#42 Majoli Petit

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„Was soll zwischen uns sein? Wir sind Arbeitskolleginnen, mehr nicht. Matylda kann schwierig sein, aber ich komme schon klar mit ihr. Da ist sonst nichts... keine andere Verbindung." Meine Stimme klang fester, als ich mich fühlte.

Liora lächelte sanft. „Du bist wirklich keine gute Lügnerin, Majoli," sagte sie ruhig.

Sie stand auf und kam näher. Ihre Hand legte sich sanft auf meine Schulter, ohne aufzudrängen, sondern wie eine stumme Geste des Verständnisses. „Weißt du, Majoli, verrat es mir lieber gar nicht. Ich spüre, dass da etwas Tieferes ist, als ich ahne. Aber wenn du jemals jemanden zum Reden brauchst – ich bin hier. Du bist eine außergewöhnliche Frau, und das solltest du wissen. Was auch immer zwischen euch läuft, du solltest dich fragen, ob du wirklich auf etwas wartest, das vielleicht nie kommen wird."

Ich schaute Liora in die blauen Augen. Sie war viel zu klug, um meine Ausflüchte zu glauben. Doch es ging nicht nur um mich. Es ging um Matylda. Ich würde niemals etwas tun, das sie verletzen könnte.

In diesem Moment kam Matylda zurück in den Pausenraum, eine Teetasse in der Hand. Ihre Miene war kühl, distanziert, doch der kurze Blick, den sie uns zuwarf, verriet mehr, als sie mit Worten hätte ausdrücken können.

Liora trat einen Schritt zurück, ließ meine Schulter los und setzte sich wieder auf ihren Platz, während sie Matylda ein freundliches Lächeln schenkte. „Ich sagte Majoli gerade, dass sie ihre Zeit nicht mit der falschen Frau verschwenden sollte. Sie ist ein Diamant und verdient jemanden, der sie zu schätzen weiß... oder was meinst du, Matylda?"

Liora war klug, vielleicht sogar zu klug für dieses Gespräch. Sie wusste genau, welche Fäden sie zog, und ich sah, wie sich Matyldas Schultern unmerklich anspannten. Ihr kalter, durchdringender Blick verriet, dass sie Lioras Worte nicht unberührt ließen.

„Jede Frau sollte ihren Wert kennen," antwortete Matylda, ihre Stimme so kühl wie ihr Blick. „Majoli ist alt genug, um ihre Entscheidungen selbst zu treffen. Ich halte mich da raus. Auch ich habe meine Erfahrungen gemacht, bevor ich meinen Mann gefunden habe."

Liora ließ nicht locker. „Und hast du jemals bereut, deinen Mann geheiratet zu haben?"

Es war eine gewagte Frage, die die Spannung im Raum förmlich zum Knister brachte. Liora spielte ein gefährliches Spiel, aber sie wollte mir wohl zeigen, dass Matylda nie bereit sein würde, ihre Gefühle für mich zuzulassen.

Matylda zögerte einen Moment, bevor sie antwortete. „Das Leben hat Höhen und Tiefen. Bereuen ist nicht das richtige Wort." Ihr Tonfall war neutral, doch in mir formte sich ein Stich der Enttäuschung. Wie konnte sie mir erzählen, dass sie ihn liebt?

Sie fuhr fort: „Ob ich ihn mit meiner heutigen Reife und Erfahrung nochmal geheiratet hätte? Schwer zu sagen. Aber ich kann mich nicht beschweren."

Dann warf sie mir einen kurzen, traurigen Blick zu. In diesem Moment wusste ich, dass sie ihre Gefühle für mich nicht leugnen konnte, so sehr sie es versuchte. Es war eine stumme Wahrheit, die zwischen uns schwebte.

Liora, immer noch unerschütterlich, lächelte leichthin. „Tja, gut, dass ich noch Single bin," sagte sie, ohne den Blick von mir abzuwenden. „Falls du es noch nicht gehört hast, Majoli, ich wäre nicht abgeneigt, eine intelligente und schöne Frau kennenzulernen." Sie zwinkerte mir schelmisch zu.

Matylda stand abrupt auf, ihre Tasse fest in der Hand. „Danke für das Essen, aber ich muss zurück zur Arbeit," sagte sie, ohne uns anzusehen, und verließ den Raum. Ihre Schritte hallten durch den Flur, und ich spürte, wie eine Kälte zurückblieb, die nur sie hinterlassen konnte.

Da ging sie, meine Eiskönigin. Was würde ich nicht alles tun für dich, Matylda...

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