#38 Majoli Petit

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Das Piepen am Monitor aus Zimmer 207 riss uns beide aus unserem Bann.

Natürlich war dies der perfekte Zeitpunkt für Matylda, um aus der Situation zu flüchten. Und das tat sie auch.

Ich saß weiterhin auf dem Tisch. Ich hatte sie fast. Fast hätte sie mir zugegeben, wie viel sie für mich fühlt.

Es dauerte, aber kurz vor der Übergabe kam Matylda wieder.

„Der Herr hat all die Kabel durcheinandergebracht. Und dann wollte er die Schuld seinem Zimmernachbarn geben, der tief und fest geschlafen hat,“ amüsierte sich Matylda über die blöde Ausrede.

Ich schaute auf die Uhr und wusste, dass es jetzt keinen Sinn mehr machte, etwas zu klären. Aber heute werde ich nicht locker lassen...

„Ich gehe schon mal zur Übergabe,“ kündigte ich an.

Matylda folgte zügig nach.

...

Nach der Übergabe nahm ich meine Zigaretten und schaute zu Matylda hinüber. „Machst du nicht Feierabend?“ fragte ich sie.

„Ich muss noch die letzten Einträge erledigen. Dir wünsche ich einen schönen Feierabend, Majoli.“ Und weg war sie.

„Bis gleich...“ flüsterte ich vor mich hin. Heute entkommst du mir nicht, Matylda.

Ich lief zu meinem Auto und rauchte meine Zigarette. Ich hielt Ausschau, wo Matylda geparkt hatte. Glück gehabt, sie muss an meinem Auto vorbeigehen.

Ich wartete, und es dauerte nicht lange. Von wegen Einträge machen...

Sofort stieg ich aus dem Auto und duckte mich etwas. Matylda lief mit ihrem Korb an mir vorbei, doch ich hielt sofort an ihrem Korb fest. Matylda schrie auf, aber als sie mich sah, beruhigte sie sich wieder.

„Bist du verrückt, Majoli? Erschreck mich doch nicht so!“

„Ja, bin ich. Das solltest du am besten wissen,“ grinste ich frech.

„Was machst du noch hier?“ fragte Matylda.

„Komm, steig ein,“ befahl ich ihr fast und öffnete die Beifahrertür.

„Nein... Was soll das? Ich muss nach Hause,“ regte sich Matylda auf und wurde laut.

„Wir müssen reden... Wenn du nicht einsteigst, schwöre ich dir hoch und heilig, dass ich mich hier auf die Schnellstraße lege... Viel zu verlieren habe ich ja nicht.“

Natürlich hätte ich das nicht getan, aber ich musste sie überzeugen.

„Das würdest du nicht tun, Majoli...“ Sie versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien.

„Und ob ich das tun würde. Ich hab im Kofferraum gestrecktes Zeug, das bei mir eine Psychose auslöst... Da hält mich nichts auf,“ drohte ich erneut.

Das stimmte auch nicht. Tatsächlich hatte ich durch gestrecktes Zeug schon zweimal eine Art Psychose, aber ich war seitdem clean.

Matylda atmete schwer ein und aus, gab dann aber endlich auf. Sie stieg ein und ich gab Gas.

„Wohin fahren wir?“ fragte sie.

„Hier in der Nähe ist ein Waldstück, da können wir ruhiger reden,“ erklärte ich ihr.

Die Fahrt verlief schweigend.

Als wir ankamen, parkte ich und Matylda schaute mich mit einer kalten Miene an.

„Du brauchst gar nicht so zu tun, als ob dir alles egal wäre.“

„Majoli, ich habe keine Zeit für irgendwelche Spielchen. Komm auf den Punkt, was wolltest du unbedingt besprechen?“

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