#34 Majoli Petit

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Tage vergingen, Wochen. Die Sehnsucht nach Matylda schien mich aufzufressen, und nichts half dagegen. Agnes bemerkte, dass etwas nicht stimmte, aber sie sprach es nicht direkt an. Stattdessen war sie die ständige Sonne in meinem vernebelten Kopf, mit ihren lockeren Sprüchen und ihrem aufrichtigen Lachen. Doch jedes Mal, wenn ich allein war, fiel ich in die alte Gewohnheit zurück: Alkohol und endlose Gedanken an Matylda. Ich wollte vergessen, wollte sie loslassen, aber es war unmöglich. Ihre letzte Nachricht hallte noch immer in meinem Kopf nach.

Und dann kam der Anruf.

„Majoli, du kannst zurück in dein altes Krankenhaus,“ teilte mir die Pflegedienstleitung mit. „Ab nächste Woche bist du wieder auf deiner Station.“

Ich hielt das Telefon fest umklammert, mein Herz setzte für einen Moment aus. Das bedeutete, dass ich wieder Matylda begegnen würde. Panik und Vorfreude kämpften in mir. Wie würde es sein, ihr nach all der Zeit gegenüberzustehen? Würde sie mich wieder so kalt abweisen wie damals? Oder war da doch mehr, tief unter ihrer eisigen Fassade?
.....
So lange hatte ich auf diesen Tag gewartet.. Auf den ersten Tag, zurück auf meiner alten Station fühlte sich surreal an. Jeder Winkel erinnerte mich an Matylda, an das, was zwischen uns passiert war. Unsere heimlichen Treffen. Die Berührungen. Ihr verführerisches Lächeln, das so schnell wieder von dieser eisigen Maske abgelöst wurde. Und dann, als ob mein Herz den Moment vorahnte, kam sie durch die Tür.

„Majoli,“ begrüßte sie mich mit ihrer gewohnten, kühlen Stimme. Ihre rot gefärbten Haare fielen perfekt über ihre Schultern, und ihre hellbraunen Augen musterten mich mit dieser unnahbaren Distanz, die mich wahnsinnig machte. „Ich hoffe, du hast deinen Aufenthalt im anderen Krankenhaus genutzt, um… nachzudenken.“

Nachdenken? Ha, wenn sie wüsste, wie viele Stunden ich damit verbracht hatte, genau das zu tun. „Natürlich,“ sagte ich, versuchend, meine Nervosität zu verbergen. „Es war... sehr erleuchtend.“

„Gut,“ erwiderte sie knapp und fügte mit einem kaum sichtbaren Zucken ihrer Lippen hinzu: „Denk daran, was damals geschehen ist, bleibt in der Vergangenheit. Es war ein Fehler, den wir nicht wiederholen werden.. Ich habe nehmlich auch in deiner Abwesenheit noch mal klar nachgedacht.

Ein Fehler. Dieses Wort brannte sich in meine Brust. Ich wollte widersprechen, ihr ins Gesicht sagen, dass es für mich kein Fehler war. Aber stattdessen brachte ich nur ein unsicheres Lächeln zustande und nickte. „Ja, natürlich.“ Ich hatte nicht die Kraft mit Matylda zu Diskutieren und weder wollte ich ihr belegen, dass da doch irgendeine Verbindung steckt...

...

Die ersten Tage waren qualvoll. Matylda behandelte mich wie jede andere Kollegin streng, professionell, und das machte mich verrückt.
Sie ignorierte die Spannung, die zwischen uns immer noch in der Luft hing, als wäre nichts gewesen. Ich habe mir fest vorgenommen sie aus der Reserve zu locken.

„Weißt du, Matylda,“ sagte ich eines Nachmittags mit einem Grinsen, als wir allein im Dienstzimmer waren, „ich hab da immer noch dieses Tattoo auf meinem Oberschenkel. Du erinnerst dich, oder?“

Ihre Augen blitzten kurz auf, aber sie zwang sich zu einer neutralen Miene. „Das ist nicht der richtige Ort für solche Gespräche, Majoli.“

„Ach komm schon,“ erwiderte ich schelmisch. „Ist doch nur ein kleines Andenken an… sagen wir, unsere gemeinsame Geschichte.“ Ich betonte das letzte Wort und beobachtete, wie sich ihre Kiefermuskeln anspannten. Sie versuchte, die Kontrolle zu behalten, aber ich wusste, dass sie meine Worte trafen. Ich konnte doch nichts bei der Eiskönig hinterlassen haben. Das konnte doch alles keine Einbildung sein...

„Majoli,“ begann sie mit strenger Stimme, „lass das. Es ist vorbei. Was passiert ist, wird nicht wieder geschehen.“

Ich trat einen Schritt näher und sah ihr direkt in die Augen. „Aber du denkst noch daran, nicht wahr?“

Für einen Moment schien sie die Fassade zu verlieren, aber nur kurz. „Konzentrier dich auf die Arbeit,“ sagte sie knapp und drehte sich weg. Doch ich ließ nicht locker.

„Ich weiß, dass du mich vermisst hast,“ sagte ich zu Matylda.

„Majoli, hör auf damit,“ antwortete sie scharf.

„Was? Ich sage doch nur die Wahrheit.“ Ich lehnte mich lässig zurück und grinste. „Oder hast du etwa nie an mich gedacht und nie Agnes gefragt was ich so treibe?"

Ihre Augen funkelten gefährlich, aber sie blieb ruhig. „Ich habe eine Familie, Majoli. Kinder. Ein Ehemann. Was passiert ist, war ein Fehler.“

„Ein Fehler, ja?“ Ich trat einen Schritt näher, mein Herz hämmerte. „warum bist du so angespannt, wenn ich in deiner Nähe bin?“

Matylda atmete tief durch und schloss kurz die Augen. „Weil du mich provozierst,“ sagte sie leise, ihre Stimme voller unterdrückter Emotionen. „Aber es wird nichts ändern. Zwischen uns… kann nichts sein.“

Und Sie verließ das Dienstzimmer..

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