sie aufpassen konnte.

Mit dem ersten Blick, den ich in ihre Augen geworfen habe, war ich verliebt. Sie hatte grünbraune Augen, die mich neugierig ansahen, während sie mit ihren Händen spielte. Sie hatte kleine rotbraune Locken und lachte an dem Tag sehr viel.

Sie war ein sehr fröhliches Baby, doch ihre Geschichte war nicht schön.

Ich sah in ihre Akte, dort stand kein Name, die Lücke war frei. Bei den Eltern standen allerdings Namen, ich kannte sie nicht. Die Ursache, weshalb sie zu uns kam, brach mir das Herz.

Ihr Vater war im Gefängnis, lebenslänglich, mehr stand zu ihm nicht. Die Mutter ist gestorben. Sie ist erst einen Tag bevor dieses kleine Mädchen zu uns kam gestorben. An einer Überdosis. Die Nachbarn hatten Geräusche aus der Wohnung gehört, schreien und klappern und hatten dann die Polizei gerufen, die hatten dann die tote Frau gefunden und in einem anderen Zimmer lag das Mädchen schlafend.

Auf der Geburtsurkunde stand kein Vorname, nur der Nachname. Dann haben sie das kleine Kind am nächsten Tag direkt hier zu uns gebracht.

Nachdem ich mir die Akte angeschaut hatte ging ich wieder zu den Kindern und was ich sah erwärmte mein Herz wieder. Die drei saßen dort und spielten. Also spielen konnte man das nicht wirklich nennen: Gemma kommandierte Harry rum, der neben dem Mädchen saß und mit ihren Händen spielte und seine große Schwester nicht wirklich beachtete, die das aber anscheinend nicht wirklich zu bemerken schien. Und die Dritte im Bunde lag da und lachte, während sie zwischen Harry und Gemma hin und her blickte.

Die drei waren ein perfektes Trio.

Sie 'spielten' den ganzen Tag miteinander und als Robin Gemma und Harry abholte, war Gemma kurz davor das kleine Mädchen mit zu ziehen. Und da kam mir eine Idee.

Ich würde sie adoptieren und die drei könnte Geschwister werden, das kleine Mädchen könnte bei einer Familie leben und die drei könnten eine Freunde werden.

Normalerweise, wenn ich meine Kinder mit hier her nahm interresierten sie sich nicht wirklich für die anderen, aber jetzt hatten sie nur Augen für den Neuzugang.

Robin stimmte meiner Idee direkt zu und in den nächsten Wochen wurde sie unsere Tochter, Privat und auf dem Papier. Sie bekam unseren Nachnamen und den Vornamen: Giné.

Ich fand er passte perfekt zu ihr. Der Name klang irgendwie königlich und sie war eine Prinzessin. Sie hatte einen starken Blick und eine Austrahlung, die ich nicht beschreiben kann. Und wenn sie lachte waren alle Augen im Raum auf sie gerichtet, so ehrlich klang es.

Sie war direkt vom ersten Blick in ihre Augen meine Tochter.

*Flashback ende*

You stole it, but... /Larry, one direction fanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt